Konferenz der Tiere

TRIER. (mew) Längst hat sich das 1979 entstandene Theaterensemble Max-Tuch-Theater ein Renommee in der Region erspielt, das stets für volle Säle sorgt. Die aktuelle Morgenstern-Revue "Die Rehlein beten zur Nacht" entlockte den zahlreichen Zuschauern Bravo-Rufe.

Er ist nicht leicht zugänglich und dennoch hat er am Ende alle gepackt. Der Lyriker Christian Morgenstern wird als komplexer Charakter gezeichnet. In der Literatur durch seine überaus humorvollen lyrischen Ergüsse bekannt geworden, die seine andere Seite zunächst überdeckt. Tief im Inneren ist es dunkel in dem Dichter. Sein Werk vereint Stimmungslyrik und groteske Sprachspielereien. Diesen Spagat bringt auch das Max-Tuch-Ensemble auf die Bühne, wobei der Schwerpunkt auf dem melancholischen Morgenstern liegt. "Mich hat das Depressive an ihm gereizt", erzählt Regisseurin Birgit Hoffmann. Ihre Faszination für den Literaten hat sie auch in der Entscheidungsphase innerhalb des Ensembles transportieren können: "Wir lasen einige Texte, und da ist gleich ein Funke übergesprungen." Mit entsprechendem Feuer präsentieren sich die zwölf Akteure. Beeindruckend und gleichermaßen beklemmend sind die Tanz-Sequenzen mit dem Tod zu der bass-betonten Musik von Arvo Pärt. Bernhard Nink beweist ein gutes musikalisches Händchen. Nicht nur abends am Piano, sondern schon vorab bei der Komponistenwahl. Eric Saties Stücke (Nink: "Er passt in etwa in die Lebenszeit Morgensterns.") fügen sich nahtlos in die Inszenierung, ergänzen sie. "Als wir erst nach der Sommerpause mit Musik probten, gab das einen richtigen Motivationsschub", berichtet Birgit Hoffmann. Dennoch liegt der Schwerpunkt klar auf den Texten. Bekanntes wie der "Lattenzaun" (pfiffig visualisiert mit knallgelben Bauhelmen) oder "Palmström" treffen auf verklausulierte, lyrische Lebensbetrachtungen. Passend zum aktuellen Stand der Sachbuch-Bestseller-Liste findet im vollen kleinen Saal der Tufa die Inszenierung des "Adams-Prinzips" statt: Ein Affe mutiert auf seinen Wunsch hin zum Menschen, erschrickt beim eigenen Anblick fürchterlich, pflanzt sich aber unbekümmert fort. Das Urteil seiner Umwelt: "Noch heute sind Nachwirkungen der früheren Gestalt zu erkennen." Da macht die Adams-Rippe als Existenzgrundlage der Eva doch einiges klar. Auch der am Schreibtisch von Selbstzweifeln und Talentsuche (flehend: "Goethes Geist durchglühe mich!") geplagte Schriftsteller findet schließlich zu sich selbst und erkennt scheinbar Simples: "Ein Mensch bin ich." Weitere Termine: 8.10., 25.10., 27.10., 28.10., 3.11., 8.11., 11.11. im kleinen Saal in der Tuchfabrik.

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