Koslowski nach Olympia-Aus: „Erstmal verarbeiten“

Ankara (dpa) · Das Olympia-Aus ist bitter. Bundestrainer Felix Koslowski holt mit den deutschen Volleyballerinnen in Ankara zwei Siege in der Vorrunde - das ist aber zu wenig. Seine Zukunft lässt er offen.

Selbst zwei Vorrundensiege in Ankara haben den deutschen Volleyballerinnen nicht für den Einzug ins Halbfinale der Olympia-Qualifikation gereicht. Damit ist auch der Trip nach Rio verspielt. „Wir sind natürlich sehr enttäuscht“, räumte Bundestrainer Felix Koslowski ein.

Herr Koslowski, zwei Siege und trotzdem das Olympia-Aus. Wie sieht die Bilanz des Bundestrainers aus?

Felix Koslowski: Im Vorfeld haben wir gedacht, dass zwei Siege reichen könnten, um in die Zwischenrunde einzuziehen. Leider war das nicht der Fall. Wir sind natürlich sehr enttäuscht, aber mit nur fünf, sechs Tagen Vorbereitung haben wir wirklich ein gutes Turnier gespielt. Wir können auf jeden Fall in den Spiegel schauen. Wir haben unser Schlüsselspiel gegen den EM-Zweiten Holland gelöst, danach haben die keinen Satz mehr abgegeben. Und wir haben gegen Kroatien souverän durchgezogen.

Wie bewerten Sie den Turniermodus, der dazu geführt hat, dass die Deutschen schon drei Spiele gespielt hatten, bevor die Niederlande in ihrem zweiten auf die schon fürs Halbfinale qualifizierten Türkinnen gestoßen ist.

Koslowski: Jeder, der was von Volleyball versteht, hat gesehen, dass die Türkei da nicht mehr mit letzter Konsequenz gespielt hat. In meinem Kopf ist immer ein Fairplay-Gedanke. Ich möchte niemandem etwas unterstellen, aber wir hatten kein gutes Gefühl, als wir das Spiel gesehen haben, und sind traurig, dass es so weggegeben wurde.

Was bedeutet dieses Olympia-Aus für die Zukunft der Mannschaft?

Koslowski: Das werden wir noch sehen müssen. Heute ist erst mal ein trauriger Tag für uns alle. Es gibt Spielerinnen, die haben es jetzt dreimal probiert, zu Olympia zu kommen, und es nicht einmal geschafft. Das muss man erst mal verarbeiten. Dann muss man sich Gedanken machen, wie man den nächsten Olympia-Zyklus angehen will, mit welchen Leuten und wer überhaupt noch dabei bleiben will. Aber das müssen wir alles nicht heute entscheiden, sondern in den nächsten Wochen.

2011 und 2013 war Deutschland jeweils EM-Zweiter. Warum gelingt es derzeit nicht, daran anzuknüpfen?

Koslowski: Das Niveau in Europa ist sehr eng beieinander, und es gibt immer wieder auch ein Team, das überrascht. Wir müssen analysieren, was die letzten beiden Jahre passiert ist, warum wir nicht mehr so nahe dran sind an der Weltspitze. Man kann mal ein nicht so gutes Jahr haben oder, wie bei der letzten EM, eine Spielerin wie Christiane Fürst nicht dabei haben. Aber die Frage ist, warum wir es nicht schaffen, Spielerinnen aus dem Nachwuchs nach und nach zu integrieren. Warum uns der Mut dazu fehlt. Andere Nationen machen uns das vor.

Werden Sie weiter als Bundestrainer die Entwicklung begleiten?

Koslowski: Das ist in erster Linie die Entscheidung des Verbandes. Wir werden erstmal diese Olympia-Qualifikation auswerten, auch wenn das schwer ist bei der kurzen Vorbereitung, die wir hatten. Da hatten wir keine großen Möglichkeiten, etwas zu verändern, sondern konnten nur versuchen, die Spielerinnen möglichst fit zu machen und taktisch gut vorzubereiten. Meiner Meinung nach hat das aber alles gut funktioniert, und die Mannschaft hat sich gut präsentiert.

Sie sind auch Cheftrainer des Bundesligisten Schweriner SC. Könnten Sie sich überhaupt eine Doppelbelastung vorstellen?

Koslowski: Da muss der Verband sich erst mal Gedanken machen, ob er sich einen hauptamtlichen Bundestrainer leisten will und kann. Ich fühle mich bei meinem Heimatverein sehr wohl.

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