Kreatives Energiebündel

TRIER. Wunderbar wandelbar, Energiebündel, Artikulationskünstlerin – in der Person von Barbara Ullmann vereinigen sich viele Attribute. Die Trierer Schauspielerin und Sängerin war am Trierer Theater in "Theatersport" zu bewundern, hat sich aber vor allem mit Chanson- und Revue-Soloprogrammen einen Namen gemacht.

Als blondes Gift à la Marilyn Monroe bezaubert sie in ihrer 50er-Jahre-Revue "Nitribitt und Nierentisch", als Kind des Elends rührte sie mit "Lieder eines armen Mädchens" von Friedrich Hollaender ihr Publikum zu Tränen. Barbara Ullmann (41) überzeugt in höchst unterschiedlichen Rollen, als Persönlichkeit mit eigenem Profil, die mit einer gehörigen Portion Humor allzu Tragisches vor Tränenduselei rettet und allzu Kitschiges mit ironischer Distanz erträglich macht. Aber auch als Darstellerin, die ihren Charakteren hohe Authentizität verleiht, indem sie sich mit großer Offenheit auf sie einlässt.Handwerk wie Klempner oder Bäcker

Genau so, wie auf das Leben selbst: "Bei mir passieren viele Dinge, weil ich einfach erst mal ja sage." Und dann sprudelt sie los, schlägt einen Bogen von der Kindheit in Göttingen über erste Statistenrollen am dortigen Theater hin zur Schauspielschule nach Graz, wo sie unter Hunderten ausgewählt wurde. "Ein Glücksfall für mich. Dort lehrte man: Bildet euch bloß nichts ein! Ihr lernt ein Handwerk, genau wie Klempner, Bäcker oder Schreiner." Die Zeit in Graz schildert Ullmann so lebendig, dass man sich selbst in der quirligen Atmosphäre einer südländisch geprägten Marktstadt wähnt. Und dann ist das Studium dort schon fast vorbei und der Zuhöher befindet sich mit Ullmann plötzlich in Trier, eine "Riesenmonstertasche" voll mit Requisiten und Kostümen vom Bahnhof zum Theater schleppend, wo vorgesprochen werden soll. Das läuft so gut, dass der Intendant Ullmann sofort verpflichten will. Sie aber zögert, denn es lockt noch eine Vakanz beim Karlsruher Staatstheater. Doch der Direktor der Schauspielschule überzeugt sie: "In Trier bekommst du doch eher richtige Rollen als an einem großen Haus!" So landet sie 1987 in der Moselstadt und gleich in drei höchst unterschiedlichen Stücken, einem Schauspiel, einer musikalischen Revue und einer Operette. "So vielseitig ging das dann weiter, ganze vier Jahre lang", erzählt Ullmann. Danach geht sie in die Selbstständigkeit, was ihr heute, als Mutter zweier Söhne, Flexibilität gibt. Ullmann wirkt in verschiedenen Städten an einzelnen Produktionen mit, moderiert, lehrt professionelles Sprechen und Auftreten und vieles mehr. "Es ergibt sich erstaunlich viel aus dem Beruf.""Irgendwas geht immer"

Auf Anregung von Gertrud Emmrich, der Leiterin der VHS Schweich, entwickelt sie dann ihr erstes Soloprogramm "Life is a cabaret" mit Musicalmelodien und Chansons, das 1993 in der Schweicher Synagoge aufgeführt wird. Es folgen unter anderem musikalische Rezitationsabende, Programme mit Werken von Kurt Weill und Friedrich Hollaender. "Das hat richtig Eigendynamik entwickelt." Die letzte Produktion "Nitribitt und Nierentisch" war so erfolgreich, dass sie im August acht Mal im Hansa-Theater Berlin aufgeführt wurde. Die Verbindung hatte Barbara Ullmanns Ehemann und musikalischer Begleiter Joachim Mayer-Ullmann geknüpft, der dort als musikalischer Leiter verpflichtet ist. Im Herbst wird Barbara Ullmann im Kapuzinertheater Luxemburg in zwei zusammengehörenden Inszenierungen, dem "Reigen" von Arthur Schnitzler und "Blue Room", dessen neuzeitlicher Übersetzung, spielen. Daneben wirkt sie in Tübingen weiterhin an "Theatersport" mit. Der liegt ihr besonders am Herzen, denn er hat ihr viel für Beruf und Leben gebracht: "Man lernt, sich positiv auszurichten und gewinnt die Sicherheit: Irgendwas geht immer." Am 15. Oktober um 17 Uhr und am 16. Oktober um 11.15 Uhr liest Barbara Ullmann im Rahmen der jüdischen Tage in der Synagoge Schweich aus dem Tagebuch der Anne Frank.

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