Kreativität ohne Grenzen

TRIER. Tänzer mit und ohne Behinderung kommen in diesem Sommer aus aller Welt nach Trier. Beim DanceAbility Teacher-Training in der Tufa lernen die Teilnehmer, wie sie kreativen Tanz für alle Niveaus und Fähigkeiten planen und unterrichten.

 Stehen bald gemeinsam auf der Bühne: Behinderte und nicht behinderte Tänzer.Foto: Martina Wolf

Stehen bald gemeinsam auf der Bühne: Behinderte und nicht behinderte Tänzer.Foto: Martina Wolf

Bei DanceAbility tanzen Menschen mit unterschiedlichen Bewegungsmöglichkeiten - mit oder ohne körperliche oder geistige Behinderung. Dabei werden die Fähigkeiten jedes einzelnen für den künstlerischen Ausdruck genutzt. Im Vordergrund stehen der künstlerisch-kreative Prozess und die menschliche Begegnung. Ein wesentliches Element dieser integrativen Tanzform ist die Kontakt-Improvisation. Menschen bewegen sich zusammen, folgen einem gemeinsamen Kontaktpunkt, teilen ihr Körpergewicht und kommunizieren auf diese Weise tänzerisch miteinander. So entdecken Personen mit den unterschiedlichsten Bewegungsmöglichkeiten eine gemeinsame Basis des künstlerischen Ausdrucks. Das Projekt ist aus der Suche des amerikanischen Tänzers Alito Alessi nach neuen Bewegungsformen und Improvisationsmöglichkeiten im Tanz entstanden. Zusammen mit Karen Nelson versuchte er, die festen Strukturen des konventionellen Tanzes aufzuweichen. Mitte der 80er Jahre gab es den ersten DanceAbility-Workshop mit Menschen vielfältiger Fähigkeiten. Seither arbeitet Alessi eng mit dem gelähmten Tänzer Emery Blackwell zusammen. Ziel ihrer gemeinsamen Arbeit ist, die Grenzen von Tanz oder die der Tänzer zu erweitern und die Berührungsängste zwischen Behinderten und Nicht-Behinderten abzubauen. Vom 21. Juli bis 15. August leitet Alessi ein internationales DanceAbility Teacher-Training in der Tufa. Dabei lernen die Teilnehmer neben dem Unterrichten auch, wie sie eine Performance auf die Beine stellen. Gegen Ende des Trainings können sie ihre neuen Erfahrungen "im richtigen Leben" anbringen: Am 7. und 8. August von 9.30 bis 13 Uhr organisieren sie einen DanceAbility-Workshop in der Tufa, an dem jeder teilnehmen kann. Gemeinsam wird eine kleine Performance erarbeitet und eventuell sogar auf der Straße aufgeführt. Schon im vergangenen Jahr gab es ein ähnliches Projekt, das mehrere Trierer Institutionen unterstützten. Dieses Mal allerdings wird die Veranstaltung ganz ohne Sponsoren laufen. Die Trainingsräume der Tufa stehen zwar kostenlos zur Verfügung, aber vom Flug über die Unterkunft und Verpflegung bis hin zum Training müssen die Teilnehmer alles selbst bezahlen. Für die Organisatorinnen, Maja Hehlen, Gudrun Körzel, Marina Idaczyk und Alice Andersson vom Tufa-Tanzverein keine leichte Aufgabe. Viele der Gäste brauchen rollstuhlgerechte Unterkünfte, und die sind dünn gesät in Trier. Es gibt kein Hotel mit solchen Möglichkeiten, "und für vier Wochen wäre das auch richtig teuer", meint Körzel. "Meist haben Menschen mit einer Behinderung ohnehin wenig Geld." Noch wird ein rollstuhlgerechtes Zimmer gegen geringe Bezahlung - bis zu 200 Euro für vier Wochen - gesucht. Die englischsprachige Person kann zwei bis drei Schritte gehen, das Badezimmer muss also nicht behindertengerecht ausgestattet sein. Bislang haben sich schon 19 Personen aus der ganzen Welt zum Training angemeldet. Noch sind Plätze frei. Teilnehmen kann jeder, mit oder ohne Behinderung. Günstig wären als Voraussetzung erste Erfahrungen im Bereich Theater, Performance oder Tanz. Nähere Informationen und Anmeldungen sowie Unterkunfts-Angebote erteilen und nehmen entgegen: Alice Andersson 0651/76997 oder bei Maja Hehlen 06581/923545.

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