Kunstgeschichte(n): Kurze Hosenbeine

Malberg · "Warum hat denn der Ritter im Winter kurze Hosen und lange Strümpfe an?", fragte Max neulich ganz entsetzt, als er vor einem Bild im Museum stand. "Ist dem nicht kalt?" Kann schon sein.

Trotzdem bleibt er lieber unten herum leicht bekleidet. Er will schließlich seine strammen Waden zeigen. Auf vielen alten Bildern sind nicht nur Ritter, Landsknechte (das waren gemietete Soldaten, Könige und vornehme Herren mit kurzen Hosen und langen Strümpfen abgebildet. Gut ausgebildete Muskeln sind nämlich nicht erst heute modern. Sie galten auch früher schon bei Männern als ausgesprochen schick. Runde Waden und kräftige Oberarme bedeuteten Stärke und männliche Schönheit. Danach richtete sich auch die Mode. Die Hosenbeine blieben kurz. Die Strümpfe waren als Blickfänger zum Teil knallig bunt. Wer dazu noch einen Gürtel um die Taille trug, galt als Mann mit Kampfgeist und Angriffslust. Wer seine dünnen Arme und Beine wegmogeln oder einfach noch mehr Eindruck machen wollte, trug todschicke Puffärmel und kurze Pumphosen. Es gab auch Gestelle, um unter den Kleidern den Oberkörper aufzumöbeln. Eine Pelzkappe oder ein riesiger Hut machte den Mann von Welt als Kraftpaket komplett. Puffärmel und kurze Pumphosen sind inzwischen in der Herrenmode nicht mehr angesagt. Wer gerne breite Schultern hätte, lässt höchstens seine Anzugjacke aufpolstern. Viel besser ist allerdings: ganz viel Sport treiben. Was sich aber nicht geändert hat: Früher wie heute drückt sich in der Kleidung aus, wie ein Mensch sein und wie er auf andere Menschen wirken will. Übrigens noch etwas anderes, das heute modern ist, ist in Wirklichkeit schon ganz alt: die Risse in den Jeans, über die sich Mama immer so aufregt. Schon vor vielen Jahrhunderten machten sich die Landsknechte und später die Studenten Risse und Schlitze in ihre Kleider, um ihre Freiheit und Unabhängigkeit zu zeigen. Eva-Maria Reuther

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