Langfassung: Die Bürosoftware OpenOffice

Lübeck/Berlin (dpa/gms) - Auf Bürorechnern herrscht meist Eintönigkeit: Word, Excel, PowerPoint und Access - die Hauptkomponenten von Microsofts Officepaket - haben an Arbeitsplätzen selten Konkurrenz. Das könnte sich jedoch bald ändern.

Mit einem neuen Softwarepaket der für April/Mai angekündigten Version 2.0 wollen die Programmierer des OpenOffice-Projektes eingeschworene MS-Office-Nutzer von den Vorzügen ihrer kostenlosen Bürosoftware überzeugen.

„OpenOffice ist ein gutes Produkt. Es hat alle wesentlichen Funktionen“, urteilt Peter Knaack, Computereexperte der Stiftung Warentest in Berlin. Und weil viele Computernutzer angesichts von 299 Euro, die Microsoft laut Preisempfehlung allein für ein Update auf die aktuelle Office-Basisversion „Standard Edition 2003“ verlangt, in den eigenen vier Wänden immer noch mit Raubkopien hantieren, ist dem Warentester zufolge auch der „Wohlfühl-Effekt“ ein gutes Argument für das kostenlose OpenOffice.

Als eine für Normalanwender brauchbare Alternative zu Microsoft-Office scheint auch der Internetriese AOL, dessen Kunden gemeinhin nicht als bastelfreudige Computerfreaks angesehen werden, die kostenlose Bürosoftware zu betrachten: „Wir haben OpenOffice in der Version 1.1 auf der CD unseres aktuellen Magazins, um den Lesern eine interessante Software zu bieten“, sagt AOL-Sprecher Tobias Riepe in Hamburg. Eine Wertung für oder gegen Microsoft-Office sei damit aber nicht verbunden.

Microsoft in München betrachtet diese Entwicklung laut Pressesprecher Tomas Jensen gelassen - und stützt sich auf seine professionellen Kunden: „Natürlich können Sie als Privatanwender mit OpenOffice Briefe schreiben. Wenn es aber darum geht in einem global agierenden Unternehmen in Teams an Projekten zu arbeiten, macht es für Firmen einen Unterschied, ob die Software aus einer Hand stammt oder nicht.“

Völlig unproblematisch ist der Umstieg auf die Open-Source-Software nicht: „Ich habe OpenOffice mal längere Zeit benutzt, es dann aber wieder aufgegeben“, erzählt Warentester Knaak. Momentan arbeite er wieder mit Word, Excel und Co. Für Knaak ist aber vor allem problematisch, was für viele Nutzer auf den ersten Blick als großer Vorteil erscheint: „Die OpenOffice-Programme sind den Microsoft-Programmen verdammt ähnlich“, kritisiert er.

Was dem Anwender oberflächlich betrachtet bei den OpenOffice-Komponenten Writer oder Calc vertraut vorkommt, sei im Detail dann doch völlig anders als bei Word oder Excel. Umsteiger, die sich mit dem Microsoft-Anwendungen gut auskennen, tappten zu häufig in die „Gewohnheitsfalle“. Wäre OpenOffice komplett anders aufgebaut, sei der Spagat zwischen zwei Office-Paketen einfacher, schätzt Knaack.

Die OpenOffice-Entwickler haben das Problem erkannt. Sie ziehen allerdings andere Konsequenzen daraus: „Die nächste Version des Officepaketes, die im April oder Mai zeitgleich auf Deutsch, Englisch und in 20 weiteren Sprachen erscheint, soll auch in den Details möglichst so aussehen wie MS-Office“, erklärt Rolf Meyer aus Lübeck, der das deutschsprachige OpenOffice-Projekt leitet. „Mit OpenOffice.org 2.0 wollen wir noch mehr Nutzer zum Umstieg animieren.“ Zudem werde die Version 2.0 endlich eine in das Programmpaket integrierte Datenbanksoftware haben.

Bereits seit dem 27. Januar bietet die deutsche Openoffice-Gemeinschaft mit der neusten „PrOOo-Box“ ein Softwarepaket an, das neben der seit Dezember 2004 erhältlichen Version OpenOffice.org 1.1.4 für die Betriebssysteme Windows, Linux und Mac OS X auch Anleitungen, Zusatzsoftware, Cliparts und Schriften bietet.

Vor allem aber wurde die Version 1.1-11 der „PrOOo-Box“ um das Datenbankprogramm SQLite für Windows ergänzt. „SQLite ist besonders für Windows-Nutzer interessant, die bisher keine Datenbank eingesetzt haben“, erklärt Meyer. Die Anbindung an OpenOffice werde in der deutschsprachigen Anleitung ausführlich beschrieben.

Die „PrOOo-Box“ kann als CD-Version zum Preis von 6,55 Euro beim Verein OpenOffice.org Deutschland bestellt werden. Über die deutschsprachige Webseite ( www.prooo-box.org) lässt sich auch eine Kopie der CD herunterladen. Openoffice-Kenner haben dort zudem die Möglichkeit, sich die Inhalte der CD anzuschauen und gezielt auszuwählen.

Systemvoraussetzungen für OpenOffice.org 1.1: Windows: Pentium-PC, Windows 98/2000/ME/XP, Java-Runtime Version 1.41_02, 64 Megabyte (MB) Arbeitsspeicher (RAM), CD-ROM-Laufwerk, 250 MB freie Festplattenkapazität; Linux: Linux Kernel 2.2.13 oder höher, glibc2 2.2.0 oder höher, 64 MB RAM, 300 MB freie Festplattenkapazität; MAC: Mac OS X 10.2 x , 128 MB RAM, 280 MB freie Festplattenkapazität.

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