Lebende Puppen zur Geisterstunde

TRIER. (len) In der Nacht von Samstag, 30., auf Sonntag, 31. August, sind die Geschäfte in der Innenstadt von Mitternacht bis vier Uhr morgens geöffnet. Mit der Aktion "Trier nachtaktiv" wollen die Händler neue Kunden gewinnen.

Einkaufen zu nächtlicher Stunde - was manche Menschen für kompletten Wahnsinn halten, hat für andere seinen Reiz: Nach einem entspannten Abend mit Musik, gutem Essen und einem Glas Wein in lockerer Atmosphäre durch die Stadt ziehen, bislang übersehene Geschäfte entdecken und neue Produkte kennen lernen. "Wir glauben, dass die Leute aufgrund der außergewöhnlichen Zeit in Geschäfte gehen werden, die sie bislang nicht besucht haben", erklärt City-Managerin Inge Schönherr. "Wir nehmen an, dass sie mutiger sind als sonst und gucken, was es Neues gibt." Besonders hoffen die Händler auf Kunden aus der Großregion, etwa aus Saarbrücken oder Luxemburg, die normalerweise den weiten Weg nach Trier scheuen. Schönherr: "Wir wollen Trier als Einkaufsstadt bekannter machen und zeigen, dass sich ein Besuch immer lohnt.""Es geht prinzipiell darum, neue Kunden zu gewinnen"

Wichtiger als der Gewinn in der Nacht ist für die Geschäftsleute die langfristige Wirkung der Veranstaltung. "Die verkaufsoffene Nacht ist ein Imagegewinn für Trier", ist sich Schönherr sicher. Um ihren Kunden etwas zu bieten, haben sich viele Händler für die Nacht noch besondere Aktionen einfallen lassen. Bei Jadis Mode in der Brotstraße etwa steigen von Mitternacht bis 1 Uhr Models zwischen die Schaufensterpuppen. "Wie bei ,Trier nachtaktiv' die Stadt zum Leben erwacht, so erwachen bei uns um Mitternacht die Puppen zum Leben", erklärt Inhaberin Doris Kugel. "Wir machen nicht mit, weil wir mit einem riesigen Umsatz rechnen. Wir sehen die Nacht mehr als eine große Werbeaktion für die Stadt. Trier stellt sich damit als dynamische Stadt dar." Eine neue Produktserie stellt Gunther Niedenführ in seinem Geschäft "Kofferecke Leder Ludwig" am Hauptmarkt vor. "Es geht prinzipiell darum, an dem Abend neue Kunden zu gewinnen", sagt er. "Ich werbe nicht für mich persönlich. Jeder Kunde, der zusätzlich nach Trier kommt, ist für die Stadt ein Erfolg." Ob er in der Nacht Gewinn machen wird, weiß er nicht. Niedenführ: "Natürlich rechne ich damit, dass der ein oder andere bei uns etwas kauft. An eine solche Aktion geht man aber natürlich sehr vorsichtig heran und versucht, die Kosten niedrig zu halten." Ein Rollentausch vollzieht sich in der Buchhandlung Interbook: Den nächtlichen Verkauf, der unter dem Motto "Tausend und eine Nacht" steht, haben komplett die Auszubildenden des Betriebs organisiert. Für die meisten Geschäftsleute war es leicht, ihre Mitarbeiter für die Aktion zu begeistern. "Das war kein Problem. Es ist die Frage, wie man es rüberbringt", berichtet Gunther Niedenführ. "In kleinen Unternehmen geht es halt familiär zu. Sicher wird in der Nacht auch das ein oder andere Glas für unsere Kunden und das Personal ausge-schenkt. Da machen die Mitarbeiter gerne mit." Formeller geht es in einigen Kaufhäusern zu. Dort müssen die Betriebsräte der nächtlichen Arbeit zustimmen. Da dies bislang nicht überall geschehen ist, ist für einige Firmen - wie Galeria Kaufhof - noch unklar, ob sie an "Trier nachtaktiv" teilnehmen werden. "Wir sind ein mitbestimmungspflichtiger Betrieb. Nach dem Betriebsverfassungsgesetz müssen die Betriebsräte zustimmen. Diese Zustimmung liegt uns nicht vor", sagt Hans P. Schlechtriemen, Geschäftsführer von Kaufhof.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort