Leidenschaft für Bach und Haydn

IRSCH/SAAR. Für den Kirchenchor Irsch/Saar ist 2005 kein gewöhnliches Jahr: 1780 gegründet, feiert der Chor sein 225-jähriges Bestehen. Mit seinem biblischen Alter gehört er zu den ältesten Chören im Bistum Trier.

"…die Burschen von Irsch im kirchlichen Choralgesang zu unterweisen gegen eine Gebühr." In der Chronik der katholischen Pfarrgemeinde St. Gervasius und Protasius Irsch kann man diese Worte über den heimischen Kirchenchor nachlesen. Mit dieser Weisung des erzbischöflichen Schulvisitators, Pastor Canaris von Conz, an den Schulmeister und Küster von Irsch, Christoph Tressel, schlug die Geburtsstunde des Kirchenchors, der 1780 gegründet, in diesem Jahr auf ein stolzes Alter zurückblickt.Passionskonzert zum Auftakt

Sein 225-jähriges Bestehen will der mittlerweile gemischte Chor groß feiern. Den Auftakt gleich mehrerer Feierlichkeiten bildet ein Passionskonzert am Sonntag, 13. März, 17 Uhr, in der Irscher Pfarrkirche. Weitere Konzerte schließen sich an. Einen musikalischen Leckerbissen verspricht die Missa brevis in C-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart am Kirmessonntag, 19. Juni. Den festlichen Gesang wird das Kammerorchester Saarburg begleiten. Nach so vielen Jahren seines Wirkens ist der vierstimmige Chor im Gemeindeleben von Irsch nicht mehr wegzudenken. Zwar konzentriert sich der Chor auf die musikalische Begleitung der kirchlichen Feiertage, aber auch bei weltlichen Anlässen stehen die 27 Sänger keineswegs abseits, etwa beim traditionellen Weinfest. "Wir sind ein fröhliches Völkchen", sagt Vorsitzender Roman Scholer. "Einer musste es ja machen", sagt Scholer leicht schmunzelnd, "aber massiv gedrängt wurde ich nicht. Trotz der vielen Arbeit macht das Amt auch viel Spaß." Die Zahl der Aktiven hält Roman Scholer für noch steigerungsfähig. Mit 27 Sängern sei zwar keine besorgniserregende Zahl erreicht, so der Vorsitzende, denn in allen Stimmlagen sei der Chor voll handlungsfähig. Dennoch blickt Scholer ein wenig neidvoll auf das Ende der 80er-Jahre zurück mit damals mehr als 40 Sängern. Vor allem Männerstimmen würden gebraucht. Einen kleinen Lichtblick in der Nachwuchsförderung bildet der Schüler Felix Annen, das jüngste Chormitglied. Dennoch sagt Scholer: "Leider ist unsere Werbung nicht auf besonders fruchtbaren Boden gefallen."Probe auf dem Rastplatz

Ein weiterer Blick zurück zu den Anfängen: Der besagte Schulmeister Tressel errichtete 1781 beim "Schunke-Schäle-Born" ein Votivkreuz, das bis 1940 dort stand, berichtet der Chronist Pater Markus, der viele Jahre als Pastor in Irsch wirkte. An jener Stelle bestehe eine sehr gute Akustik in der Landschaft, schrieb er, weshalb angenommen wird, dass an schönen Sommerabenden dort Chorproben abgehalten wurden. Heute finden die Proben unter Leitung von Jörg Thomas einmal wöchentlich im Pfarrhaus statt. Spontaneität sei für den Chor kein Fremdwort, sagt Scholer. Auf einem Chorausflug habe man sich kurzerhand beim Frühstück entschlossen, in Aachen zu singen. Da sei auf einem Autobahn-Rastplatz noch schnell eine Probe anberaumt worden. Ob in Altötting, Passau oder im Mainzer Dom: Wenn sich der Chor auf großer Fahrt befindet, wird gesungen. Scholer lobt die Zusammenarbeit unter den Irscher Vereinen: "So wie hier ist es nicht überall." Obwohl die neugeistliche Chorliteratur aufgeschlossen angenommen wird, bilde die klassische Musik die große Leidenschaft des Chors, sagt Scholer. Bevorzugte Komponisten seien Haydn, Mozart und Bach - nicht zu vergessen die anspruchsvollen Chorwerke von Bruckner. Der langjährige Chorleiter und Organist Josef Paulus komponierte zudem speziell für den eigenen Kirchenchor ein vierstimmiges Magnificat. Die Jubiläumstermine: 13. März, Passionskonzert; 19. Juni, Kirmeshochamt mit Mozart-Messe; 10. Juli, Dekanatssingen; 18. Dezember, Adventskonzert von Musikverein, Männergesangverein und Kirchenchor.

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