Aus dem Archiv 18.500 Grundschüler mehr bis 2025 in Rheinland-Pfalz: Dramatischer Lehrermangel droht

Trier · Bildungsministerin will zusätzliche Stellen schaffen. An der Uni Trier soll neuer Studiengang eingerichtet werden. Eltern und Gewerkschaft fordern deutlich mehr Einstellungen.

18.500 Grundschüler mehr bis 2025: Dramatischer Lehrermangel in Rheinland-Pfalz droht
Foto: dpa/Patrick Pleul

In diesem Jahr wurden 4470 Grundschüler in der Region eingeschult. Diese Zahl könnte in den nächsten Jahren deutlich steigen. Denn es werden wieder mehr Kinder geboren – auch in der Region. Im vergangenen Jahr kamen hier 4655 Säuglinge auf die Welt. Und die werden – sofern sie hier wohnen bleiben – in den Jahren 2024 und 2025 eingeschult werden. Das führt dazu, dass es mittelfristig zu wenig Grundschullehrer gibt.

2025 werden es laut rheinland-pfälzischem Bildungsministerium rund 18 500 Grundschüler mehr sein als  heute – derzeit sind es etwa 138 000 Grundschüler. Landesweit wurden in diesem Jahr rund 36 000 Erstklässler eingeschult.

Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) kündigte am Montag an, dass wegen der steigenden Zahl der Grundschüler 500 zusätzliche Lehrer eingestellt würden. Jedes Jahr würden dafür Grundschullehrkräfte eingestellt und Planstellen ausgebaut, sagte Hubig weiter. Auch soll die Zahl der Studierenden für das Grundschullehramt steigen. Hubig kündigte an, dass ab dem Wintersemester 2020/2021 an der Uni Trier Grundschullehrer ausgebildet werden. 120 Studienplätze sollen dafür geschaffen werden. Bislang ist das in Rheinland-Pfalz nur an der Uni Koblenz-Landau möglich.

Noch vor zwei Jahren ging das Statistische Landesamt von weiter sinkenden Schülerzahlen in Rheinland-Pfalz aus. Daher hat das Bildungsministerium die Zahl der in den nächsten Jahren benötigten Grundschullehrer deutlich reduziert. Wurde für dieses Jahr noch ein Bedarf von 400 zusätzlichen Lehrern errechnet, sollen es im kommenden Jahr noch 350 sein und 2025 sogar nur noch 180.

Bundesweit fehlen laut einer gestern veröffentlichten Bertelsmann-Studie in den kommenden sechs Jahren 26 300 Lehrer an Grundschulen. Die Kultusministerkonferenz, der die Bildungsminister aller Bundesländer angehören, hatte im Oktober 2018 noch einen Mangel von 15 300 Grundschullehrern errechnet.

Reiner Schladweiler, Vorsitzender des Regionalelternbeirats, geht davon aus, dass der Bedarf noch viel größer sein wird. Allein in Rheinland-Pfalz fehlen seiner Ansicht nach bis 2020 insgesamt 6000 Lehrer in allen Schularten. Dieser Bedarf werde in den kommenden Jahren weiter steigen. Seit langem fordert er daher eine Erhöhung des Bildungsetats um mindestens eine Milliarde Euro pro Jahr.

Auch der Lehrerverband VBE kritisiert, dass zu wenige Planstellen an Grundschulen eingerichtet werden. Der Landesregierung fehle die Weitsicht, „wie sich der Bedarf an Lehrkräften entwickelt“, sagt VBE-Landeschef Gerhard Bold. „Wir kommen nicht umhin, Personal einzustellen, das nicht primär für die Arbeit an Grundschulen ausgebildet wurde“, sagt Verbandsvize Oliver Pick.

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