Landwirtschaft Afrikanische Schweinepest: Landwirte fürchten Milliardenverluste

Trier · Der Bauernverband ruft dazu auf, vorsorglich 70 Prozent aller Wildschweine zu töten.

 ARCHIV - Ein weibliches Wildschwein (Bache) sucht am 05.04.2016 in einem Mülleimer in einem Waldgebiet im Stadtbezirk Tegel in Berlin nach Futter. (zu dpa Infobox Wildtierarten in der Stadt - eine Auswahl vom 17.01.2018) Foto: Gregor Fischer/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

ARCHIV - Ein weibliches Wildschwein (Bache) sucht am 05.04.2016 in einem Mülleimer in einem Waldgebiet im Stadtbezirk Tegel in Berlin nach Futter. (zu dpa Infobox Wildtierarten in der Stadt - eine Auswahl vom 17.01.2018) Foto: Gregor Fischer/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

Foto: dpa/Gregor Fischer

Die Sorge, dass die Afrikanische Schweinepest bald auch in Deutschland wütet, wächst. Nachdem auch in Tschechien Fälle gemeldet wurden, stuft das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) das Risiko einer Einschleppung als hoch ein und ruft zur Wachsamkeit auf.

Infizierte Tiere sterben innerhalb einer Woche qualvoll. Für den Menschen ist die Krankheit zwar nicht ansteckend, doch fürchtet die deutsche Landwirtschaft Verluste in Milliardenhöhe.

„Für uns lautet die Frage nicht, ob sie kommt, sondern wann“, sagt Michael Horper, Präsident des Bauernverbands Rheinland-Nassau. Sei die Seuche doch schnell nähergerückt. Die Auswirkungen wären laut Horper dramatisch. Bereits wenn die Krankheit bei deutschen Wildschweinen nachgewiesen würde, hätte dies laut Bauernverband zur Folge, dass Schweinefleisch nicht mehr in Länder außerhalb der EU exportiert werden könnte. Ein Preisverfall wäre absehbar. Sollte auch nur ein Hausschwein erkranken, müssten all seine Artgenossen im Umkreis von mehreren Kilometern gekeult und entsorgt werden. „Wir haben hier alle richtig Angst davor“, sagt Landwirt Gerhard Thiel aus Ingendorf in der Eifel. Den Landstrich rund um Bitburg träfe es besonders hart – liegt dort doch eines der Zentren der rheinland-pfälzischen Schweinefleischproduktion. Thiel ist überzeugt: „Wenn es wirklich so weit kommt, fängt ein Drittel der Betriebe nie wieder mit Schweinen an. Dann ist es vorbei.“ Der Mensch spielt bei der Verbreitung der Krankheit die tragende Rolle. Über Kot am Autoreifen, schmutzige Kleidung oder in Wurstwaren kann der hartnäckige Virus sich ausbreiten. Schon ein Butterbrot, das ein LKW-Fahrer aus dem Fenster wirft, wird so zum Risiko. Der Bauernverband fordert, auf allen Parkplätzen verschließbare Mülleimer aufzustellen. Im Eifelkreis Bitburg-Prüm, wo sich Jäger, Bauern und Behörden seit Jahren mit dem Thema befassen, wurden mehrsprachige Handzettel an Rasthöfen verteilt. Sie warnen, dass man weder Fleisch noch Wurst aus Osteuropa importieren sollte.

Auch kranke Wildschweine können den Virus auf Haustiere übertragen. Daher fordern Bauern einen radikalen Abschuss. So plädierte Bauernverbands-Vize Werner Schwarz kürzlich dafür, 70 Prozent der Schweine zu erschießen. Auch Muttertiere und Frischlinge. Ohne Schonzeit. Horper findet, man müsse wieder über Fallen nachdenken. Vorschläge, die nicht nur bei Tierschützern schlecht ankommen. Das Mainzer Umweltministerium spricht von einem „völlig theoretischen Ansatz“. „Kein Mensch weiß, wie viele Wildschweine es gibt“, sagt Günther Klein, Sprecher des Landesjagdverbands. Muttertiere abzuschießen sei gesetzlich verboten und nicht verhandelbar. „Solche Aussagen reißen in einer Situation, die enge Zusammenarbeit zwischen Landwirten, Jägern und Politikern fordert, unnötig Gräben auf“, sagt Klein, der zudem betont, dass die Jäger aktuell mehr schießen. Der Jagdverband fordert Bauern auf, in ihren Feldern Schneisen für die Jagd zu lassen. Das Umweltministerium plant bald ein Gipfeltreffen zur Afrikanischen Schweinepest. Das Land hat den Abschuss von Schwarzwild bereits vor Jahren erleichtert. So dürfen die Tiere ganzjährig bejagt werden.

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