Wirtschaft Nach 90 Jahren ist erst mal Schluss

Daun · Wer noch ein Bier im Goldenen Fässchen in Daun trinken will, sollte sich beeilen. Das Haus wird morgen geschlossen. Wie es weitergeht, ist offen. Die Besitzer suchen einen Pächter oder Käufer.

 Seit mehr als 90 Jahren wurden Gäste von Familie Berlingen beherbergt und beköstigt. Dieses Kapitel wird nun beendet, die Familie führt das Haus nicht weiter.

Seit mehr als 90 Jahren wurden Gäste von Familie Berlingen beherbergt und beköstigt. Dieses Kapitel wird nun beendet, die Familie führt das Haus nicht weiter.

Foto: TV/Stephan Sartoris

Hotel Fries-Porz, Hotel Hommes, Hotel Groß – vielen Daunern sind diese Namen immer noch ein Begriff, auch wenn diese Häuser schon vor vielen Jahren geschlossen wurden. Das steht nun einem weiteren bekannten Betrieb in der Kreisstadt bevor: dem Hotel zum Goldenen Fässchen in der Rosenbergstraße. Morgen, Sonntag, 14. Januar, werden seine Pforten geschlossen, und es endet ein 90 Jahre währendes Kapitel Hotellerie und Gastronomie.

Franz und Annemie Berlingen haben das Haus über Jahrzehnte geführt, beide sind Ende vergangenen Jahres im Abstand von nur wenigen Tagen gestorben. Ihr Sohn Ralf (50), seit Ende der 1990er Jahre mit im Betrieb dabei, schließt für sich aus, das Haus weiterzuführen. „Ich habe es gerne gemacht, habe mich bis zuletzt nachts, wenn mein Arbeitstag zu Ende war, mit meinem Vater, obwohl er sehr krank war, übers Geschäft unterhalten. Er fehlt mir als wichtiger Ratgeber und Gesprächspartner. Mein Entschluss steht fest, auch wegen meiner angeschlagenen Gesundheit: Ich mache nicht weiter.“ Was er zukünftig machen will, ist noch offen: „Ich werde mich erst mal orientieren.“ Und nicht nur er: Für gut zehn Fest- und Teilzeitangestellte endet eine teilweise langjährige Betriebszugehörigkeit, hinzu kommen Aushilfen, die stundenweise im Fässchen gearbeitet haben.

Ralf Berlingens Bruder Johannes (56) ist als Professor für allgemeine Betriebswirtschaftslehre/Tourismuswirtschaft (insbesondere Hotellerie und Gastronomie) an der Fachhochschule Wilhelmshaven und als Sachverständiger für Hotel- und Gaststättenbetriebe zwar vom Fach, aber auch für ihn kommt ein Einstieg ins Familiengeschäft nicht infrage.

Er sieht sich nun vor die Aufgabe gestellt, auszuloten, wie es mit dem Gebäude weitergehen könnte. Eine im Wortsinn große Aufgabe, denn es muss jemand gefunden werden, der ein tragfähiges Konzept hat, wie gut 2000 Quadratmeter Nutzfläche über fünf Geschosse genutzt werden könnten.

Anfang des 20. Jahrhunderts hatte der Großvater von Ralf und Johannes Berlingen eine Schreinerei auf dem Grundstück, auf dem heute das Hotel steht, eröffnet. Damals war der Standort noch Stadtrand, heute liegt er im Zentrum von Daun. Ein Umstand, den Johannes Berlingen optimistisch stimmt: „Ein solches Areal mitten in der Stadt hat aus meiner Sicht durchaus Potential.“

1927 wurde eine Wirtschaft eröffnet, die Beherbungsmöglichkeiten wurden immer wieder erweitert, zuletzt 1983 auf die heutige Kapazität von 30 Zimmern. Hinzu kommen Konferenz- und Banketträume für bis zu 100 Personen, eine klassische Gaststätte und zwei Kegelbahnen. Sie waren einst wichtiger Umsatzbringer, als Kegelclubs noch regelmäßig Ausflüge machten und das Goldene Fässchen in Daun ein beliebtes Ziel war. „Das ist über die Jahre immer weniger geworden“, sagt Ralf Berlingen, „und auch die Auslastung der Bahnen durch Einheimische hat nachgelassen.“

Das Goldene Fässchen war für viele Organisationen erste Wahl als Veranstaltungsort, ob für Parteien oder den Bauernverband. Außerdem war Platz genug für auch große Beerdigungskaffees. „In vielen Bereichen war es rückläufig, es gibt weniger Lauf- und Stammkundschaft“, beschreibt Ralf Berlingen die Entwicklung der vergangenen Jahre.

   Er hat viele Jahre im Goldenes Fässchen gearbeitet, aber weiterführen will er es nach dem Tod seiner Eltern nicht: Ralf Berlingen.

Er hat viele Jahre im Goldenes Fässchen gearbeitet, aber weiterführen will er es nach dem Tod seiner Eltern nicht: Ralf Berlingen.

Foto: TV/Stephan Sartoris
 Am 14. Januar ist erst mal Schluss im Goldenes Fässchen: Wie es weitergeht, ist offen, die Besitzer wollen verpachten oder verkaufen.

Am 14. Januar ist erst mal Schluss im Goldenes Fässchen: Wie es weitergeht, ist offen, die Besitzer wollen verpachten oder verkaufen.

Foto: TV/Stephan Sartoris

Was passiert denn nach dem 14. Januar mit dem großen Komplex? „Wir sind auf der Suche nach einem Pächter, aber wenn es passt, sind wir auch bereit zu verkaufen“, sagt Johannes Berlingen. Aus seiner Sicht ist mit dem Haus Geld zu verdienen, wobei er einräumt, dass „sicher investiert werden muss.“

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