Kultur Mehr als nur Fassade

Dudeldorf · Eine Ausstellungsreihe zum Thema Baukultur in der Eifel läuft am Freitag in Burg Dudeldorf an. Was macht die regionaltypische Architektur eigentlich aus und was bringt es Bauherren, daran festzuhalten?

Daran erkannt man ein Trierer Einhaus.

Daran erkannt man ein Trierer Einhaus.

Foto: TV/Lambrecht, Jana

Es gibt Ortskerne, in denen scheint alles wie aus einem Guss. Alte und neue Bauwerke teilen einen regionaltypischen Stil und verleihen dem Dorf ein charakteristisches Ambiente. Ganz anders ist der Eindruck, wenn Toskanavillen auf alte Höfe treffen und man ohne Blick auf das Ortsschild nicht wüsste, ob man in Italien oder in der Eifel ist.

Die Initiative Baukultur setzt sich dafür ein, das Gesicht des Kreises Bitburg-Prüm zu wahren. Um Bauherren und Architekten dazu zu motivieren, entsprechende Projekte voranzutreiben, wurde bereits zum dritten Mal der Baukulturpreis Eifel vergeben. Die prämierten Häuser werden in einer Austellung gezeigt, die ab 11. August in der Burg Dudeldorf zu sehen ist und den Auftakt zu einer ganzen Reihe bildet (siehe Info).

Aber was bedeutet Baukultur überhaupt und was bringt es den Bewohnern eines Ortes, diese zu pflegen?

Baukultur in der Eifel Fragt man einen Experten wie Herbert Meyer, leitender Baudirektor außer Dienst und Beauftragter für Baukultur im Eifelkreis, was typisch für die Region ist, fällt immer wieder ein Begriff: Das Trierer Einhaus. Diese Form (siehe Grafik) findet sich über den ganzen Kreis verstreut und auch über dessen Grenzen hinaus – in Lothringen, Luxemburg, der Wallonie, den Ardennen und im Saarland. Einhaus nennt man den Gebäudetyp, weil er Wohnräume, Stallungen und Scheune unter einem Dach vereint. Anders als die Häuser an der Mosel mit häufig sichtbarem Fachwerk, wirken diese Exemplare von außen eher schlicht. Sie bestehen aus wenigen Materialien, die in der Region verfügbar sind und die Fassaden haben einen regelmäßigen Aufbau.

Da die typischen Eifelhäuser oft älter als 100 Jahre sind, nagt der Zahn der Zeit an ihnen. Viele von ihnen wurden bei vorausgegangenen Sanierungsarbeiten verändert – nicht immer im Sinne der Initiative Baukultur. Manch eine Perle verbirgt sich heute unter Verkleidungen und Fliesen. Doch ihr Potenzial kann nach Ansicht der Initiative herausgekitzelt werden – wenn investiert wird und Architekten am Werk sind, die die traditionellen Strukturen in ihre Planung einbeziehen.

Nicht nur alte, sondern auch neue Bauwerke werden bei beim baukulturpreis berücksichtigt. „Man kann die Merkmale des Alten herausfiltern und in die Moderne transformieren“, sagt Meyer. Das heißt zum Beispiel, dass die Form des Trierer Einhauses aufgegriffen wird, aber andere Fenster eingesetzt werden, die für mehr Licht sorgen.

Während das rechte Haus renoviert wurde, zerfällt das linke Haus im Ortskern von Dudeldorf langsam.

Während das rechte Haus renoviert wurde, zerfällt das linke Haus im Ortskern von Dudeldorf langsam.

Foto: TV/Nathalie Hartl

Architektur und Wert Mit der Zeit verändert sich auch die Architektur. Warum ist es der Initiative, die vom Eifelkreis Bitburg-Prüm und der Architektenkammer Rheinland-Pfalz organisiert wird, also wichtig, dass an bestimmten Traditionen beim Häuslebau festgehalten wird?

Vor allem Touristen ziehe es eher in Regionen, die „Gesicht zeigen“. Wer an Gebäude im Schwarzwald denkt, hat wahrscheinlich schnell ein Bild von Bauernhäusern mit langen Holzbalkonen und ausladenden Dächern vor sich. Genau so einen Wiedererkennungswert wünscht sich die Initiative für die Eifel. Wird ein Dorf an verschiedenen Stellen herausgeputzt, könne nicht nur der Wert der einzelnen Immobilien steigen, sondern der gesamte Ort für den Fremdenverkehr attraktiver werden. Sowohl Einheimische als auch Investoren und Bauherren von außerhalb spekulieren darauf.

An vielen Ort gebe es keine strengen Verordnungen darüber, was gebaut werden darf. „Viele Bürgermeister lassen sich nicht gerne festlegen“, meint Mayer. Denn sie fürchten, dass zu viele Regeln potenzielle Bauherren davon abschrecken, sich für ihre Ortsgemeinde zu entscheiden.

Vorschriften kann die Initiative nicht machen – und das wolle sie auch nicht. „Wir möchten nicht kritisieren, sondern positive Beispiele auszeichnen.“

Ausgezeichnet mit dem Baukulturpreis 2017: Das Kutscherhaus in Dudeldorf-Ordorf ist saniert und umgebaut worden.

Ausgezeichnet mit dem Baukulturpreis 2017: Das Kutscherhaus in Dudeldorf-Ordorf ist saniert und umgebaut worden.

Foto: TV/Nathalie Hartl

Bitburg als Zentrum der Baukultur? Schaut man sich an, wo die Häuser stehen, die beim Baukulturpreis 2017 prämiert worden sind, fällt eins auf: Keins der Objekte steht in der Prümer Gegend. Dafür sind vier der elf ausgezeichneten Immobilien in Dudeldorf, wo auch die Ausstellung „Baukultur Eifel“ gezeigt wird. Die restlichen sieben Häuser sind alle ebenfalls im Bitburger Land oder in der Südeifel. Meyer ist der Umstand bekannt. „In Sachen Baukultur ist Prüm Diaspora.“

 Türen in der Eifel: Typisch ist der Rahmen, der sich von der Farbe der Häuser absetzt. Viele Exemplare haben Oberlichter, also kleine Fenster über der Pforte – auch die moderne Interpretation (dritte Tür von links).

Türen in der Eifel: Typisch ist der Rahmen, der sich von der Farbe der Häuser absetzt. Viele Exemplare haben Oberlichter, also kleine Fenster über der Pforte – auch die moderne Interpretation (dritte Tür von links).

Foto: TV/Nathalie Hartl
Baukultur in Dudeldorf

Baukultur in Dudeldorf

Foto: TV/Nathalie Hartl
 Baukultur in Dudeldorf

Baukultur in Dudeldorf

Foto: TV/Nathalie Hartl
Baukultur in Dudeldorf

Baukultur in Dudeldorf

Foto: TV/Nathalie Hartl
Ausstellung zum Baukulturpreis 2017
Foto: TV/Nathalie Hartl
Ausstellung zum Baukulturpreis 2017
Foto: TV/Nathalie Hartl

Doch woran liegt das? „Wir haben kriegsbedingt wenig alte Bausubstanz im Kern der Orte“, sagt Aloysius Söhngen, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Prüm und Mitglied der Baukulturpreis-Jury. Meyer ist hingegen der Meinung, dass es an Projekten und Engagement kranke. Im Gegensatz zum Prümer Raum gebe es in der Bitburger Gegend Architekten und Akteure, die sich intensiv mit dem Thema auseinandersetzen und viel investieren. Darunter sind einige Wiederholungstäter, die schon mehrere Häuser in Schuss gebracht haben. Unter den Bauherren seien auch Zugezogene, die sich in die Region verliebt haben, wie Meyer erzählt. „Die Leute erkennen den Wert, der in den Immobilien steckt.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort