Cyberkriminalität Bunker-Bande aus Traben-Trarbach verhöhnt die Polizei

Traben-Trarbach · Während die Ermittler nach dem großen Schlag gegen Cyberkriminelle in Traben-Trarbach noch die gefundenen Daten auswerten, ist die lahmgelegte Internetseite wieder aktiv.

 Das idyllische Traben-Trarbach war jahrelang Schauplatz geheimer krimineller Aktivitäten im Internet.

Das idyllische Traben-Trarbach war jahrelang Schauplatz geheimer krimineller Aktivitäten im Internet.

Foto: TV/Schramm, Johannes

Offiziell ist die Internetseite cyberbunker.com vom Netz. Wer sie aufruft, bekommt die Meldung: „Dieser Server wurde beschlagnahmt.“ Doch die Seite existiert nach TV-Recherchen weiter. Ein Niederländer, der zusammen mit seinem Landsmann X. das Unternehmen Cyberbunker geleitet hat, brüstet sich auf seiner Facebook-Seite damit, dass er den Seitennamen von den deutschen Ermittlern „zurückgekapert“ habe.

Das Unternehmen Cyberbunker steht im Verdacht, in einem ehemaligen Bundeswehrbunker in Traben-Trarbach Hunderte von Servern betrieben zu haben, über die illegale Internetseiten gelaufen sind. Der Niederländer X. hatte den Bunker 2013 von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) für 350 000 Euro gekauft und dort ein riesiges Rechenzentrum betrieben. Vor drei Wochen stürmten Ermittler das Gelände auf dem Mont Royal bei Traben-Trarbach, beschlagnahmten die Server und legten damit alle darüberlaufenden Seiten lahm (der TV berichtete).

Die Bundeswehr hat X. bereits vor dem Verkauf des Bunkers dabei unterstützt, die komplexe Technik des Schutzbaus kennenzulernen. In einem Zeitraum von drei Monaten vor der Übergabe hätten Bundeswehr-Mitarbeiter erklärt, wie die Lüftungssysteme, Generatoren und Wasser-Hebeanlagen funktionieren, teilte die Bundeswehr mit.

Der Niederländer, der weiterhin die Internetseite Cyberbunker betreibt, gilt als international bekannter Internetkrimineller. Auf seiner Facebook-Seite beschimpft er die deutschen Ermittler und wirft ihnen wegen der Polizeiaktion und der Beschlagnahmung der Server in Traben-Trarbach Zensur vor. Er droht ihnen offen damit, dass er alle von ihnen beschlagnahmten Daten einfach zurückholen könnte.

 Oberstaatsanwalt Jörg Angerer, Leiter der Zentralstelle für Cyberkriminaliät in Koblenz, bestätigt auf TV-Anfrage, dass der Niederländer die Netzwerkadresse der Internetseite Cyberbunker auf einen anderen Server „umgeroutet“ habe. Angerer nennt das einen Taschenspieler-Trick. „Die Server mit den kriminellen Inhalten sind von uns beschlagnahmt und eine weitere kriminelle Nutzung ist unmöglich.“ Insgesamt habe man 290 Server beschlagnahmt, sagt Angerer.  20 Experten sichteten diese derzeit und werteten die Inhalte aus.

Der Journalist und Datenschutz-Experte Daniel Moßbrucker hält das Verhalten des Niederländers für ein Machtspiel. Er schließt nicht aus, dass die kriminellen Machenschaften rund um das Unternehmen Cyberbunker irgendwann weiter gehen. Die Kunden seien ja weiterhin vorhanden.

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