Festival Summerblast in Trier – Ein Festival mit blauen Flecken

Trier · Das Summerblast mit zwölf Stunden Livemusik lockt 1100 Fans an. Trotz Regens.

Dennis Diehl von Any Given Day.

Dennis Diehl von Any Given Day.

Foto: Julia Nemesheimer

Jean-Philippe Lagacé steht inmitten der Menge beim Summerblast Festival. Der Sänger der kanadischen Hardcore-Band Get The Shot und ein Fan schreien sich gegenseitig die Zeilen eines Songs entgegen. Als der Refrain einsetzt und die Menge mit Tanzen beginnt, wird Lagacé von der Security wieder auf die Bühne gehoben. Wohl sicherheitshalber, denn der Tanzstil, den die Hardcore-Jünger zelebrieren, geht an die Substanz. Beim Violent Dancing (deutsch: gewalttätiges Tanzen) gibt es karateähnliche Tritte und Schläge. Dazu gesellen sich jede Menge Mosh-Pits und eine Wall Of Death. Ein Konzert ohne blaue Flecken? Langweilig.

Langweilig ist das Summerblast natürlich nicht. Das in diesem Jahr nicht im Innenhof des Exhauses, sondern auf dem Vorplatz der Arena Trier gefeierte Festival lockt 1100 Fans, die dem Wetter trotzen. Denn das lässt die Veranstalter im Stich. Lediglich die ersten von insgesamt zwölf Stunden Livemusik bleiben trocken. „Ja klar, das Wetter könnte besser sein“, sagt der Leiter des Kulturbüros und damit Veranstalter Thomas Thiel. „Aber dafür, dass wir das erste Mal hier feiern, sind wir positiv überrascht.“

Feiern im Regen beim Summerblast zu Hardcore-Klängen
97 Bilder

Feiern im Regen beim Summerblast zu Hardcore-Klängen

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Foto: Julia Nemesheimer

Auch wenn man das Festival aufgrund des Wetters eher „Herbstblast“ hätte nennen müssen, ist es in Sachen Stimmung ein „Hochsommerblast“. Denn eine extrem angenehme Besonderheit an den obengenannten gewalttätigen Tänzern ist, dass sich alle, sobald die Band aufhört zu spielen, gern haben und gemütlich miteinander feiern. Bei der Hardcore-Community  herrscht grundsätzlich eine Stimmung ohne Streit, Diskriminierung oder Rassismus.

Das funktioniert auf dem Areal vor der Arena sehr gut, denn es ist weitläufiger als der Exhaus-Innenhof. Hört die Musik auf, pilgern die Fans zu den Bier- und veganen Wraps-Ständen und lachen, lernen neue Leute kennen und sind einfach glücklich. Das sieht auch Frank, 23, aus dem saarländischen Nonnweiler so: „Es ist richtig nice, sich hier mit Gleichgesinnten zu treffen und eine richtige Gaudi zu haben.“ Er ist zum dritten Mal beim Summerblast und kann die Eventstätten vergleichen, denn in seinem ersten Jahr (2015) wich das Festival in die Arena aus. Franks Fazit: „Die Location hier ist schon ganz geil. 2015 in der Arena drin, das war halt mal was anderes“, sagt er und holt zur Liebeserklärung an das momentan geschlossene Exhaus aus, „das Exhaus ist einfach die Geburtsstätte des Summerblast. Das ist einfach geil, da hinzugehen.“

Auf der Bühne lässt es jede halbe Stunde eine andere Band krachen. Denn wer noch nie auf einem Hardcore-Konzert war, dem sei gesagt: Die Auftritte dauern nicht stundenlang. Dafür ist das, was die Band und die Fans veranstalten, einfach zu anstrengend. Da braucht man Pausen, da braucht man genug Getränke. Das Line-Up des Festivals ist gespickt mit Künstlern, die zu den absolut wichtigsten ihres Genres gehören. Als letzte Acts rocken Caliban und Thy Art Is Murder die Bühne, davor bleiben besonders die exzellenten Auftritte von Polar, Get The Shot und Any Given Day in Erinnerung. Und die mit 180 Gästen gutbesuchte Aftershow-Party in Luckys Luke.

Erinnerungen, die man nur ein Jahr lang aufrechterhalten muss, bis das nächste Summerblast stattfindet. Das wünscht sich zumindest Frank: „Ich hoffe doch, dass das Festival in den nächsten Jahren wieder am Ursprungsort stattfinden kann.“ Daraus wird aufgrund der Schließung des Exhauses erstmal nichts, aber Thomas Thiel macht Hoffnung: „Die Besucher scheinen zufrieden zu sein“, sagt er, „und wenn sie wollen, dass wir das wieder veranstalten, dann wollen wir das auch.“

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