Industrie Ein Prosit auf die Alkoholfreien!

Prosit Neujahr! Traditionell stoßen die Menschen zu den Festtagen und zum Jahreswechsel mit Sekt an. Bei der Trierer Schloss Wachenheim AG prickelt vor allem das Geschäft mit alkoholfreien Sekten und Weinen sowie mit Premiummarken in Deutschland, sagt Vorstandssprecher Oliver Gloden.

 Prickelnder Jahresabschied: Bei Schloss Wachenheim ist man optimistisch, ein vorläufiges Absatzminus durch die Konsumfeiertage Weihnachten und Silvester ausgleichen zu können.

Prickelnder Jahresabschied: Bei Schloss Wachenheim ist man optimistisch, ein vorläufiges Absatzminus durch die Konsumfeiertage Weihnachten und Silvester ausgleichen zu können.

Foto: gms/DWI, DWI (gms)

Zu Weihnachten und Silvester knallen traditionell die Sektkorken: Wie ist das Jahresend-Geschäft bei Schloss Wachenheim im Vergleich zum Vorjahr angelaufen?

Oliver Gloden: Die Lust der Deutschen auf Sekt ist nach wie vor ausgeprägt. Mit dem Weihnachts- und Silvestergeschäft erzielen wir für den klassischen Sekt wie Faber, aber auch die alkoholfreien Light-live-Getränke Absatzhöhepunkte. Das gilt natürlich auch für das Kinderpartygetränk Robby Bubble. Da viele Verbraucher zunehmend auch alkoholfreien Genuss zu schätzen wissen, ist im Jahresendgeschäft Light live unter den Top 10 im Ranking der klassischen Sektmarken zu finden und in der Silvesterwoche – der absatzstärksten Sparklingwoche – sogar unter den Top 5. Das zeigt deutlich, dass alkoholfrei immer selbstverständlicher wird.

Der Umsatz ist im vergangenen Geschäftsjahr leicht gestiegen, der Absatz leicht gesunken. Wie ist die aktuelle Lage von Schloss Wachenheim im ersten Halbjahr dieses Geschäftsjahres?

Gloden: Der Geschäftsverlauf im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2019/20 liegt trotz konzernweit leicht gestiegener Umsatzerlöse deutlich unter dem Niveau des entsprechenden Vorjahreszeitraums. Dies haben wir tendenziell auch erwartet, insbesondere aufgrund der absehbaren Nachwirkung der hohen Weinpreise der Ernte 2017 im deutschen Teilkonzern. Zudem haben wir dort Verschiebungen im Absatzmix. Außerdem gab es Margenverluste, weil wir die Vermarktung unseres Weindestillats aufgrund niedriger Marktpreise temporär ausgesetzt haben. Wir erwarten jedoch Aufholeffekte im Verlauf des Geschäftsjahres 2019/20. Daneben gab es Belastungen für das Ergebnis durch höhere Werbe- und Instandhaltungsausgaben. Für das zweite Quartal unseres Geschäftsjahres zum Ende des Kalenderjahres sind wir optimistisch. Mag das Konsumklima, insbesondere in Deutschland, in den letzten Wochen auch leicht rückläufig gewesen sein, ist es nach wie vor valide und sollte ein starkes Jahresendgeschäft tragen.

Welche Erwartungen hegen Sie für die zweite Geschäftsjahr-Hälfte?

Gloden: Wir gehen auch im laufenden Geschäftsjahr 2019/20 von einer insgesamt soliden Verbraucherstimmung aus. So erwartet die Schloss Wachenheim AG konzernweit ein leichtes Plus bei Absatz und Umsatz – auch durch die im August 2019 übernommene Vino Weinhandels GmbH mit jetzt 19 Weinfachgeschäften in Deutschland sowie die jüngst akquirierte Marke Sange de Taur in Rumänien, die dort zu den meistverkauften Markenweinen zählt. Daneben erwarten wir ein stabiles Ergebnis auf dem hohen Niveau von 2018/19 (siehe Info).

Zudem exportiert die Schloss Wachenheim AG von Deutschland aus in rund 40 Länder; vom gesamten Konzern aus verkaufen wir mittlerweile in 80 Länder. Diesen Internationalisierungskurs wollen wir auch weiterhin forcieren, da wir gute Entwicklungschancen in diversen Exportmärkten sehen.

Der deutsche Markt ist durch anspruchsvolle Kunden und geringe Margen gekennzeichnet. Wie läuft die Entwicklung im Stammland? Welche Trends sind erkennbar?

Gloden: Neben dem Trend zur Premiumisierung beobachten wir einen zunehmenden Trend hin in Richtung alkoholfrei: Mittlerweile sind wir mit unserer Marke Light live mit etwa 35 Prozent Marktanteil Marktführer im Bereich der alkoholfreien Sparklings und Cocktails. Die Sortimentsvielfalt von Light live ist ebenfalls ein wichtiger Faktor, um unsere Position erfolgreich zu behaupten: So bieten wir Produkte mit derzeit 15 Sorten in vier Kategorien an.

Wachstumstreiber im Konzern ist die polnische Tochter Ambra. Wie sieht der Trend dort aus?

Gloden: Der ostmitteleuropäische Teilkonzern, repräsentiert durch die Ambra S.A. und ihre Tochtergesellschaften, haben erneut mit einer ausgezeichneten Geschäftsentwicklung schloss das zurückliegende Geschäftsjahr abgeschlossen: In allen Ländern und in nahezu allen Produktkategorien hat er ein Absatz- und Umsatzplus erzielt. So sind die Verkaufserlöse um 9,6 Prozent auf 128,4 Millionen Euro gestiegen (Vorjahr: 117,2 Millionen Euro); der Absatz lag mit 80,9 Millionen Flaschen und 6,2 Prozent über dem Vorjahreswert. Als Wachstumsmotor erweisen sich einmal mehr die dynamischen Märkte in Polen, Rumänien, Tschechien und der Slowakei. Jede dritte Flasche Wein, die in Polen konsumiert wird, kommt inzwischen aus unserem Haus.

Drittes Standbein ist der französische Teilkonzern. Welche Entwicklungen gibt es dort?

Gloden: Im französischen Teilkonzern bewegten sich die Umsatzerlöse mit 101,4 Millionen Euro auf Vorjahresniveau. Als wichtige Entwicklung ist hier die Verschiebung im Produktkorb zugunsten erfolgreicher Markenprodukte zu nennen: So konnte der Marktführer Charles Volner mit einem Plus von 7,1 Prozent wieder einen Absatzrekord erzielen; bei der Marke Opéra fiel das Absatzplus mit 8,3 Prozent sogar noch deutlicher aus.

Sie versuchen durch Produktentwicklungen dem Markt immer einen Schritt voraus zu sein. Welche Trends oder „Geschmäcker“ zeichnen sich derzeit ab?

Gloden: Die Konsumenten halten auf der einen Seite an Bekanntem fest, wie etwa an unserem traditionellen Faber Sekt. Auf der anderen Seite stellen wir fest, dass Verbraucher grundsätzlich bei ihrer Kaufentscheidung besonders preissensibel und stark aktionsgetrieben sind. In diesem Zusammenhang spielt natürlich der zunehmende Verdrängungswettbewerb am Markt eine wichtige Rolle. Die Preiskämpfe der großen Discounter sind nun auch im Markenbereich deutlich spürbar. Darüber hinaus beobachten wir zum einen, dass Sekt weniger anlassbezogen getrunken wird. Zum anderen stellen wir eine weitere Verlagerung zum alkoholfreien Angebot fest. Wir gehen davon aus, dass der Trend zu alkoholfreien, fruchtig-spritzigen Sparklings und Cocktails anhalten wird. Als Marktführer in dem Segment „Alkoholfreie Sparklings und Cocktails“ sowie bei den „Alkoholfreien Weinen“ sind wir mit unserer Marke Light live sehr gut aufgestellt. Die starke Positionierung als einzige eigenständige Alkoholfrei-Marke in diesem Segment, die nicht unter einer Sekt-Dachmarke positioniert ist, konnten wir dank des steigenden Endverbraucherinteresses an alkoholfreien Getränken kontinuierlich ausbauen.

Den Trend hin zu mehr alkoholfrei können wir auch auf ausländischen Märkten feststellen. So sind wir neben dem heimischen Markt in Deutschland, wo der Anteil der alkoholfreien Sparklings etwa fünf Prozent des Gesamtmarktes ausmacht, mit unseren Alkoholfrei-Marken auch im Ausland vertreten. Zu den wichtigsten Exportländern gehören die Niederlande, Skandinavien und Großbritannien. Deshalb gehören wir in diesen Ländern im Marken- und Eigenmarkenbereich mittlerweile zu den etabliertesten Lieferanten.

Welches ist die Strategie für den Trierer Standort an der Mosel?

Gloden: Der Standort in Trier ist zum einen die Heimat des Konzerns und zum anderen der größte und wichtigste Produktionsbetrieb in der Gruppe. Unsere Inventionen in 2020 und 2021 werden sich auf eine neue Produktionslinie am Standort Trier konzentrieren.

 Oliver Gloden, Vorstandssprecher von Schloss Wachenheim.    Foto: Schloss Wachenheim

Oliver Gloden, Vorstandssprecher von Schloss Wachenheim. Foto: Schloss Wachenheim

Foto: Schloss Wachenheim

Die Fragen stellte unsere Redakteurin Sabine Schwadorf

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