Archiv - Stadtentwicklung Einzelhandel in der Bitburger Saarstraße boomt

Bitburg · Drei große Lebensmittelmärkte wollen ihre Standorte in Bitburg verlagern und in direkter Nachbarschaft im Bereich Saarstraße neu eröffnen. Am gleichen Standort sind zudem auch weitere Geschäfte angedacht. Ob diese Konzentration den Einzelhandel in der Innenstadt ausbluten könnte, war Diskussionsthema im Bauausschuss.

 Saarstraße Bitburg

Saarstraße Bitburg

Foto: TV/Dagmar Dettmer

Ein Mal vorfahren, Kofferraum auf, Wocheneinkauf fertig: Bitburgs Saarstraße ist so ein Zentrum, wo es zwischen Baumärkten und Getränkegroßhandel längst auch viele andere Läden gibt – von der Apotheke über das Blumengeschäft und den Bäcker bis hin zum Reisebüro und einem Schuhmarkt. Nun könnte es zu einer noch größeren Konzentration der Geschäfte in der Saarstraße kommen. Und das kam im Bauausschuss der Stadt Bitburg am Mittwochabend nicht gut an.

Was viele Kunden schätzen, kann zum Problem für die Innenstadt werden. Boomt der Einzelhandel auf der grünen Wiese, macht das den Geschäften in zentraler Lage, wo die Mieten teurer und die Parkplätze knapper sind, Konkurrenz. So jedenfalls sehen das die meisten Ausschussmitglieder. Auf der Tagesordnung stand das Konzept für einen „Masterplan Saarstraße“. Ein wichtiges Thema. Schließlich ist in diesem Bereich einiges in Bewegung.

 Saarstraße Bitburg

Saarstraße Bitburg

Foto: TV/Dagmar Dettmer

Rewe plant, vom Südende an die Ecke Saarstraße/Industriestraße zu ziehen, wo auch eine neue Aldi-Filiale entstehen soll, und in direkter Nachbarschaft würde Lidl gerne bauen. Damit wären die drei Lebensmittelketten näher beieinander und auch näher an der Innenstadt. Eine Entwicklung, die die Politik deshalb bisher mehrheitlich unterstützt hat (der TV berichtete).

 An diesem Kreisel (Foto links) in der Saarstraße liegt das Maurer-Gelände, der neue Rewe-Standort. Auf dem Gangolf-Gelände (zweites Foto) plant Lidl eine Neueröffnung. Die Saarstraße ist eine Geschäftsstraße.

An diesem Kreisel (Foto links) in der Saarstraße liegt das Maurer-Gelände, der neue Rewe-Standort. Auf dem Gangolf-Gelände (zweites Foto) plant Lidl eine Neueröffnung. Die Saarstraße ist eine Geschäftsstraße.

Foto: TV/Dagmar Dettmer

Jetzt mussten die Ausschussmitglieder aber erst mal schlucken. Bei der Präsentation von Stadtplaner Daniel Heßer, Büro Isu, wurde deutlich, dass das so genannte Maurer-Gelände nicht nur der neue Standort für Rewe und Aldi wäre, sondern dort auch eine Drogerie, ein Schuhfachmarkt, eine Apotheke und ein Tierfachmarkt angesiedelt werden sollen. Die würden dafür ihre heutigen Standorte verlassen. Konkret wurde nicht gesagt, um welche Läden es sich handelt. Zu vermuten wäre, dass es jene sind, die derzeit ebenfalls schon in der Saarstraße siedeln – nur etwas weiter nördlich.

 Saarstraße Bitburg

Saarstraße Bitburg

Foto: TV/Dagmar Dettmer

Die Befürchtung: Wenn ein Schuhladen oder Drogeriemarkt umzieht, gibt es in der Saarstraße freie Läden – und damit Platz für weitere Einzelhändler. Das könnte irgendwann für die Innenstadt empfindlich werden, sagt Stadtplaner Heßer. Etwa, weil eine Drogerie oder ein anderes Geschäft aus der Fußgängerzone dann in die freien Läden in der Saarstraße zieht – und damit die Leerstandsquote in der Innenstadt steigt, während die Attraktivität sinkt.

 Bitburg_Lebensmittelmaerkte

Bitburg_Lebensmittelmaerkte

Foto: TV/Scheidweiler, Jonas

Die Politik müsse entscheiden, wie viel und welchen Einzelhandel sie in der Saarstraße wolle, sagt Stadtplaner Heßer. Und erklärt die Steuerungsinstrumente, die die Stadt hat – etwa Bebauungspläne, die bestimmte Sortimente an bestimmten Standorten verbieten. Da aber alle Geschäftsnutzungen Bestandsschutz haben, solange das Gebäude nicht umgebaut wird, reicht die Begrenzung der Sortimente allein nicht aus. Heßer empfiehlt eine Kombination aus diversen Bebauungsplan- und Raumordnungsverfahren sowie die Fortschreibung des Einzelhandelskonzeptes. Alles in allem ein recht komplexes Verfahren, aber auf diesem Weg sei es möglich, „Leitplanken für Genehmigungen“ zu setzen, ohne von Bauanfragen „überrumpelt“ zu werden.

Dass ein „Masterplan Saarstraße“ gebraucht wird, war im Bauausschuss völlig unstrittig. Einstimmig wurde das Projekt auf den Weg gebracht. Dabei legt der Ausschuss aber Wert darauf, dass es insgesamt nicht zu einer Expansion der Verkaufsflächen kommt und Leerstände vermieden werden.

„Da kommen nun ja viel mehr Geschäfte hin als Rewe. Das ist für die Innenstadt schädlich“, sagt Winfried Pütz (Liste Streit). Er fragt sich, ob es nicht besser sei, wenn die Standorte dieser Ketten „mehr versprengt“ über die Fläche bleiben. Eine Frage, die sich die Grünen auch wegen des Verkehrs stellen. „Ist der Kreisel so leistungsfähig“, fragt Peter Berger (Grüne).

Von so vielen Geschäften sei nie die Rede gewesen, sagt Margret Berger (SPD): „Das ist mir alles zu konzentriert.“ Dass es inzwischen um deutlich mehr Geschäfte als um Rewe und Aldi geht, findet auch Patric Nora (FDP) „enttäuschend“. Für Sigrid Steffen (SPD) macht das auch aus Sicht der Projektplaner keinen Sinn: „Mich wundert, warum die alles in der Saarstraße konzentrieren. Das steht doch in Konkurrenz zu ihrer Galerie – oder hat sich die etwa schon erledigt?“

Einen weiteren Aspekt bringt Alexander Jutz (Grüne) ein: „Die großen Märkte stellen sich neu auf und bieten längst viel mehr als Lebensmittel an.“ Und damit eben auch das, was einst als klassisches Innenstadt-Sortiment galt. Dazu Stefan Strupp (FBL): „Die Entwicklung können wir nicht stoppen. Da sollte es doch das Bestreben der Stadt sein, die modernsten Märkte zu bieten.“ Seine Fraktionskollegin Inge Solchenbach hingegen befürchtet, dass sich die Verkaufsfläche in der Saarstraße insgesamt vergrößern könnte. Die Konzentration mehrerer Geschäfte an einem Standort missfällt auch Jürgen Weiler (CDU), der sich grundsätzlich für den Umzug der Lebensmittelketten ausspricht.

Was ist Ihre Meinung zum Einzelhandel in der Saarstraße? Würden Sie sich über mehr Geschäfte freuen? Oder sehen Sie darin eine Gefahr für die Innenstadt? Schreiben Sie uns Ihre Meinung an unsere Adresse eifel@volksfreund.de (Name und Wohnort bitte nicht vergessen).

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