Infrastruktur Es holpert und poltert auf den Straßen im Kreis Bernkastel-Wittlich (Fotos/Video)

Greverath/Morbach/Enkirch · Das Lenkrad fester als sonst halten müssen, weil die Straße so uneben ist – das passiert Autofahrern im Landkreis Bernkastel-Wittlich ab und zu mal. Der TV hat sich die Holperstrecken genauer angeschaut und nachgefragt, was dahintersteckt.

 Über den schlechten Zustand der L 192 bei Enkirch sind die Anwohner bereits seit längerem verärgert.

Über den schlechten Zustand der L 192 bei Enkirch sind die Anwohner bereits seit längerem verärgert.

Foto: TV/Winfried Simon

Autofahrer, die von der Landesstraße 157 aus Richtung Morbach abbiegen auf die Kreisstraße 88 in Richtung Gornhausen und Veldenz, tun gut daran, danach nur verhalten zu beschleunigen. Es rumpelt derartig, dass man fast automatisch das Lenkrad fester greift als sonst. Nach rund 100 Metern kommt ein Tempo-70-Schild. Das brauchen auf der Schlaglochpiste allerdings nur verwegene Fahrer. Die anderen fahren ohnehin nicht schneller.

Und noch mal 100 Meter weiter warnt ein weiteres Verkehrsschild – vor Straßenschäden. Die waren aller­dings auch vorher nicht zu übersehen. Und der Piste ist anzusehen, dass dort auch häufiger „geflickt“ wird. Schlagloch folgt auf Schlagloch, Flicken auf Flicken – rund 1,2 Kilometer lang. Und dann hören die Schlaglöcher abrupt auf.

Insgesamt ist die Strecke nicht ungefährlich, inbesondere für Zweiradfahrer. Deswegen sieht der Veldenzer Ortsbürgermeister Rainer Sproß dort Handlungsbedarf. Problematisch sei auch der Schwerlastverkehr, der trotz Verbotsschildern von Morbach komme. Lastwagenfahrer, die das Schild übersehen hätten, könnten nirgends mehr wenden.

Auch der Morbacher Bürgermeister Andreas Hackethal findet die Straße an der Stelle „problematisch“, zumal sie ja künftig wieder mehr in den Fokus rückt. Dann nämlich, wenn der Burgbergtunnel in Bernkastel-Kues im November wieder gesperrt wird und die Strecke über Veldenz und Mülheim als Verbindung zwischen Hunsrück und Mosel als Ausweichstrecke dient.

Holperstrecken im Kreis Bernkastel-Wittlich
26 Bilder

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Foto: TV/Winfried Simon

Manuel Follmann von der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich teilt zu der Straße mit: „In den vergangenen Jahren wurde die K 88 in mehreren Abschnitten ausgebaut. Der noch auszubauende Abschnitt von der Einmündung Römerstraße in Richtung Gornhausen wird derzeit vom Landesbetrieb Mobilität (LBM) ausgeschrieben.“ Die Arbeiten sollen außerdem laut Follmann noch in diesem Jahr vergeben und im Frühjahr 2020 ausgeführt werden. Der Ausbau habe sich unter anderem verzögert, weil umfangreiche Auflagen wegen des Wasserschutzgebietes, in dem dieser Abschnitt liegt, mit der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord abgestimmt werden mussten.

Und auch im Heckenland rumpelt es. Auf der L 49 zwischen Niersbach und Greverath beispielsweise. Nicht umsonst gilt hier streckenweise Tempo zehn. Nicht viele Autos sind vormittags rund um Niersbach, Gladbach, Heidweiler und Dodenburg unterwegs. Aber auffallend viele LKW, die zu den Kiesgruben fahren oder von dort kommen.

„Eine Planung für den Streckenabschnitt wurde bereits an ein externes Ingenieursbüro vergeben und soll im nächsten Jahr fertiggestellt werden“, sagt Winfried Schmitt, Fachgruppenleiter beim LBM. Der Straßenquerschnitt im betroffenen Abschnitt solle den bereits ausgebauten Streckenabschnitten mit einer Breite von sechs Metern angeglichen werden. Dabei bleibe abzuwarten, ob das Straßenteilstück aufgrund der neuesten Zustandserfassung im nächsten Investitionsprogramm des Landes platziert werden kann.

Ganz schlimm ist ein Teilstück auf der L 43 von Heidweiler kommend in Richtung Kreuzung L 43/K 41. Ein paar Hundert vor einem Waldstück warnt bereits ein Schild vor Straßenschäden. Und die gibt es in der Tat: Schlaglöcher, eine marode Fahrbahndecke und kaputte Randstreifen. Der LBM teilt mit, dass der besagte Streckenabschnitt bereits Teil einer laufenden Baumaßnahme sei und im nächsten Jahr bautechnisch saniert werden solle.

Nicht nur die Straßenschäden fallen auf, auch die starke Verschmutzung der Straßen, auf die stellenweise ebenfalls mit Schildern hingewiesen wird. So auf der Kreisstraße 41 von Gladbach Richtung Dodenburg, an der sich rechts und links der Straße Kiesgruben befinden. Dort ist die Straße zudem verengt – wegen einer Absperrung an der Stelle, an der die Straße offenbar abgesackt ist.

Vielen Enkircher Bürgern reichte es bereits im September 2015: Sie spannten ein Transparent über die Sponheimer Straße, Teil der Landesstraße 192, mit der Aufschrift „Malu-Dreyer-Allee“. Ortsbürgermeister Roland Bender sagte damals: „Die fertigen Ausbaupläne liegen in der Schublade.“ Es habe Anliegerversammlungen und Ortsbesichtigungen mit Landtagsabgeordneten aller Parteien und Vertretern des LBM gegeben. Getan habe sich allerdings nichts.

Über vier Jahre später – das gleiche Bild. Von der Kirche „An der Klause“ bis zur Einmündung Priesterstraße reiht sich auf einem Streckenabschnitt von rund 1200 Metern ein Schlagloch an das andere. Bis zu zehn Zentimeter tief sind die Löcher über die gesamte Fahrbahnbreite verteilt, berichtet Bender. Ein Ausweichen sei unmöglich. Es sei ein ständiger Gefahrenherd, vor allem für Zweiradfahrer. Wegen der zahlreichen Straßensperrungen vom Hunsrück zur Mosel und umgekehrt kämen noch unzählige Verkehrsteilnehmer mehr in den Genuss dieser „Buckelpiste“. Trotz Zusagen der verantwortlichen Politiker habe sich seit April 2011 nichts an der Situation geändert.

Auch die von der Werkleitung der VG Traben-Trarbach angebotene Vorfinanzierung des Ausbaus bei gleichzeitiger Erneuerung von Wasser-und Abwasserleitungen habe bisher nicht zu einem Ausbau durch den Landesbetrieb Mobilität geführt. Bender: „In den Gesprächen mit dem LBM wurde das Jahr 2021 als möglicher Ausbautermin genannt. Die Hoffnung stirbt zuletzt.“

Laut LBM ist „der Streckenabschnitt entsprechend beschildert und unter den gegebenen Bedingungen sicher zu befahren“, die Unebenheiten seien nur aus Sicht des Fahrkomforts zu bemängeln und stelle bei angepasster Fahrweise keine Verkehrsgefährung dar. Außerdem stehe der Streckenzug der L 192 zwischen der L 193 und L 190 nach einer Prüfung des Rechnungshofes Rheinland-Pfalz zu einer Abstufung an. Winfried Schmitt, Pressesprecher des LBM, sagt: „Das bedeutet, dass das Land Rheinland-Pfalz die Verpflichtung hat, eine rückständige ‚Unterhaltung’ nachzuholen. Etwaige bauliche Umsetzungen können hier erst mit Einigung mit dem übernehmenden Baulastträger, dem Landkreis Bernkastel-Wittlich, erfolgen.“

Sie kennen noch weitere Straßen im Kreis, die in einem schlechten Zustand sind? Schreiben Sie uns auf unserer Facebook-Seite „Wittlicher TV-Redaktion“ oder per E-Mail an mosel@volksfreund.de.

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