Kreuzfahrtschiffe auf der Mosel Wenn Hotelschiffe zum Problem werden

Bernkastel-Kues · Lärmende Generatoren und Abgase von Flusskreuzfahrtschiffen ärgern die Anwohner in Bernkastel-Kues. Vor allem die Nähe zu einem Kinderspielplatz ist vielen ein Dorn im Auge. Das Problem mit den Schiffen beschäftigt auch die Verwaltungen. Eine Lösung ist in Sicht.

 Der Spielplatz „Lisa und Lucs“ in Bernkastel-Kues liegt nahe an der Mosel. Gehen dort Schiffe vor Anker, sind die Geräusche und Abgase auch dort zu hören und zu riechen.

Der Spielplatz „Lisa und Lucs“ in Bernkastel-Kues liegt nahe an der Mosel. Gehen dort Schiffe vor Anker, sind die Geräusche und Abgase auch dort zu hören und zu riechen.

Foto: TV/Patricia Prechtel

Die Idylle im Moseltal wird vor allem in den Sommermonaten oft gestört – und das ärgert die Anwohner. Denn an den Ufern des bei Touristen beliebten Ausflugziels Bernkastel-Kues machen teilweise bis zu acht Hotelschiffe fest. Diese Schiffe bringen neben zahlenden Touristen auch Lärm und Dieselgestank mit. Vor allem, wenn sie ihre mit Diesel betriebenen Stromgeneratoren laufen lassen. Und das Tag und Nacht.

Anwohner Dass die Schiffe so nahe an dem Spielplatz anlegen, ist für Andreas Bauer und Matthias Grommes unverständlich. „In manchen Städten wird Diesel verboten und hier liegt auf fünf Meter Entfernung zum Spielplatz so eine Drecksschleuder“, sagt Matthias Grommes. Damit würden die Kinder belästigt und seien in jungen Jahren schon den Gasen ausgesetzt. Die Forderung: beim Spielplatz dürften keine Schiffe anlegen.

Bei den Spielplätzen komme es immer darauf an, wie das Schiff liegt, sagt Wolfang Port, Bürgermeister von Bernkastel-Kues. Allerdings seien die Anleger 1963 erbaut worden, der Spielplatz circa 30 Jahre später. Somit sei diese Problematik damals nicht in Betracht gezogen worden.

Aber nicht nur die Nähe zu dem Kinderspielplatz ärgert die Anwohner. Ein weiteres Problem seien die Stromgeneratoren, die teilweise 24 Stunden am Stück laufen. Dadurch sei teilweise keine Nachtruhe möglich. „Nachts ist das Schlafzimmer hell“, sagt Andreas Bauer. Denn Schiffe würden komplett ausgeleuchtet. Und dazu kommen Lärm und Gestank durch die Stromgeneratoren.

Die Schiffe Mathias Münch vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Trier weiß, warum die Schiffe so auf die Energie angewiesen sind: „Schiffe sind für die Schifffahrtstreibenden fahrende Häuser. Auf Güterschiffen leben zum Teil ganze Familien. Sie brauchen, wie jeder andere Mensch, für das tägliche Leben Strom. So muss zum Beispiel auch wenn nachts geschlafen wird, trotzdem weiterhin der Kühlschrank oder die Heizung laufen.“

Dazu kommen noch die Hotelschiffe. Und dort sei der Verbrauch noch höher, sagt Münch. „Auf Fahrgastkabinenschiffe ist der Stromverbrauch um ein Vielfaches höher, da die Zahl der Personen an Bord um ein Vielfaches höher im Vergleich zu einem Güterschiff ist. Der Betrieb an Bord ist mit einem Hotel vergleichbar. Es wird ständig Strom für Beleuchtung, Küche, Reinigung und so weiter benötigt.“ Und er weiß auch: „Fahrgastkabinenschiffe können ihren Hotelbetrieb nicht ohne Stromversorgung aufrechterhalten.“

Die Generatoren laufen daher so lange, wie Strom benötigt wird, sagt Münch. Dabei gibt es vorgegebene Grenzwerte: Bei liegenden Schiffen darf das Geräusch im seitlichen Abstand von 25 Metern nicht lauter als 65 Dezibel sein. Das entspricht etwa dem Lärm in einer Kantine. Solange die Grenzwerte eingehalten werden, darf das Schiff die Generatoren laufen lassen. Und darum brummen auch nachts die Dieselgeneratoren. „Sind die Lüftungsklappen zu, liegt das Brummen im Rahmen. Aber wenn die Klappen auf sind, ist es laut. Laut Vorgabe müssen die Klappen immer zu sein“, sagt Wolfgang Port, Bürgermeister von Bernkastel-Kues.

Das Problem „Die Schiffe haben eine Betriebserlaubnis und dürfen die Generatoren laufen lassen. Man kann sie nicht zwingen, am Festland ans Stromnetz zu gehen.“ Und das ist ein Problem. Denn teilweise „liegen sieben bis acht Hotelschiffe gleichzeitig an, die auch zu unterschiedlichen Zeiten, tagsüber oder auch in der Nacht, wieder abfahren.“ Und das verursacht Lärm und Abgase. Die Anzahl der Schiffe habe drastisch zugenommen, sagt Port. Die Zahl der Schiffe, der Touristen, der Abgase und des Lärms liegen nahe beieinander. „Je höher die Zahl der Menschen an Bord, desto höher der Stromverbrauch. Vor allem die Zahl der Hotelschiffe auf der Mosel ist über die letzten Jahre stetig gestiegen.“

Die Rechtsgrundlage Warum aber können Schiffe Generatoren betreiben, die Lärm und Abgase von sich geben? Das Problem sei dabei die allgemeine Betriebserlaubnis, sagt Port: Mit dieser können die Schiffe in Deutschland auf den Wassern fahren. Und sie müssen den Strom nicht nutzen. Denn nur die Eigner der Anleger können die anlegenden Schiffe dazu verpflichten, ihre Energie aus Strom vom Festland zu beziehen. Das bedeutet, dass auch die Stadt Bernkastel-Kues nur etwas zu sagen hätte, wenn sie eigene Anleger hätte und deren Betreiber wäre. Hat sie aber nicht. Arrangements mit Anleger bestehen zurzeit auch nicht, sagt Port. Dann könnte sie den Anlegern Auflagen auferlegen, dafür zu sorgen, dass die Schiffe elektrische und nicht über Motoren betriebene Energie haben. Das bestätigt auch Münch: „Der Betrieb bordeigener Stromaggregate ist grundsätzlich zulässig.“ Denn Schiffsführer müssen zwar Vorsichtsmaßnahmen treffen, um unter anderem die Gefährdung von Menschenleben zu vermeiden. „Das bedeutet auch, dass vermeidbare Lärmbelästigungen – vor allem in angrenzenden Wohnbereichen – zu unterlassen sind.“ Nach dieser Rechtslage kann die Nutzung der Aggregate beim Stillliegen nicht verboten werden, da es keine entsprechende Verordnung gibt. Auch aus Gründen der Sicherheit ist das Abstellen der Stromaggregate an Bord nicht notwendig. „Das bedeutet, dass das Abstellen nur dann angeordnet werden könnte, wenn sich die Nutzung nicht im entsprechenden Rahmen bewegt.“

Gratwanderung Doch auf die Schiffe zu verzichten, sei auch keine Option, sagt Port. „Es ist eine Gratwanderung“, sagt er. „Mit den Schiffen kommen ja auch die Touristen in die Stadt, die Geld reinbringen. Manche der Touristen sagen, sie werden nochmal kommen. Und dann ohne Schiff.“

 Spielplatz Bernkastel-Kues, Foto: Patricia Prechtel

Spielplatz Bernkastel-Kues, Foto: Patricia Prechtel

Foto: TV/Patricia Prechtel
 Spielplatz Bernkastel-Kues, Foto: Patricia Prechtel

Spielplatz Bernkastel-Kues, Foto: Patricia Prechtel

Foto: TV/Patricia Prechtel
 Im Sommer gehen oft große Fahrgastschiffe oder Hotelschiffe vor Anker und lassen die Diesel über Nacht laufen. Im Archivbild ist das Flusskreuzfahrtschiff „Arosa Viva“ am Kueser Moselufer zu sehen.

Im Sommer gehen oft große Fahrgastschiffe oder Hotelschiffe vor Anker und lassen die Diesel über Nacht laufen. Im Archivbild ist das Flusskreuzfahrtschiff „Arosa Viva“ am Kueser Moselufer zu sehen.

Foto: Clemens Beckmann (cb)
 cb_Schiffslärm (Beckmann Clemens) ORT: Bernkastel-Kues *** Von den Kreuzfahrtschiffen geht viel Lärm aus. Es wird nach Abhilfe gesucht. TV-Foto: Clemens Beckmann ***

cb_Schiffslärm (Beckmann Clemens) ORT: Bernkastel-Kues *** Von den Kreuzfahrtschiffen geht viel Lärm aus. Es wird nach Abhilfe gesucht. TV-Foto: Clemens Beckmann ***

Foto: Clemens Beckmann (cb)
 Der Spielplatz „Lisa und Lucas“ in Bernkastel-Kues liegt nahe an der Mosel. Gehen dort Schiffe vor Anker, sind die Geräusche und Abgase dort auch zu hören und zu riechen.

Der Spielplatz „Lisa und Lucas“ in Bernkastel-Kues liegt nahe an der Mosel. Gehen dort Schiffe vor Anker, sind die Geräusche und Abgase dort auch zu hören und zu riechen.

Foto: TV/Andreas Bauer
 Schiff auf der Mosel an Spielplatz, Foto: Andreas Bauer

Schiff auf der Mosel an Spielplatz, Foto: Andreas Bauer

Foto: TV/Andreas Bauer
 Schiff auf der Mosel an Spielplatz, Foto: Andreas Bauer

Schiff auf der Mosel an Spielplatz, Foto: Andreas Bauer

Foto: TV/Andreas Bauer

Lösung Als Alternative sieht Münch eine externe Versorgung der Schiffe mit Landstrom. „Hierfür müsste die Infrastruktur jedoch noch von Bernkastel-Kues geschaffen werden, die auch dann die Kosten dafür tragen müsste.“ Und: Eine Änderung ist in Sicht. Denn die Stadt Bernkastel-Kues hat zwei Anleger mit Stromanschluss auf der Kueser Seite in Planung, sagt Bürgermeister Port. „Die Stadt tut etwas. Wir sind an der Lösung des Problems.“ Diese Anleger sollen diese, spätestens aber nächstes Jahr umgesetzt werden. Und auch auf der Bernkasteler Seite sollen im Rahmen der Umgestaltung des Moselufers Möglichkeiten geschaffen werden, an den Anlegern Strom für die Schiffe zur Verfügung zu stellen. „In den nächsten sechs Jahren sollten wir das im Griff haben“, sagt Port. Ein Punkt sind aber noch die Kosten. Und diese seien nicht unerheblich, sagt Port. „Es wird die Stadt viel Geld kosten“, sagt er. „Ich rechne mit etwa einer halben Million Euro.“

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