Schulessen Erst zahlen, dann essen

Bernkastel-Wittlich · Wer im Landkreis Bernkastel-Wittlich als Ganztagsschüler an der Schule etwas zu Mittag essen will, muss vorher zahlen. Mit diesem System soll vermieden werden, dass die Schulen auf den Kosten sitzen bleiben. Und es scheint zu funktionieren.

 Ganztagsschüler im Kreis Bernkastel-Wittlich können mittags in der Schule essen. Das neue Prepaid-Bezahlsystem wurde bisher gut angenommen.

Ganztagsschüler im Kreis Bernkastel-Wittlich können mittags in der Schule essen. Das neue Prepaid-Bezahlsystem wurde bisher gut angenommen.

Foto: dpa/Franziska Kraufmann

Bei den Ganztagsschulen im Landkreis Bernkastel-Wittlich hat sich ein Berg aus unbezahlten Essensrechungen der Schüler angesammelt. 112 980,24 Euro müssen die Eltern noch für das Essen ihrer Kinder zahlen. Darauf reagierte der Kreis mit einem neuen Bezahlsystem (der TV berichtete).

Zur Erinnerung: Mit dem vorherigen System haben sich im Laufe der Jahre hohe Schulden angesammelt, da nicht alle Eltern das Essen für ihre Kinder gezahlt hatten. Auf diesen Schulden ist der Kreis, Träger der Schulen, sitzen geblieben.  Die komplette offene Rechnung beläuft sich auf 112 980,24 Euro. Spitzenreiter sind die Liesertal-Schule Wittlich mit einer offenen Rechnung von 34 670,40 Euro und die Burg-Landshut-Schule Bernkastel-Kues mit 17 719,28 Euro. Bei vielen Schulen haben sich Beträge zwischen 2000 Euro und 6500 Euro angesammelt. Bei manchen Schulen ist die Rede von Beträgen um die 10 000 Euro.

In der Vergangenheit wurden die Kosten für das Essen bei den Eltern abgebucht oder per Rechnung gezahlt. Durch das neue Prepaid-Bezahlsystem können keine Schulden entstehen, sagt Manuel Follmann, Pressesprecher der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich. Denn ohne Chip und ohne Guthaben darauf gibt es keine Mahlzeit. „Es gibt nur noch Essen, wenn vorher gezahlt worden ist. Hierdurch können säumige Zahlungen oder gar eine Überschuldung der Eltern aus Essensgeldkosten vermieden werden.“

Wie hat sich das neue System bisher etabliert? Manuel Follmann sagt: „Aus Sicht des Schulträgers hat sich das neue Bestell- und Bezahlsystem etabliert. Es wird von denjenigen, die tatsächlich am Essen teilnehmen möchten, angenommen.“ Allerdings seien die Bestellungen tendenziell zurückgegangen.

Zum Schuljahresbeginn 2018/2019 waren an den Schulen 1473 Ganztagsschüler angemeldet, davon 779 an Schulen mit dem „neuen“ Bestell-/Bezahlsystem. Rund 900 Schüler sind an den mitmachenden Schulen im System angemeldet. Allerdings sind darin auch noch ehemalige Ganztagsschüler mit einberechnet. Der reguläre Essenspreis für alle beträgt 3,30 Euro je Essen. Sozialhilfeempfänger müssen mit bewilligten Anträgen einen Euro zahlen. Dieser Eigenanteil soll nach dem Starke-Familien-Gesetz künftig auch entfallen, sodass sozial bedürftige Kinder künftig kostenfrei essen können, sofern die entsprechenden Anträge gestellt und Bewilligungen erteilt werden, sagt Follmann.

Eltern und Schüler kommen mit dem neuen System gut klar, sagt Follmann. Und auch die Umstellung funktioniere grundsätzlich problemlos. Denn Eltern und Schüler werden zuvor umfänglich auf die Nutzung hingewiesen. Follmann: „Wer eine Überweisung tätigen kann und Grundkenntnisse am PC hat, sollte problemlos das System bedienen können. Wer keinen PC, kein internetfähiges Handy oder keine Kenntnisse in der Nutzung dieser Geräte hat, kann in der Schule an einem Terminal bestellen. Sollte auch hier Hilfebedarf bestehen, können Lehrpersonen oder Sekretariatskräfte die Handhabung erklären.“

Das Prepaid-Bezahlsystem sei nach einer gewissen Umstellungsphase gut angenommen worden, sagt auch Christine Brenner, kommissarische Schulleiterin an der Realschule plus Manderscheid. Zwar werden nun weniger Essen ausgegeben. Die Zahl  der Essen habe sich aber nicht drastisch verändert, sagt die Schulleiterin.

Die Schüler können ihr Mittagessen nun nach eigenen Bedürfnissen auch von zuhause aus planen. Und das Essen kann abbestellt werden, wenn ein Kind krank ist. „Es kann aber nicht spontan dazu gebucht werden“, sagt sie. Bis zu jedem Donnerstag muss die darauffolgende Woche Essen vorgeplant werden. Da kann es auch mal vorkommen, dass ein Schüler nicht mehr genug Geld auf der Karte hat oder zu spät bemerkt, dass er das Vorbestellen vergessen hat. Aber durch das selbstständige Organisieren lernen die Schüler auch dazu, sagt sie. „Sie lernen, dass man in manchen Bereichen des Lebens planen muss.“

Es sei absolut sinnvoll, da nun früher geplant werden könne. „Das ist für den Caterer einfacher und so ist auch abgesichert, dass das Essen gezahlt wird“, sagt Christine Brenner. Durch das neue System sei dies nun kontrollierbar, was notwendig sei.

Die Kosten für die Anschaffung, Schulung, Garantie und Montage sowie für Aplication-Service-Providing (Datenaustausch, -haltung, -sicherung) liegen bei rund 100 Euro pro Monat und Schule. Die Systemkosten zahlt der Schulträger, wie bereits bei vorherigen Bestell- und Abrechnungssystemen auch. Die Eltern zahlen weiterhin nur die Essenskosten.

Ursprünglich waren 60 Monate Laufzeit geplant. Bleibt es dabei? Follmann: „Da sich das System bisher bewährt hat, ist eine längerfristige Nutzung angedacht; konkrete Entscheidungen werden erst getroffen, wenn der Ablauf der Laufzeit absehbar ist.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort