Archiv Das Prümer Lamm muss amtlich werden

Prüm · Bei den Überlegungen zur weiteren Hahnplatzgestaltung haben die Abteistädter festgestellt, dass sie gar kein beurkundetes Wappen haben. Das soll sich ändern. Und dann soll das Schäfchen auch das richtige Bein heben.

 Das Prümer Lamm hebt nicht immer das „schöne“ Bein – siehe das Foto am Ritzstraßen-Kreisel: Da ist es das linke.

Das Prümer Lamm hebt nicht immer das „schöne“ Bein – siehe das Foto am Ritzstraßen-Kreisel: Da ist es das linke.

Foto: TV/Fritz-Peter Linden

Das Prümer Stadtwappen? Kennt fast jeder: Das Osterlamm hält, auf grünem Grund stehend, eine Fahne mit dem Kreuz – und blickt sich zu ihr um.  Wer durch die Abteistadt spaziert, entdeckt es an vielen Stellen: Im Haus des Gastes, am Kreisverkehr in der Ritzstraße, auf dem Portal der Basilika.

Und wer Post von der Stadtbürgermeisterin erhält, findet es im Briefkopf – wobei Mathilde Weinandy (CDU) die Variante mit der Krone obendrüber verwendet. Diese aber, hätten ihr die Fachleute gesagt, stehe gar nicht für die ganze Stadt, sondern nur für die ehemalige Fürstabtei.

 Hier ist es das rechte Bein ...

Hier ist es das rechte Bein ...

Foto: TV/Fritz-Peter Linden

Während die Bürgermeisterin mutmaßt, dass die dafür wohl „keiner ins Gefängnis“ bringen werde, muss eine andere Sache aber zügig geregelt werden. Bei den Planungen zum neuen Hahnplatz nämlich dämmerte den Stadtratsfraktionen: Wir haben gar kein amtliches Wappen.

 Und auch hier, am Regino-Gymnasium ...

Und auch hier, am Regino-Gymnasium ...

Foto: TV/Fritz-Peter Linden

„Auf den Hahnplatz kommen fünf Stelen mit Informationen“, sagt Johannes Reuschen von der gemeinsamen Fraktion der Prümer Bürgerbewegung (PBB) und der Freien Wähler (FWG). Obendrauf vorgesehen: das Wappen. Und während man über die möglichen Gestaltungsvarianten diskutiert habe, sei irgendwann klar geworden: Das Wappen ist nirgendwo amtlich registriert und belegt – durch eine Urkunde, ausgestellt vom Landesarchiv in Koblenz. „Ich hatte da angerufen“, sagt Mathilde Weinandy, „und festgestellt: Es ist nichts genehmigt.“

 Und am Prümer-Sommer-Platz: linkes Bein. Falsch!

Und am Prümer-Sommer-Platz: linkes Bein. Falsch!

Foto: TV/Fritz-Peter Linden

Also soll nun eine solche Urkunde beantragt werden. Darüber sind sich die Fraktionen auch einig. Voraussichtlich in der nächsten Stadtratssitzung am Dienstag, 13. März, werde man das Thema auf die Tagesordnung heben, sagt Mathilde Weinandy. Für Johannes Reuschen ein großes Ding: „Wir legen jetzt ein für alle mal das Wappen fest. Das ist wirklich ein historischer Beschluss.“

Dazu aber muss man sich noch darüber einigen, was genau darauf abgebildet sein soll. Und da kommt Monika Rolef ins Spiel, Basilikaführerin, FWG-Mitglied und Kennerin der Prümer Historie: ein amtliches Wappen, jawohl – „aber das richtige“. Denn nicht jeder wisse, welches Bein das Lamm hebe, um damit die Fahne zu halten. Und da könne es nur eines geben (Linkshänder und -füßer müssen jetzt stark sein): „Das Rechte.“ Am Ritzkreisel zum Beispiel, sagt Monika Rolef, halte das Tier die Fahne mit dem linken Vorderlauf, also dem falschen.

Das Wappen gehe zurück auf das Jahr 763, als Pippin der Kleine der Abtei die Reliquie mit der Sandale Christi schenkte. Bei der Weihe habe das Kloster den Namen „Sankt Salvator“ (heiliger Erlöser) erhalten. In Anlehnung daran habe der Abt dann sein Wappen gewählt – „es war das Osterlamm“. Dieses Lamm Gottes, Lateinisch Agnus Dei, steht mit der Siegesfahne für den auferstandenen Christus. Und dem, sagt Monika Rolef, sei bei der Kreuzigung die rechte Brustseite durchbohrt worden. Die Wunde sei „das bedeutendste Stigma“, ergo: rechtes Bein.

Es dürfte in Prüm darüber kaum Diskussion geben. Oder? Frage an Markus Fischbach von der SPD: linkes Bein oder rechtes Bein? „Wie, wo ich die Zerrung habe?“, antwortet der. Die sei ihm noch von einem Gardetanz an Karneval geblieben. Nein, das mit dem Bein sei ihm egal, sagt Fischbach, nur die Krone müsse nicht sein auf dem Wappen: „Wir haben kein Königreich und keine Fürsten mehr. Auch wenn das optisch schön ist und historisch. Aber als neuzeitliche Gemeinde würde ich sagen: passt nicht.“ Über alles andere aber werde es keine Diskussion geben, sagt auch der Sozialdemokrat.

Nur erledigt werden soll die Sache: „Das muss endlich mal geklärt sein“, sagt Mathilde Weinandy. „Wir werden es entscheiden und eintragen lassen. Und dann ist es für alle Zeit fest.“

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