Fehler #MeinGrößterFail - Journalisten plaudern über die peinlichsten Fehler

Trier · Unter dem Stichwort #MeinGrößterFail hat ein ehemaliger Redakteur des Trierischen Volksfreunds Journalisten bei Twitter aufgerufen, Fehler einzugestehen. Hunderte machen mit. Die Aktion sorgt bundesweit für Aufsehen. Was dabei entsteht, ist eine ebenso selbstkritische wie lustige Liste der Peinlichkeiten, die zeigt: Journalisten sind auch nur Menschen.

Journalisten plaudern über die peinlichsten Fehler
Foto: TV/Fusenig, Cornel

Die eine bebildert einen Artikel über Mario Götze versehentlich mit einem nachdenklich dreinblickenden Mario Adorf, der andere bezeichnet Kofi Annan als „UFO-Generalsekretär“, ein weiterer kündigt Doris Dörries Film „Die Friseuse“ aus Versehen als „Die Fritteuse“ an oder schreibt gar vom „Elfmeterscheißen“.

Journalisten sind der Wahrheit verpflichtet. Sorgfalt ist ihre oberste Pflicht. Journalisten sind aber auch Menschen. Eine Spezies, die ab und an Fehler macht. Nur – wenn Journalisten Fehler machen, stehen die für alle sichtbar in der Zeitung, tönen aus dem Radio oder verbreiten sich rasant im Internet. Nicht selten begleitet von Spott und hämischen Kommentaren.

Die Erfahrung machte kürzlich auch eine Lokalredakteurin der Dorstener Zeitung. Sie hatte wegen der Sicherheitslücken über das Design von Computerchips geschrieben: Das Aussehen gehe scheinbar vor Sicherheit, betonte sie. Offensichtlich nicht ahnend, dass Chip-Design keineswegs eine Frage der Optik ist. Und so stürzte sich das Netz voll Häme auf sie.

Auch Roland Grün, der beim Trierischen Volksfreund lange als Online-Redakteur gearbeitet hat und sich mit dem Thema daher gut auskennt, amüsierte sich. Geärgert hat den gebürtigen Eifeler aus Sellerich aber, wie hart manche Leute bei Twitter und Facebook reagierten. Wer hat denn nicht schon einmal einen peinlichen Fehler fabriziert, über den man später herzlich lachen konnte?

 „Ich dachte mir: Warum also nicht eine Twitter-Aktion draus machen, um zu zeigen: Wenn man gemeinsam drüber lacht, tut’s weniger weh“, sagt Grün, der inzwischen in Gütersloh für eine Medienagentur arbeitet. Dass darauf Hunderte deutsche und schweizerische Journalisten ihre peinlichsten Fehler veröffentlichen und viele Medien über die Aktion berichten würden, hatte er nicht erwartet.

Grüns eigener größter Fehler: „Als ich als bekennender Sportmuffel auf der Website meiner Zeitung einen Artikel über den neuen Regionalligaspieler Lars Bender mit einem Foto des Nationalspielers gleichen Namens bebilderte und damit zum Gespött der lokalen Sportszene wurde“, schreibt er. So mancher TV-Leser könnte sich noch daran erinnern.

Andere Journalisten lachen inzwischen darüber, dass sie über „Waldimir“ Putin und „Syphilisarbeit“ schrieben oder im Radio statt „über den Klee gelobt“ „über dem Klo gelebt“ vorlasen.

ARD-Mann Stefan Scheider erinnert sich auf Twitter daran, wie das Team des Mittagsmagazins Skirennfahrer Christian Neureuther in der Unterzeile als „Ski-Nervensäge“ bezeichnete: „Eine Textzeile. Tausend Tode“, schreibt er.

Alexander Demling‏ berichtet, wie er als Praktikant der Lokalzeitung mit zwei unterschiedlichen Socken, einer mit Loch, in die Redaktion ging (sieht ja keiner). „Erster Termin: eine Moschee-Eröffnung mit Imam, OB und vielen lokalen Honorationen. Und im Gebetsraum war Schuhverbot.“

Jenny Kallenbrunnen‏ erzählt, wie sie am Ende eines längeren Telefonats zur Sicherheit noch einmal nachfragte: „Und Sie waren noch gleich der Herr... ?“ und nicht mit der empörten Antwort „Ich bin die Bürgermeisterin von Juist!“ rechnete.

Die frühere Spiegel-Online-Reporterin Annett Meiritz schrieb 2011 in einer Überschrift versehentlich, das US-Militär habe Obama auf See bestattet. Gemeint war Osama bin Laden.

So mancher ist auch schon im gefürchteten Hohlspiegel gelandet. Zum Beispiel nach einem Bericht über den „Opelbauer Opel“ in Rüsselsheim. Oder weil die Journalistin nach dem Fund einer Leiche, die in Müllsäcke gewickelt und verschnürt in einer Gartenlaube abgelegt worden war, berichtete, dass die Polizei Selbstmord ausschließe.

Inzwischen beteiligen sich auch andere Berufsgruppen an der Aktion. So schreibt ein Mediziner: #MeinGroessterFail (Medizin) beim Abtasten des Bauches(!) einer sehr korpulenten, älteren Dame, die im Nachthemd im Bett lag. „Haben Sie diese Schwellung am Unterbauch schon länger?“ „Junger Mann, das ist meine linke Brust!“

Das Echo auf die Aktion ist überwiegend positiv. Viele amüsieren sich köstlich. Andere loben die Transparenz im Umgang mit Fehlern. Wieder andere bemängeln, dass es bei den meisten Posts lediglich um kleine Peinlichkeiten gehe, mit denen die Journalisten kokettierten.

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Foto: TV/Fusenig, Cornel
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Foto: TV/Fusenig, Cornel

Grün sagt: „Ich habe das Gefühl, dass durch die Aktion auf unterhaltsame Art auch mehr Bewusstsein dafür geschaffen wurde, dass Journalisten auch nur Menschen sind, die bekannteren ebenso wie die weniger bekannten.“ Und Menschen machen nun einmal ab und an Fehler.

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