Diskussion um Ansiedlung Kommunalwahl in Trier - Globus, der Professor und die Gretchenfrage

Trier · Die Verbraucher wollen den Globus-Markt. Die Wirtschaftsverbände warnen vor negativen Folgen für die Versorgung in den Stadtteilen und Gemeinden. Die CDU positioniert sich eindeutig.

 Bernhard Swoboda, Professor für Marketing und Handel an der Universität Trier, spart bei der Analyse der Gutachten zu Globus nicht an Kritik.   

Bernhard Swoboda, Professor für Marketing und Handel an der Universität Trier, spart bei der Analyse der Gutachten zu Globus nicht an Kritik.  

Foto: Rainer Neubert

Welche Folgen hätte die Eröffnung eines großen Globus-Verbrauchermarktes in Trier-Euren für das Einzelhandelsangebot in der Stadt und im Umland? Die Varianten der möglichen Antworten auf diese Frage lassen sie zum Wahlkampfthema werden. Zumal derzeit nicht klar ist, ob der Trierer Stadtrat noch vor den Kommunalwahlen entscheiden muss, ob die Möglichkeit der Ansiedlung in dem Gewerbegebiet nahe der Bundesstraße in Richtung Luxemburg bei den Aufsichtsbehörden abgefragt wird.

„Warum stärkt die Stadt Trier nicht die bestehenden Märkte in der Innenstadt und baut die integrierte Nahversorgung in den Stadtteilen aus?“, fragt Bernhard Swoboda, Professor für Marketing und Handel an der Universität Trier. Im Auftrag der CDU Trier hat der – wie er selbst betont – parteiunabhängige Experte die beiden Gutachten zur Globus-Ansiedlung und auch den aktuellen Entwurf zur Fortschreibung des Einzelhandelskonzepts analysiert und kommt dabei zu interessanten Erkenntnissen, die er zu Beginn der Podiumsdiskussion „Handel im Wandel“ im Kasino am Kornmarkt präsentiert. Wobei der Begriff Diskussion in diesem Zusammenhang nur bedingt angemessen ist, denn ein Vertreter von Globus und damit ein Befürworter der Ansiedlung an der Luxemburger Straße fehlt. „Ein Vertreter von Globus wird, nicht nur aufgrund der sehr kurzfristigen Einladung, an der Diskussion nicht teilnehmen“, hatte das Unternehmen aus dem Saarland wenige Tage vor der Veranstaltung mitgeteilt.

So steht Moderator Thomas Vat­heuer vor der Herausforderung, den vier Podiumsgästen, die einer Meinung sind, abwechslungsreiche Redebeiträge zu entlocken. Gastgeber Max Monzel, Vorsitzender der CDU Trier, legt sich fest: „Wir sind nicht gegen Globus, sondern gegen ein Sortiment wie dieses an dieser Stelle. Wir brauchen keine Genehmigung und auch nicht die Prüfung einer Genehmigung.“ Weder Alfred Thielen, Geschäftsführer Handelsverband Region Trier, noch Matthias Schmitt (Industrie- und Handelskammer) oder Matthias Schwalbach (Handwerkskammer) wollen widersprechen.

Wie unterscheiden sich das von Globus beauftragte Gutachten der Cima Beratung und Management GmbH von den Untersuchungen der Dr. Lademann & Partner GmbH, die im Auftrag des Handelsverbandes die möglichen Folgen einer Globus-Ansiedlung ergründet hat? Bernhard Swoboda sieht deutliche Differenzen bei der Beauftragung, der Vorgehensweise und den Ergebnissen. Er attestiert dem Lademann-Gutachten deutlich mehr Tiefe, vor allem wenn es um die Einschätzung der Auswirkungen auf die einzelnen Stadtteile geht.

 Auf dem Podium eine Meinung: Keine Freunde einer Globus-Ansiedlung am geplanten Standort sind (links) Alfred Thielen (Handelsverband Region Trier), Matthias Schmitt (Industrie- und Handelskammer) und (rechts) Matthias Schwalbach (Handwerkskammer). Auch CDU-Kreisvorsitzender  Max Monzel (Zweiter von rechts) lehnt diese Planung ab. Moderator Thomas Vatheuer (Mitte) bringt dennoch Schwung in die Podiumsdiskussion. Der Vertreter von Globus hat abgesagt.

Auf dem Podium eine Meinung: Keine Freunde einer Globus-Ansiedlung am geplanten Standort sind (links) Alfred Thielen (Handelsverband Region Trier), Matthias Schmitt (Industrie- und Handelskammer) und (rechts) Matthias Schwalbach (Handwerkskammer). Auch CDU-Kreisvorsitzender  Max Monzel (Zweiter von rechts) lehnt diese Planung ab. Moderator Thomas Vatheuer (Mitte) bringt dennoch Schwung in die Podiumsdiskussion. Der Vertreter von Globus hat abgesagt.

Foto: Rainer Neubert
 Logo_Kommunalwahl_2019

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Foto: TV/Lambrecht, Jana

Die Bilanz des Professors ist eindeutig: Das Cima-Gutachten sei zu oberflächlich, überschätze das Potenzial aus Luxemburg und beachte zu wenig das zwingend einzuhaltende Nichtbeeinträchtigungsgebot mit Blick auf die Innenstadt und die Stadtteile. In beiden Gutachten seien keine Alternativstandorte untersucht worden. Und der Entwurf für das Einzelhandelskonzept 2025+? „Es enthält gute Ziele und Leitprojekte für die City. Die stehen allerdings in Konflikt mit dem Ziel der Ansiedlung weiterer Betriebe mit mehr als 5000 Quadratmetern Verkaufsfläche.“ Die Diskussion wird fortgesetzt.

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