Archiv Januar 2019 Leerstand in Kyllburg: Neues Leben hinter alten Fassaden

Kyllburg · Auf den ersten Blick wirkt Kyllburg wie eine Geisterstadt. Wer genau hinschaut, sieht aber, dass sich derzeit einiges tut. Der Eifeler Hof und ein Café sollen bald eröffnen, zwei jahrelang leerstehende Gebäude zu Wohnraum werden. Nur mit dem Einzelhandel will es bislang nicht klappen.

 Was lange währt, wird wieder gut: Der Eifeler Hof und das Café gegenüber sollen bald eröffnen. Der marode Sandsteinbau (unten links) und das Haus des Uhrmachers werden renoviert. Nur für den ehemaligen Schlecker-Markt findet sich bislang kein Pächter (unten Mitte).

Was lange währt, wird wieder gut: Der Eifeler Hof und das Café gegenüber sollen bald eröffnen. Der marode Sandsteinbau (unten links) und das Haus des Uhrmachers werden renoviert. Nur für den ehemaligen Schlecker-Markt findet sich bislang kein Pächter (unten Mitte).

Foto: TV/Christian Altmayer

Eine Plastikplane hängt im Schaufenster. „Zu Vermieten“ steht auf der Notiz, die an der Scheibe des ehemaligen Schlecker-Marktes hängt. Seit die Drogeriekette insolvent wurde, steht das Gebäude in der Kyllburger Innenstadt leer. Auch im Café gegenüber sind die Lichter aus. Die Speisekarte: ein weißes Blatt Papier. Vor der früheren Tankstelle an der Straße Richtung Malberg türmt sich ein Haufen Holzbretter auf. Der Getränkemarkt nebenan ist seit Jahren dicht.

Auf den ersten Blick scheint Kyllburg wie ausgestorben. Doch hinter den Fassaden tut sich derzeit einiges:

Foto: TV/Christian Altmayer

Der Eifeler Hof und das Umfeld: Ein Pritschenwagen parkt vor einem Haus in der Bahnhofstraße, nebenan steht ein Container. In dem landet alles, was raus muss aus dem Gebäude. Auf der Ladefläche des Autos liegt alles, was rein muss: Stangen von Gerüsten etwa, die Handwerker ins Innere tragen.

Foto: TV/Christian Altmayer

Nach Jahren, in denen das Anwesen eines Uhrmachers leerstand, will die Firma Alcázar Real Estates den Bau mit der Hausnummer vier auf Vordermann bringen. Im März, so der aktuelle Plan, soll hier wieder jemand einziehen, sagt Alcázar-Chef Philipp Thomas.

Foto: TV/Christian Altmayer

Es ist nicht das Einzige, was er in Kyllburg vorhat. Auch der Eifeler Hof gehört Thomas. Seit 2016 ist das historische Hotel geschlossen. Vergangenes Jahr sollte der Betrieb wieder eröffnen (der TV berichtete). Doch die Renovierungsarbeiten zogen sich in die Länge und verursachten Kosten in Millionenhöhe. Wenig überraschend waren es wieder die Brandschutzauflagen, die für Mehraufwand sorgten. Wie viel Thomas genau investiert hat, will der Inhaber nicht verraten. „Wenn wir mit allem fertig sind, wird die Bausubstanz aber mindestens 30 Jahre lang halten.“

Foto: TV/Christian Altmayer

Im Erdgeschoss und Souterrain sei es bald soweit. Die Kneipe und die sieben Festsäle könnten in den nächsten Wochen aufmachen, sagt Thomas, zumindest, wenn das Bauamt der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm grünes Licht gebe. In den 38 Zimmern und in der Küche dauerten die Arbeiten länger. Thomas rechnet damit, dass der Hotelbetrieb im März starten kann. Das Café gegenüber soll übrigens von denselben Pächtern betrieben werden wie der Eifeler Hof. Eröffnen soll die Gastronomie im Frühjahr.

Für den ehemaligen Schlecker-Markt neben dem Hotel, der ebenfalls der Firma Alcázar Real Estatetes gehört, sucht Thomas derzeit noch einen Mieter, genauso wie für das Ladenlokal des Uhrmachers in der Bahnhofstraße. Welche zu finden, sei aber derzeit nicht leicht: „Gewerbeflächen in Kyllburg sind derzeit nicht sehr gefragt.“ Thomas hofft aber, dass das Hotel so viel Strahlkraft entfaltet, dass es Investoren in die Stadt lockt. Vorstellen könnte sich Thomas zum Beispiel, dass neben den Eifeler Hof ein Geschäft mit Hochzeitsmode einziehen könnte: „Das würde gut passen. Im Hotel wird man ja heiraten können.“

Der Marktplatz: Ein paar Hundert Meter die Fußgängerzone aufwärts soll einem weiteren Altbau eine neue Bedeutung zukommen. Der Eingang des Sandsteinhauses ist mit Brettern vernagelt, eine zweite Tür ist mit einem „X“  markiert. „Abbruch“ steht darüber. Doch dazu wird es wohl nicht kommen.

Die Stadt hatte ursprünglich geplant, die Immobilie gegenüber des Rathauses abzureißen, wie Bürgermeister Wolfgang Krämer sagt: „Zwanzig Jahre hat das Haus leergestanden. Für uns war das Schrott.“ Bei der Zwangsversteigerung des Anwesens wurde die Gemeinde dann allerdings von einem privaten Investor überboten.

Der Käufer ist Wolfram Ehrenfried, der im Nachbarort Malberg wohnt. Der Geschäftsführer der Firma ContiMundo plant, das Haus am Marktplatz 11 in den nächsten zwei Jahren  zu renovieren. „Derzeit ist das Gebäude nicht mehr als eine Ruine“, sagt Ehrenfried. Bis Weihnachten 2020 soll es aber zu einem Wohnhaus mit Gastronomie werden. „Ich weiß: das ist sportlich“, sagt der Investor, glaubt aber an die Idee: Das Erdgeschoss will er für ein gehobenes Restaurant herrichten, die oberen Stockwerke in acht Eigenumswohnungen verwandeln.

Anfangen damit durfte er bislang nicht. Der Stadtrat hat aber jüngst den „städtebaulichen Rahmenplan“ für das Gelände geändert. Nun stehen die Zeichen auf Sanierung und nicht mehr auf Abbruch.

 Das Nahversorgungskonzept: Der Leerstand in der Stadt wird also weniger. Dass sich bald Einzelhandel und Gewerbe in Kyllburg ansiedeln werden, ist aber nach wie vor nicht abzusehen. Um dem entgegenzuwirken, hat die Gemeinde beim Planungsbüro Isu ein Nahversorgungskonzept in Auftrag gegeben. Das mehr als 104 Seiten starke Dokument, das Büroleiter Daniel Heßer im Stadtrat vorstellt, ist eine Bestandaufnahme. Es fasst zusammen, woran es in Kyllburg fehlt, aber auch, wo Potentiale schlummern.

Demnach kaufen 90 Prozent der Kunden aus den umliegenden Ortschaften, Lebensmittel und alltägliche Artikel im Grundzentrum ein. Die restlichen 10 Prozent bummeln lieber in Bitburg, Badem und anderen Orten, die der Stadt laut Heßer „starke Konkurrenz machen“. 40 Prozent erwerben außerdem ihre Drogerieartikel woanders. Sortimente wie Kleidung, Bücher, Spielwaren oder auch Bauwaren werden in Kyllburg kaum angeboten. Und Heßer ist auch skeptisch, ob sich solche Händler anlocken lassen.

In der Fußgängerzone sollten die Kyllburger daher erstmal versuchen, „zu schützen, was zu schützen ist“, sagt der Stadtplaner. Ausbauen könnten sie laut dem Stadtplaner die Gewerbe-Standorte am Bahnhof und in der Bademer Straße. Die beiden Supermärkte dürften sich ruhig erweitern, ein Drogeriemarkt könne sich ansiedeln. „Der fehlt uns seit der Schlecker zu ist“, sagt Bürgermeister Krämer, auch wenn viele Kunden Kosmetik, Duschgel und Zahnpasta auch bei Edeka und Lidl fänden. Noch schöner fände es Krämer allerdings, wenn sich in Kyllburg eine Art kleiner Baumarkt ansiedeln würde.

Für all das will Krämer weiter streiten und werben: „Wir sind ein Grundzentrum und das lassen wir uns von keinem wegnehmen.“ Mit dem Einzelhandelskonzept habe die Gemeinde nun „belastbare Zahlen“ an der Hand, um Investoren und planerische Behörden zu adressieren: „Das bringt uns einen großen Schritt voran.“

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