Große Pläne, hoher Besuch Cusanusstift steht vor Veränderungen – Bundespräsident kommt

Bernkastel-Kues · Im Cusanusstift in Bernkastel-Kues stehen große Veränderungen an. Das mehr als 550 Jahre alte Altenheim wird erweitert und wieder in Eigenregie betrieben. Im September kommt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit dem Diplomatischen Korps zu Besuch.

 Rektor Leo Hofmann (rechts) und Verwaltungsratsvorsitzender Lothar Künzer im Kreuzgang des Cusanusstifts .

Rektor Leo Hofmann (rechts) und Verwaltungsratsvorsitzender Lothar Künzer im Kreuzgang des Cusanusstifts .

Foto: TV/Clemens Beckmann

Nikolaus Cusanus (1401-1464) hat das, was er und weitere Familienmitglieder 1458 in seinem Heimatort Kues mit viel Geld auf den Weg brachten, nie selbst gesehen: das Cusanusstift. Viele andere Personen, auch der Zeitgeschichte, kamen und kommen, um es zu sehen. 2001 beispielsweise der damalige Bundespräsident Johannes Rau, der den Kardinal und Philosophen zu dessen 600. Geburtstag ehrte. Und in wenigen Wochen, am 18. September, ist das aktuelle Staatsoberhaupt, Frank-Walter Steinmeier, zu Gast (siehe Info).

Was ist das Besondere, ja vielleicht sogar Einmalige, am nach jahrelanger Bauzeit im Jahr 1465 geweihten Cusanusstift? Sein Stifter verfügte, dass 33 bedürftige Männer dort ihren Lebensabend verbringen können. Jeder von ihnen verfügte schon damals über ein Einzelzimmer. Das war fortschrittlich, auch wenn Frauen erst sehr viel später einziehen durften. Nach Auskunft von Lothar Künzer, Vorsitzender des Cusanusstift-Verwaltungsrats, dürfte es sich zumindest um eines der ältesten Seniorenheime in Europa handeln. „Und es war keinen Tag geschlossen“, hebt er hervor.

Cusanus verfügte auch, dass die Geschicke im Stift in Eigenregie geführt werden. Bis 1993 war das auch der Fall. Nach einer Unterbrechung von gut 25 Jahren, in denen das Altenheim von der Cusanus Trägergesellschaft Trier (ctt) betrieben wurde, wird der Stifterwille in einigen Wochen, vermutlich zum 1. Oktober, wieder umgesetzt. Das Stift wird selbst Betreiber sein.

Zu dem Komplex kam in den 1960er Jahren noch das auf dem gleichen Gelände liegende und auch als Seniorenheim dienende ehemalige Krankenhaus hinzu. Dadurch stieg die Bettenzahl auf etwa 60. Künzer verhehlt nicht, dass trotzdem in jüngster Zeit das Damoklesschwert einer dauerhaften Schließung über dem Altenheim hing. Es war zu klein und damit nicht wirtschaftlich zu führen. Und es standen Auflagen, zum Beispiel beim Brandschutz und den Rettungswegen, als hohe Hürden vor den Verantwortlichen des Stifts.

Künzer, Leo Hofmann, der 57. Rektor des Stifts, und der Rest des Verwaltungsrats gingen es an. 2018 und 2019 wurden insgesamt eine Million Euro in Brandschutz, Dächer, Technik und Fenster investiert. „In den zehn Jahren davor waren es auch schon insgesamt 1,5 Millionen Euro“, bilanziert Künzer. Alle Einnahmen des Stifts (Pacht Altenheim, Pacht Weingut, Erbpacht Grundstück) fließen in den Sanierungstopf der gemeinnützigen Stiftung. Die erhalte, darauf legt Künzer Wert, keine Zuschüsse von Staat und Kirche.

Zugute kamen und kommen dem Stift, der Stadt und der Verbandsgemeinde zudem, dass ein anderer über 25 Jahre abgeschlossener Pachtvertrag mit der ctt vor einigen Monaten auslief. Die Gesellschaft hatte die benachbarte Seniorenakademie betrieben, aber kein Interesse, den Vertrag zu verlängern. Das Stift entschied, das Gebäude zu übernehmen. Dort werden Räume für die Verwaltung und weitere Zimmer für ältere Menschen entstehen.

Die Bettenzahl steigt dadurch auf 70. „Damit können wir wirtschaftlich arbeiten“, sagt Lothar Künzer. Das Personal wird unter neuer Leitung weiterarbeiten. Auch ein Geschäftsführer wurde bereits gefunden. Das Stift wird auf einen Schlag etwa 50 Mitarbeiter mehr haben und professionellere Strukturen bekommen.

Die Seniorenakademie war eine Begegnungsstätte, in der auch viele Kurse angeboten wurden. Eine Begegnungsstätte soll das zweistöckige Gebäude bleiben, sagt Lothar Künzer, aber auf andere Art als bisher (Extra).

Der ehrenamtlich tätige Verwaltungsratsvorstand ist vor allem über die neuen Kapazitäten des Altenheims froh. „Es ist das Herzstück des Cusanusstifts, das Herzensanliegen seines großen Stifters und seiner Geschwister“, sagt er. Und er fügt an: „Unser Ziel ist es, im Sinne von Cusanus etwas Einmaliges zu schaffen. Es ist eine historische Weichenstellung.“

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