Politischer Aschermittwoch Klöckner keilt mit Knalleffekt

Mainz · Ein lauter Knall tönt durch den Saal. Und noch einer. Immer wieder platzen CDU-Luftballons, die sich dem schwülen, biergetränkten Dunst in dem Mainzer Bierzelt beugen, in dem Bundesagrarministerin Julia Klöckner (Foto: dpa) ihre Angriffe zum politischen Aschermittwoch starten will.

 Julia Klöckner (CDU), Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, teilte beim Aschermittwoch in Mainz aus.

Julia Klöckner (CDU), Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, teilte beim Aschermittwoch in Mainz aus.

Foto: dpa/Britta Pedersen

Immerhin: Anders als bei den Luftballons ihrer Partei ist die Luft bei der CDU-Landeschefin noch lange nicht raus. Das zeigt die 46-Jährige in ihrer Rede, in der Klöckner auf Knalleffekt setzt.

Die Rheinland-Pfälzerin greift politische Mitbewerber wie SPD und Grüne an, die sich über einen Karnevalswitz von Annegret Kramp-Karrenbauer über das dritte Geschlecht echauffiert hatten. Klöckner keilt: „Manche Leute sind nur noch Berufsempörer, die darauf warten, einen Halbsatz aus einer Rede rauszuholen und eine Hysterie hochzuschaukeln, die nichts mehr mit der Mehrheit des Volkes zu tun hat.“ CDU-Bundeschefin Kramp-Karrenbauer hatte über Toiletten für das dritte Geschlecht gesagt: „Das ist für die Männer, die noch nicht wissen, ob sie noch stehen dürfen beim Pinkeln oder schon sitzen müssen. Dafür, dazwischen, ist die Toilette.“ Klöckner sagt, auch an Karneval müsse der Anstand gewahrt werden. Kramp-Karrenbauer habe dagegen nicht verstoßen. „Wenn wir die gleichen Maßstäbe, die an Politiker gesetzt werden, von öffentlich-rechtlichen Sendern fordern, gäbe es keine heute Show, kein Extra 3 – Formate, die wir witzig finden.“

Erst in Rage, warnt die CDU-Landeschefin davor, dass die Empörung zu Politikern führe, die glatt geschliffen seien wie Kieselsteine. „Man fordert immer Politiker, die authentisch sprechen. Aber heute würden Bernhard Vogel, Franz Josef Strauß und Herbert Wehner jeden Tag verklagt werden, weil sie eine Minderheit beleidigt haben.“

Minderheitenrechte, das stellt Klöckner klar, wolle sie schützen. Sie sehe aber die Gefahr, „dass irgendwann die Sensibilität für die fehlt, für die wir aufstehen müssen, wenn wir alles in einen Empörungstopf werfen.“ Auch die Debatte um eine Hamburger Kita, die Eltern geraten hat, auf Indianer- und Scheichkostüme zu verzichten, greift Klöckner auf. „Da bin froh, dass ich mein Ranzengarde-Kostüm tragen darf“, lästert Klöckner, die vor Schwarz-Weiß-Denken warnt. Mit Blick auf Integration sagt die CDU-Politikerin, diese „hänge vom Erfolg der Frau ab“. Denn, so sagt, sie: „Jeder Macho hat auch eine Mama.“ Ministerpräsidentin Malu Dreyer wirft sie vor, für Frauenrechte im Land nichts zu tun, dafür aber Symbolreisen nach Ruanda zu unternehmen.

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