Der große TV-Bahnhof-Test So schneiden die Stationen in Trier und Trier-Saarburg ab (Video)

Trier/Schweich/Konz/Saarburg · Die Bahnhöfe sind eigentlich für alle da – nur Eltern mit Kinderwagen, gehbehinderte, taube und blinde Fahrgäste können sie oft nicht nutzen. Doch stellenweise ist Besserung in Sicht. Die Übersicht zeigt, wie weit welcher Halt in Sachen Barrierefreiheit inzwischen ist.

So schneiden die Stationen in Trier und Trier-Saarburg ab (Video)
Foto: TV/Schramm, Johannes

Klaus Karl mit seinem beladenen Zwölf-Kilo-Trolley gehört zu den Menschen, die den Bahnhof Trier-Quint noch gerade so nutzen können. Dem 75-Jährigen fällt es schwer, den mit Gemüse, Brot und Getränkeflaschen beladenen Trolley nach dem Einkaufen aus dem Zug mehr als 30 Zentimeter nach unten auf den Bahnsteig zu hieven. Und noch schwerer ist es, ihn 40 steile Stufen vom Bahnsteig nach oben zum Bahnhofsausgang zu schleppen. Kaum bis gar nicht nutzbar ist der Bahnhof für Eltern mit Kinderwagen, für Rollstuhlfahrer, für Menschen, die eine Sehbehinderung haben, für Fahrgäste, die taub sind und für viele andere. Barrierefreiheit sieht anders aus.

Die Situation am Bahnhof Quint ist nicht die Ausnahme, sondern die Regel in Trier und im Kreis Trier-Saarburg. Der Schweicher Bahnhof bekommt zwar zurzeit neue Aufzüge und andere Einrichtungen (der TV berichtete). Und an den Bahnsteigen des Trierer Hauptbahnhofs gibt es inzwischen ein Leitsystem für Blinde mit geriffelten Platten im Boden. Gerd Dahm, Vorsitzender des Trierer Beirats der Menschen mit Behinderungen, sagt aber: „Wenn die Bahn etwas gegen Ausgrenzung tut, beseitigt sie oft nur Mobilitätsbarrieren – vergisst aber die vielen Kommunikationsbarrieren.“

So würden etwa sehbehinderte Fahrgäste in der Halle des Trierer Hauptbahnhofs nicht über Verspätungen oder Gleisänderungen informiert. Von jenen erführen sie erst, wenn sie bereits am falschen Gleis angelangt seien und dort die Durchsage hörten. Eine mögliche Lösung seien etwa Lautsprecherdurchsagen in der Halle oder eine Funktion in der Bahn-App, die Fahrgäste auf Wunsch akustisch über wichtige Änderungen informiere. Bislang können außerdem nur Menschen ohne Gehbehinderung die Toiletten am Trierer Bahnhof nutzen. Die Anlagen befinden sich im Keller und sind nur über eine Treppe erreichbar. Ab Juni dieses Jahres soll es laut Bahn barrierefreie Toiletten geben, die im Gebäude der Fahrradstation neben dem Hauptbahnhof unterkommen.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Bahnhöfen in Trier und im Kreisgebiet gibt es am Hauptbahnhof immerhin Rampen und Lifte, ein Blindenleitsystem im Boden und die Möglichkeit, eine Einstiegshilfe durch einen Mitarbeiter zu bekommen, wenn Bahnsteighöhe und Einstiegshöhe im Zug nicht zusammenpassen.

 Der 75-jährige Klaus Karl demonstriert, wie schwer es am Bahnhof Trier-Quint ist, mit einem Zwölf-Kilo-Einkaufstrolley den Ein- und Ausstieg zu überwinden. Wer Rollstuhl fährt oder einen Kinderwagen dabei hat, kann diesen Bahnhof und viele andere in Trier und im Kreis nicht benutzen.

Der 75-jährige Klaus Karl demonstriert, wie schwer es am Bahnhof Trier-Quint ist, mit einem Zwölf-Kilo-Einkaufstrolley den Ein- und Ausstieg zu überwinden. Wer Rollstuhl fährt oder einen Kinderwagen dabei hat, kann diesen Bahnhof und viele andere in Trier und im Kreis nicht benutzen.

Foto: Benedikt Laubert

Im Kreis stechen die Bahnhöfe Konz und bald auch Schweich sowie Wiltingen positiv hervor. Christoph Emmerling, Behindertenbeauftragter des Kreises Trier-Saarburg, bezeichnet den Schweicher Bahnhof, der derzeit renoviert wird, als „Vorzeigeprojekt“. Bis Ende April sollen die neuen Treppen und Aufzüge fertig sein. Emmerling sagt: „Vorbildlich ist ebenfalls, dass auch die Bus­steige vor dem Bahnhof barrierefrei sind.“

In der Verbandsgemeinde (VG) Konz sind die Bahnhöfe Konz und Konz Mitte ohne Mobilitätsbarrieren. In Kreuz Konz gibt es zwar ein Blindenleitsystem, aber laut Bahn bestehen für Rollstuhlfahrer noch Barrieren. Ob und wann das geändert werden soll, kann die Bahn nicht sagen. Für Peter Musti, Behindertenbeauftragter der VG Konz, ist das „besser als vor einigen Jahren, aber viele, die an einem anderen Bahnhof einsteigen möchten, werden noch immer ausgegrenzt.“

Für den Saarburger Bahnhof plant die Bahn derzeit, die bestehenden Barrieren für Fahrgäste, die keine Treppen nutzen können, abzubauen. Auch ein Blindenleitsystem im Boden soll installiert werden. Ab wann die neuen Einrichtungen nutzbar sind, kann die Bahn nicht sagen. Eine barrierefreie Anbindung vom Mittelgleis des Saarburger Bahnhofs zur Brückenstraße will die Stadt an der Saar bald selbst realisieren. Mittel dafür sind im aktuellen Haushalt eingeplant.

Und das war’s auch schon mit den Positivbeispielen. Die Liste der Bahnhöfe in Trier und im Kreis, die viele Menschen nicht nutzen können, ist lang.

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