Landwirtschaft Staatliche Entziehungskur - Nun ist Schluss mit dem staatlichen Branntweinmonopol

Trier · Der Staat kauft den Schnapsherstellern den Alkohol nicht mehr ab. Das könnte einigen Brennern übel aufstoßen, muss aber nicht.

 Blick in eine Schnapsbrennerei (Archivbild)

Blick in eine Schnapsbrennerei (Archivbild)

Foto: TV/Winfried Simon

Seit wenigen Tagen ist Schluss mit dem staatlichen Branntweinmonopol. Damit können Schnapsbrenner ihren Alkohol nicht mehr zu festgesetzten Preisen an den Bund abliefern. Welche Auswirkungen das auf die etwa 500 Schnapsbrenner in der Region Trier haben wird, ist noch unklar. Bernhard Bares, Chef des Verbands rheinischer und saarländischer Klein- und Obstbrenner, glaubt, dass „eine ganze Reihe Brenner aufhören wird“. Wer seinen Alkohol nicht selbst vermarkte, für den werde es mit Wegfall des Branntweinmonopols schwieriger, sagt der Eifeler Bares. Doch wie in anderen landwirtschaftlichen Bereichen auch, geht die Zahl der Brenner ohnehin kontinuierlich zurück. Derzeit gibt es nach Angaben des Bundesverbands der Obst- und Kleinbrenner in Deutschland noch 16 000 Brenner; vor zehn Jahren waren es noch über 20 000 Landwirte und Winzer, die im Nebenerwerb eine Brennerei betrieben. Finden die keinen Hofnachfolger, was immer häufiger der Fall ist, bedeutet das in der Regel auch das Aus für die Brennerei.

Andere schließen den Brennkessel für immer, weil sie sich die zusätzliche Arbeit einfach nicht mehr antun wollen. „Bei vielen Brennern bleibt auch einfach zu wenig hängen“, sagt ein Landwirt, der lieber anonym bleiben möchte. Die Sache lohne sich nur, wenn man den eigenen Arbeitslohn in die Kalkulation nicht einrechne. Neu-Einsteiger seien in der regionalen Brenner-Szene die Ausnahme.

Dabei kam der Wegfall des Branntweinmonopols (siehe Extra) keinesfalls überraschend. Bereits 2004 entschied die EU-Kommission, dass die Alkoholsubventionen mit dem gemeinsamen Markt unvereinbar seien. Seinerzeit musste der Bund rund 100 Millionen Euro jährlich zuschießen, weil die Erträge aus dem Verkauf von Alkohol nicht die Kosten deckten. Im vergangenen Jahr waren es noch 50 Millionen Euro. Die in Offenbach ansässige Monopolverwaltung produzierte selbst keinen Schnaps, sondern belieferte Kosmetik- und Arzneimittelhersteller.

Trotz der EU-Vorgabe dauerte es 13 weitere Jahre, bis das Branntweinmonopol nun endgültig endete. „Die Brenner konnten sich darauf einstellen“, sagte Verbandschef Bernhard Bares. Einige Kollegen hätten sich daher schon in den zurückliegenden Jahren neue Absatzwege gesucht. Nach Angaben aus Brennerkreisen werden die meisten den Alkohol wohl auch in Zukunft problemlos loswerden, da etwa große Aufkäufer im Schwarzwald ihre Kapazitäten zuletzt deutlich erhöht hätten. „Der Alkohol wird gebraucht, er ist auch nach Wegfall des Monopols weiter gefragt“, sagt ein Kenner der Materie.

Aus diesem Grund dürfte sich auch an den Verkaufspreisen für Schnaps vorläufig nichts ändern. Bernhard Bares glaubt sogar, dass der Preisdruck steigen könnte, weil auf dem freien Markt ohne staatlichen Aufkauf mehr Alkohol zur Verfügung stehe.

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