Nach Fernsehsendung „Hart aber Fair“ Stehen bald alle Dieselmotoren still? - Lungenfacharzt redet in Bernkastel-Kues Tacheles

Bernkastel-Kues · Der Lungenfacharzt  Dieter Köhler hat in seinem jüngsten Auftritt in „Hart aber Fair“ der Deutschen Umwelthilfe Paroli geboten. Am Freitag war er im Zylinderhaus in Bernkastel-Kues und erläuterte, warum er die Grenzwerte für Feinstaub für völlig überzogen hält. 

 Professor Dieter Köhler ist Lungenfacharzt und kritisiert die Grenzwerte.

Professor Dieter Köhler ist Lungenfacharzt und kritisiert die Grenzwerte.

Foto: TV/Hans-Peter Linz

 „Alle Dieselmotoren stehen still?“ - unter diesem provokanten Titel  hatte die Friedrich-Naumann-Stiftung zu einer Infoveranstaltung mit  dem Lungenfacharzt Professor Dieter Köhler aus Schmallenberg (Sauerland) und Professor Christoph Heinrich aus Trier, Spezialist für Verbrennungsmotoren,  ins Zylinderhaus nach Bernkastel-Kues geladen. Rund 150 Interessierte fanden den Weg in den Veranstaltungssaal des Automuseums, um den Mann zu erleben, der erst vor wenigen Tagen in der Talksendung „Hart aber Fair“ mit einer Vertreterin der Deutschen Umwelthilfe (DUH) diskutiert hatte.  Die DUH setzt  in vielen deutschen Städten Fahrverbote durch, weil die Grenzwerte an den den Messstationen an ihrem derzeitigen Positionen überschritten werden. Inwieweit Feinstaubkonzentrationen mit Lungenerkrankungen zusammenhängen wird derzeit heftig diskutiert.

Der medizinische Aspekt: Der Lungenfacharzt kann auf eine breit gefächerte Berufsausbildung zurückblicken, denn vor seinem Medizinstudium hatte er Nachrichtentechnik studiert. Köhler betonte, dass er unabhängig sei: „Ich werde nicht von der Autoindustrie bezahlt und nehme auch für diesen Vortrag hier kein Honorar.“  Köhler erläuterte den  Unterschied zwischen den wissenschaftlichen Fachbegriffen Korrelation und Kausalität. Kausalität bedeute dass eine Wirkung auf eine konkrete Ursache zurückzuführen sei. Korrelation hingegen beinhalte nur, dass man Werte, die nicht ursächlich miteinander zusammenhängen, nebeneinander stelle.

Von den Grenzwerten: Ein Ansteigen von Lungenerkankungen wegen Feinstaubes sei ursächlich nicht nachweisbar.  So  liege die zulässige Feinstaubbelastung im Beruf bei 2 bis 5  Miligramm pro Kubikmeter, an der Straße hingegen bei 50 Mikrogramm pro Kubikmeter. Das sei nicht plausibel.  Lege man solche Feinstaubgrenzwerte zugrunde, dann müssten etwa alle Zigarettenraucher nach drei bis fünf Monaten  tot sein, da auch Zigaretten Feinstaub in wesentlich höheren Konzentrationen enthalten. Allerdings sei die Umweltbelastung  durch Autos vor 30 Jahren höher gewesen. Köhler: „Wir diskutieren über ein Problem, das garnicht mehr da ist. Es ist völlig absurd, statistische Tote hochzurechnen.“ Zudem sei Stickstoffdioxid in geringen Mengen eine körpereigene Substanz, die als Botenstoff diene. Köhler: „Das pinkeln Sie übrigens wieder aus!“.

Die Hysterie: Köhler warnte vor der Hysterie, die derzeit geschürt werde: „Manche Leute sind nicht ein Fall für den Mediziner, sondern für die Psychiatrie. Jetzt wird natürlich die Angst geschürt.“ Werde über Stickstoff in der Landwirtschaft diskutiert, dann hätten die Menschen Angst, auf dem Land zu sterben. Werde über Stickstoff in der Stadt diskutiert, dann hätten die Menschen in der Stadt Ängste. Köhler bezog auch Stellung zum Thema Elektroantrieb: „Der Elektroantrieb ist ein Schuss nach hinten, allein wegen der verwendeten Rohstoff und dem Aufwand für die Gewinnung von Kobald und Lithium. Wir müssen stattdessen auf Antriebe wie die Brennstoffzelle setzen!“

Stichwort „Dieselgate“:  Der Trierer Experte für Verbrennungsmotoren Professor Christoph Heinrich lehrt an der  Hochschule Trier. Heinrich erläuterte die Funktionsweise von Verbrennungsmotoren und erklärte das „Dieselgate“. In den vergangenen Jahren seien diese immer umweltfreundlicher geworden. Heinrich: „Seit Euro 4 können Sie sich mit Autoabgasen in der Garage nicht  mehr das Leben nehmen, weil Kohlenmonoxid nicht mehr ausgeschieden wird.“   Der für Grenzwerte zugrunde gelegte Fahrzyklus der Europäischen Union führe zudem an den realen Verhältnissen vorbei. Die Ursachen der Dieselkrise liegen, so Heinrich, in einer unklaren Gesetzeslage  und der Ausnutzung dieser Gesetzeslücken durch die Autoindustrie.

Der Antriebsmix der Zukunft: Der Diesel-Motor habe im realen Fahrbetrieb einen wesentlich höheren Wirkungsgrad als der Otto-Motor, deshalb solle auf den Dieselmotor auch in der Zukunft nicht verzichtet werden. Deshalb sollte auf den   Dieselmotor im Antriebsmix der Zukunft nicht verzichtet werden. Reine Elektrofahrzeuge hätten nur dann eine bessere CO2 Bilanz, wenn der Strom aus nicht-fossilen, erneuerbaren Energien oder aus Kernenergie, wie zum Beispiel in Frankreich und Belgien, bereitgestellt werde. Deutschland habe sich aber 2011 als einziges Land für den Austritt aus der Kernenergie entschieden. Heinrich: „Sie sollten wissen, dass wir damit auf der Welt alleine sind. Alle anderen Industrieländer bauen die Kernenergie aus.“ Die Wertschöpfung für E-Antriebe würde in Hinblick auf die Batterie-Lieferanten jedoch außerhalb Deutschlands stattfinden. Dabei  prognostiziert Heinrich bereits  die nächste Debatte: „Wenn wir alle mit Elektro-Autos fahren, dann startet eine Diskussion über die Schädlichkeit von Elektro-Smog. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.“ Eine Frage, die vielen unter den Nägeln brennt, ist, ob man sich noch ein neues Auto mit Diesel-Motor kaufen könne. Diese konnte Heinrich ganz konkret beantworten. „Ja, aber achten Sie auf die Abgasstufe Euro 6d (temp) oder Euro 6d.  Diese Abgasnormen halten die Grenzwerte auch im realen Betrieb ein.“

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