Blaulicht Ein bisschen Frieden bitte: Trierer Polizei stoppt harmloses Peacemobil

Trier · Zwei Frauen erregen mit ihrem bunten Auto den Verdacht einer Zeugin – und dann gibt es plötzlich filmreife Szenen.

 Dieses Friedensmobil ist in Trier nach dem Notruf einer Zeugin von der Polizei gestoppt worden.

Dieses Friedensmobil ist in Trier nach dem Notruf einer Zeugin von der Polizei gestoppt worden.

Foto: privat

Vier maskierte Männer in einem seltsamen Opel Corsa, die sich obendrein auffällig verhalten: Das meldete eine Frau am Freitagmittag gegen 13.30 Uhr per Notruf der Trierer Polizei. Die ging der Sache nach, machte besagten Corsa auf der Konrad-Adenauer-Brücke ausfindig und nahm die Verfolgung in Richtung City auf.

Statt vier vermummter Männer mit möglicherweise bösen Absichten, saßen in dem Auto allerdings bloß zwei Frauen. Nicht maskiert, sondern bekleidet mit Schals und Mützen. Die Beifahrerin hatte zusätzlich eine Brille auf der Nase mit Friedenszeichen auf den Gläsern. „Wir wollten ganz normal und friedlich zum Bio-Laden in der Saarstraße“, berichtet die Beifahrerin dem TV. „Und plötzlich war überall Polizei – wir kamen uns vor, wie bei Filmaufnahmen für einen Krimi.“

In bester Absicht hält die Beifahrerin der Polizei noch schnell aus dem Autofenster ein Schild mit der Aufschrift „Du bist toll“ entgegen. Die Beamten zeigen sich allerdings unbeeindruckt: Per Vollbremsung nebst halber Drehung stellt sich einer der drei Polizeiwagen an der Kreuzung Saarstraße/Hohenzollernstraße quer vor den Corsa, um diesen zu stoppen. Auch links und rechts sei ihr Auto von Polizeiwagen flankiert worden. „Langsam aussteigen und Hände erheben“, hätten die Beamten ihnen befohlen. „Das haben wir dann auch gemacht“, berichten die Frauen. Immer mehr Polizisten seien zu der Szene gestoßen. „Wir waren richtig eingekesselt.“ Angst hätten sie nicht gehabt. „Wir wussten ja, dass wir nichts getan haben, und die Polizisten waren auch freundlich“, sagen die beiden Frauen.

Die Polizei bestätigt auf TV-Nachfrage den Einsatz. „Wir mussten den Zeugenhinweis ernst nehmen und dem Verdacht nachgehen“, sagt Polizeipressesprecher Uwe Konz. Die Streifenpolizei sei dabei von zusätzlichen Beamten verstärkt worden, die mit automatischen Pistolen, die so groß sind wie Gewehre, die Situation absicherten. „Wir wussten ja nicht, was da auf uns zukommen könnte“, rechtfertigt Konz den martialisch wirkenden Auftritt. Mit drei Streifenwagen, einem Zivilfahrzeug und insgesamt acht Beamten sei die Polizei vor Ort gewesen. Die Kreuzung war während des Einsatzes für den Verkehr komplett blockiert.

Die Beamten durchsuchten das Auto – ohne Masken oder ähnliches zu finden, das auf böse Absichten hindeuten könnte. „Die Mitteilung der Zeugin, die uns per Telefon ihren Verdacht geäußert hatte, hat sich also nicht bestätigt“, erklärt Polizeisprecher Konz.

Tatsächlich waren die Frauen eher in gegenteiliger Mission unterwegs: Ihr Corsa ist über und über beschriftet mit Friedensappellen. „Singe, klinge, höre“, „Frieden“, „frei sein“, „sei du selbst“ steht in farbenfrohen Lettern auf dem weißen Lack geschrieben. Die Frauen nennen das Auto „Peace-Mobil“ – Friedensgefährt also. Sie widersprechen der Behauptung einer Zeugin, sie hätten rote Ampeln nicht beachtet. „Wir sind wahrscheinlich die einzigen Menschen auf der Welt, die sich über rote Ampeln freuen!“, sagt die Initiatorin des Friedensmobils, eine Triererin, die sich den Künstlernamen Tara May gegeben hat und mit ihrem bürgerlichen Namen nicht in der Zeitung erscheinen will. „An roten Ampeln halten wir nämlich zusätzlich Schilder aus den Fenstern, auf denen ebenfalls Friedensbotschaften stehen.“ Etwa „du bist toll“, oder „Follow your heart“ – folge deinem Herzen.

So hätten sie das auch am Freitagmittag in der Matthiasstraße und der Saarstraße gemacht. „Viele Kinder haben uns dabei gesehen und uns zugewinkt.“ Diese friedliche und schöne Situation habe dann allerdings durch die Polizeiaktion ein Ende genommen, das die Kinder möglicherweise verstört und verängstigt haben könnte. Das tut den beiden Frauen leid.

Ganz im Sinne ihrer Friedensmission machen sie der Polizei allerdings keinen Vorwurf. „Zwar konnte eigentlich jeder – auch die Polizei – sehen, dass in dem Auto zwei friedliche Frauen unterwegs waren und keine vier maskierten Männer. Deshalb haben wir uns auch gewundert, warum der Einsatz trotzdem in dieser Form durchgezogen wurde. Aber die Polizisten sind ja auch Menschen wie wir alle.“

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