Konzert Trierer Honky Tonk Festival: Musik liegt in der Kneipen-Luft
Trier · Beim Honky Tonk Kneipenfestival haben zehn Bands Hunderte Besucher in Trierer Bars gelockt. Eine besondere Stilrichtung funktionierte bei Alt und Jung gleichermaßen.
Gemütlich ist es hier sonst wegen des warmen gedimmten Lichts, des großen roten Teppichs an der Wand und der entspannten Leute. Kuschelig eng ist es dann am Freitag schon eine halbe Stunde bevor die The Jordan Bleu Blues Ninjas die ersten Töne in die Trierer Café-Bar Brunnenhof werfen. Überwiegend die Generation, die The Who noch aus der Jugend kennt, wartet gut gelaunt vor und auf der Bühne.
Die Fünf-Mann-Combo spielt Power-Blues-Rock. Noch nie von so viel Power im Blues gehört? Die Genre-Bezeichnung hält beim ersten Ton, was sie verspricht. Gitarrist Fred Barreto föhnt mit seinen markigen Riffs geradezu die Haare zurecht. Wie eine Metronom-Nadel wippt das Publikum zu den gut-sitzenden Beats von Drummer Jordon Bleu. Von halb zehn bis 2 Uhr hätte man hier genießen können, doch das gelbe Bändchen am Handgelenk gewährt noch Einlass zu neun anderen Livebands und Bars.
Für 15 Euro bekommt man im Alltag eine Cola und eine Pizza-Vierjahreszeiten oder ein paar billige Kopfhörer. Wer für 15 Euro ein tolles Live-Konzert erleben will, der muss sich normalerweise sehr gut umschauen. Gleich zehn Bands gibt es für den Preis am Freitag beim Honky Tonk Kneipenfestival – und Grenzerfahrungen mit buntesten Stilrichtungen: Celtic-Power-Folk, Ska, Raggae, Pop, Blues-Rock, Salsa, Pop, Power-Blues-Rock und Jazz-Swing-Latin. Weiter geht es deshalb von der Porta Nigra knapp zehn Minuten Spaziergang ins Cubiculum in der Hosenstraße. Die Nacht ist kühl, und dass ein kleines Festival in der Stadt ist, merkt man nicht an vollen Straßen. Dafür sind die Bars voll. Die Blues-Rock Band Two And A Half Strings spielt in der Kellerkneipe auf einer kleinen Empore, wo sonst Studenten etwa den dort berühmten Pizza-Salat dinieren.
Ebenfalls sehr Gitarrenlastig, mit Covern von John Mayer und eigenen Songs, füllt die Gruppe das Kellergewölbe mit zufriedenen Gästen. Auffällig bei der Band ist neben dem ewachsenen Klang und zweistimmigem Gesang von Gesangsduo Hanna Landwehr und Fabian Klimasch das Alter: Die überwiegend erst Anfang-20-Jährigen machen souverän jene Blues-Musik, die in den 60ern von den Rolling Stones bekannt gemacht wurde. „Ich kannte die nicht, aber die sind echt gut“, sagt Martin Taschenmacher (32), der an dem Abend aus Köln zu Besuch ist. Die musikalische Nachtwanderung führt als nächstes in den Mergener Hof, ein Kontrastprogramm: Während vorher im Cubiculum die Gäste entspannt auf Holzstühlen ihr Pils trinken, tanzen rund 100 Fans von Ska- und Raggae-Musik zur Trierer Band Spy Kowlik. Die Bläserformation schwingt die Instrumente rhythmisch zur Seite. Der groß gewachsene Frontmann James Marsh hat keine Atemnot gleichzeitig zu singen, zu tanzen und zu animieren. „Kann nicht reden, muss tanzen, aber ist geil“, raunt eine junge Dame zu, während die Haare ein paar Schweißtropfen abwerfen. Bis ein Uhr geht die Party noch im Jugendzentrum, im Brunnenhof spielen die Jordon Bleu Blues Ninjas derweil noch bis zwei Uhr. Dann ist Schluss mit Livemusik und ab Samstag schallen wieder konservierte Rocker und Popper vom Band über die Stereoanlagen der meisten Trierer Kneipen.