eSport TV-Serie Spochtipedia: Per Maus zum Millionär – eSport macht’s möglich

Trier/Barcelona · Die Gelehrten streiten sich: Betreiben Spieler von Online-Strategie- oder Fußball-Simulationen Sport? Der Kölner Wissenschaftler Ingo Froböse sagt Ja. Einer der besten deutschen Computer-Spieler kommt aus Trier.

 Tarik Holz aus Trier zählt zu Deutschlands besten League-of-Legends-Spielern.

Tarik Holz aus Trier zählt zu Deutschlands besten League-of-Legends-Spielern.

Foto: TV/privat

Es ist das Jahr 2010. Alles fängt ganz harmlos an. Der Trierer Tarik Holz ist ein Junge, der wie viele seiner Schulkameraden Computerspiele ausprobiert. Manche machen mehr Spaß, manche weniger. Ein Kumpel zeigt Tarik das ein Jahr zuvor auf den Markt gekommene Online-Action-Strategiespiel League of Legends (LoL). Tarik ist fasziniert – bis heute zieht es ihn magisch an.

Aus einem Hobby ist für den jetzt 21-Jährigen ein Beruf geworden. Tarik Holz ist professioneller eSportler – und ein richtig starker. Er ist siebenfacher deutscher Meister. Hierzulande zählt er zu den besten fünf LoL-Spielern. „Vor drei Jahren wurdest du noch ausgelacht, wenn du gesagt hast, du bist eSportler“, sagt Holz. Die Zeiten haben sich geändert. Es gibt Turniere, (internationale) Meisterschaften, Ruhm, Ehre – und gute Verdienstmöglichkeiten.

Der TV erreicht Holz in Barcelona, die spanische Metropole ist sein neues Zuhause für die nächsten zwölf Monate. Der Trierer, der das Friedrich-Spee-Gymnasium und die Realschule plus in Ehrang besucht hat, bevor er an der BBS Wirtschaft Trier sein Fachabitur im Bereich Handel/E-Commerce machte, ist Neuzugang im LoL-Team Asus Rog Army. Mit vier Mitspielern (ein weiterer Deutscher, ein Belgier, eine Grieche und ein Slowene), einem Trainer, einem Physiotherapeuten, einem Psychologen und einer Köchin wohnt er in einem sogenannten „Gaming House“. Eine Art WG, eine Teamunterkunft. In wenigen Tagen beginnt die spanische Meisterschaft, die Superliga Orange. Acht Wochen, acht Spiele, danach Halbfinale und Finale. Holz will den Titel. Am besten drei Mal – die Meisterschaft wird gleich drei Mal hintereinander ausgespielt.

Ziel bei LoL ist es – grob gesagt – mit seinem mehrköpfigen Team  eine gegnerische Basis zu zerstören und die eigene Basis zu schützen. Sechs Tage pro Woche wird trainiert. Morgens und abends individuell, am Nachmittag als Team in Testwettkämpfen – inklusive anschließender Spielanalyse. „So kommen pro Tag zehn Stunden zusammen“, sagt Holz, der jeden zweiten Tag auch Einheiten im Fitnessstudio absolviert.

Gesteuert werden die Figuren bei LoL mit Maus und Tastatur. „Wichtig ist, gute Entscheidungen zu treffen. Man muss schnell nachdenken, es braucht eine gute Hand-Augen-Koordination, Reaktionsfähigkeit und Kommunikation im Team. Und Ehrgeiz sowie Hunger nach Erfolg“, sagt Holz, der in der LoL-Szene mit seinem Spitznamen „Sedrion“ bekannt ist („Er hat keine spezielle Bedeutung, ihn habe ich mir vor fünf, sechs Jahren mit meiner Ex-Freundin ausgedacht.“)

Holz verdient sein Geld mit LoL – pro Monat gibt es ein Fixgehalt im (unteren) vierstelligen Euro-Bereich. Das ist aber nichts gegen Summen, die in den eSport-Hochburgen Asien und Nordamerika im Umlauf sind.  Dort werden manche eSportler  zu Millionären.

Hinzu kommen Preisgelder. Laut der Webseite esportearnings.com hat Holz bislang knapp 18 000 Dollar bei Turnieren verdient. Seine Mama, die in Trier lebt, war anfangs von der Passion des Filius nicht so begeistert. „Dann habe ich ihr gezeigt, was ich verdiene. Inzwischen unterstützt sie mich auf meinem Weg“, sagt Holz.

In der Szene ist er bekannt – und er wird erkannt. Etwa bei der Gamescom in Köln, der weltweit größten Messe für interaktive Unterhaltungselektronik. „Da werde ich manchmal um Fotos und Autogramme gebeten. Das ist ein schönes Gefühl“, sagt Holz, der LoL-Wettbewerbe schon vor 5000 Fans in einer Halle bestritten hat. Das wird aber noch nicht alles sein. Holz: „Beim Finale der spanischen Superliga werden bis zu 10 000 Zuschauer da sein. Es wäre super, dort demnächst dabei zu sein.“ Wegen der komplexen Anforderungen ist die Karriere eines eSportlers schnell vorbei. „Ich hoffe, dass ich es noch fünf Jahre machen kann“, sagt Holz. Und dann? „Ich habe den Traum, ein eigenes Team zu gründen.“

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