Lichtblick im Dunkeln
Nachrichten für Kinder: Lothar Wüstner verlässt sich ganz auf seinen Blindenhund Charly
Was siehst du, wenn dir die Augen verbunden sind? Nichts!So geht es den meisten Blinden. Herumtoben, in die Stadt gehen und ein Eis kaufen - alleine fast unmöglich! Schon wenige Schritte im Zimmer umhergehen ist irgendwie unheimlich, dauernd stößt man irgendwo an.
Lothar Wüstner ist blind. Seine Augen waren krank, deshalb kann er nichts mehr sehen. Trotzdem stößt er nicht ständig an. Auch, weil es Charly gibt!
Charly ist sein Blindenhund. Der führt den 46-Jährigen aus Fürth in Bayern. Gemeinsam weichen die beiden Hindernissen aus, überqueren Straßen oder fahren mit dem Bus. Mit einem Spezial-Geschirr, an dem sich der Blinde festhält, sind Hund und Herrchen eng miteinander verbunden. Charly geht voran, Lothar Wüstner hinterher.
"Ich vertraue meinem Hund zu 99,9 Prozent", sagt er. "Charly führt mich um Hindernisse einfach rechts oder links herum. Oft bemerke ich sie gar nicht." Charly lotst sein Herrchen und weicht sogar herunterhängenden Ästen aus, die seinen Besitzer am Kopf treffen könnten. Und das, obwohl der Hund selbst viel kleiner ist.
Aber woher weiß Charly, wohin er gehen soll? Das sagt ihm sein Herrchen. Treppe, Metzger, Bank - das sind nur ein paar Befehle, die der Labrador Retriever versteht. "Charly versteht über 50 Begriffe. Ich sag ihm, such den Ausgang, und er führt mich hin."
Seit Lothar Wüstner den Blindenhund hat, kann er wieder viel mehr unternehmen.
Gute Blindenhunde denken mit. Will ihr Besitzer eine vielbefahrene Straße überqueren, befolgen sie zum Beispiel sein Kommando "Voran!" nicht. Die Hunde müssen von alleine stehenbleiben, wenn Hinübergehen zu gefährlich wäre.
Intelligenter Ungehorsam heißt das. Der Hund hat die Gefahr erkannt und sucht einen sicheren Übergang für beide.
Damit ein Hund das alles lernt, muss er eine Blindenhund-Schule besuchen. Erst dann kommt er zu einem Blinden - und darf ihm die Welt zeigen.
Claudia Biermann, dpa
