Lost Horizon 2

Bereit für epische Abenteuer: Indiana Jones, Nathan Drake, Guybrush Threepwood oder Fenton Paddock haben viel gemeinsam! Auch wenn „Lost Horizon 2“ der Elite des Genres nicht ganz das Wasser reichen kann, macht es dennoch vieles richtig.

Fünf Jahre nach der Veröffentlichung von "Lost Horizon", mit dem Animation Arts in einer gekonnt cineastischen Inszenierung ein actionreiches und in sich mehr als gelungenes Adventure präsentierte, erschien Ende August 2015 endlich die lang erwartete Fortsetzung des Titels. Wie bereits im ersten Teil aus dem Jahre 2010 muss sich der Spieler auch im Laufe der Geschichte um "Lost Horizon 2" durch viele schwierige Situationen rätseln und erlebt dabei ein klassisches Abenteuer, das sich hinsichtlich der erzeugten Stimmung keineswegs vor der hut- und peitschenbewehrten Konkurrenz verstecken muss. Denn der Titel bietet reichlich klassische Adventure-Kost, die durchaus zu begeistern weiß. Etwas schwerer bekömmlich als die typischen Rätsel gestalten sich hingegen die "innovativen" Gameplay-Elemente, die ursprünglich wohl auf eine Steigerung der spielerischen Interaktionsmöglichkeiten abzielten, jedoch oftmals deplatziert wirken und für eine gewisse Frustration auf Seiten das Spielers sorgen. Aber keine Sorge: Unterm Strich ist der Titel dennoch gelungen und Fans von klassischen Point-and-Click-Abenteuern sollten zugreifen. Warum? Ganz einfach...

Vorwissen erwünscht

Lost Horizon 2 knüpft inhaltlich an die Geschichte des ersten Teils an, ist jedoch zwanzig Jahre später im Jahre 1956 angesiedelt. Der aus dem Vorgänger bereits bekannte britische Soldat und Abenteurer Fenton Paddock befindet sich noch immer im Dienste der Armee, während seine Frau Kim spurlos verschwunden ist und seine Tochter Gwen in einem Internat in Deutschland lebt. Um einen Bombenanschlag zu vereiteln, begibt er sich im Auftrag des Militärs nach Nordägypten, wo sich die Ereignisse sogleich überschlagen: Sein Partner wird erschossen, Fenton selbst muss während eines Luftangriffes fliehen und begegnet schließlich der mysteriösen Anna Dietrich. Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände gerät Fentons Tochter, die sich mit einer ominösen Runenschatulle beschäftigt hatte, in die Fänge des russischen Geheimdienstes KGB. Um sie zu retten, begibt sich Fenton gemeinsam mit Anna auf die Suche nach dem Wikinger-Artefakt, welches schon den Nationalsozialisten zum Endsieg verhelfen sollte und den Weg zum sagenumwobenen Asgard öffnet, der mystischen Heimstatt der germanischen Götter.

Insgesamt wirken Spielverlauf und Handlung zwar in einigen Punkten etwas konstruiert beziehungsweise lückenhaft (so wird beispielsweise auf das Verschwinden der Frau Fentons nicht weiter eingegangen); die Geschichte unterhält jedoch gleichzeitig auf eine kurzweilige Art und sorgt für einige Stunden Spielspaß und angeregte, graue Zellen.

Zum größten Teil steuert man den Protagonisten dabei durch recht sehenswerte Umgebungen rund um den Globus, teilweise aber auch etwas lieblos und detailarm anmutende Szenerien und Sequenzen. Schade ist darüber hinaus, dass die liebevoll handgezeichneten Hintergründe, die dem ersten Teil seinen besonderen Charme verliehen, größtenteils durch animierte Kulissen ersetzt wurden. Mehr als etwas angestaubt wirkt außerdem das grafische Design der Charaktere, die in ihrer Form gut und gerne bereits vor zehn Jahren über die heimischen Bildschirme hätten spazieren können.

Prima gelungen ist jedoch das Zusammenspiel der unterschiedlichen Charaktere: so steuert der Spieler im Laufe der Geschichte neben Fenton Paddock in einigen Szenen auch Anna Dietrich oder Tochter Gwen. Dies erfolgt größtenteils recht intuitiv über die Maus, gelegentlich erweitern Zwischensequenzen und Quick-Time-Events das Gameplay, welche allerdings eher stören als bereichern. Sei es beispielsweise das umständliche Drehen eines Knaufes, um eine Tür öffnen zu können oder das Ausführen von Ausweichmanövern während einer Flucht auf dem Motorrad: an diesen Stellen offenbart das Spiel seine größten Schwächen, da einzelne Ideen - wie es scheint - nicht konsequent umgesetzt und Potenziale, die eigentlich zu einem "völlig neuen Spielgefühl" beitragen sollten, verschenkt wurden.

Solide Bespaßung

Die Rätsel setzen sich in typischer Point-and-Click-Manier aus klassischen, aber durchaus unterhaltsamen und abwechslungsreichen Herausforderungen (Kombinations-, Schleich-, Inventar-, Maschinen-, Artefakträtsel, Puzzles etc.) zusammen. Gegenstände können nicht nur aufgenommen, kombiniert und genauer untersucht werden, sie müssen auch in einigen Situationen zwischen zwei Protagonisten hin- und hergereicht werden, wodurch nicht immer sofort klar ist, welche Aktionen zur Lösung der Rätsel beitragen können. In allzu kniffligen Situationen steht dem Spieler daher eine Komplettlösung zur Seite, die bequem über das Menü aufgerufen werden kann. Insgesamt sind die Rätsel jedoch größtenteils intuitiv beziehungsweise ohne größere Denkanstrengungen zu bewältigen, so dass die mitgelieferte Lösung eher selten zum Einsatz kommen dürfte.

Am Ende bleibt eine interessanter Agenten-Thriller, bei dem man jedoch das Gefühl nicht los wird, ihn in ähnlicher Form bereits zu kennen, sowie ein größtenteils ansprechendes Gameplay, das hier und da zwar inkonsistent wirkt, durch die mitunter kniffligen Rätsel jedoch für einige Stunden zu unterhalten weiß.

Genre: Abenteuer, Point-and-Click

Für: PC // Entwickler: Animations Arts // Publisher: Deep Silver // Spieler: 1 // Online: Nein // USK: Ab 12 Jahren // Internet: www.lost-horizon.deepsilver.com

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