Lufthoheit in Laufschuhen

Von unserem Redakteur MIRKO BLAHAKMETTERICH. Axel Kosch aus Metterich (Kreis Bitburg-Prüm) verbindet mit dem Laufen positive Erfahrungen im Umgang mit seiner Asthma-Krankheit. Das Spray ist immer in der Hosentasche dabei - doch der 34-Jährige braucht es nicht mehr.

Während seine Mitschüler durch die Turnhalle toben, ist er zum Zuschauen verdammt. Zumindest zeitweise. Der junge Axel Kosch ist phasenweise vom Sportunterricht befreit. Die Diagnose: Asthma. Als Kosch drei Jahre alt ist, beginnt die Krankheit auszubrechen. Der Arzt stellt ein so genanntes allergisches Asthma sowie Anstrengungs-Asthma fest. Kosch reagiert auf Hausstaubmilben, Pollen und körperliche Belastung mit Atemnot. Heute ist Axel Kosch 34 Jahre alt - und er bereitet sich auf seinen vierten Marathon am 24. April in Hamburg vor. Was ist geschehen? Ein Wunder? Dass er einmal Langstrecke laufen kann, ist zunächst nicht abzusehen. Nach der Schulzeit spielt Kosch weiter Fußball - gegen den Rat der Ärzte. Als Zehnjähriger war er in den FC Metterich eingetreten. Das Training lässt er sausen, die Beschwerden wären zu groß. Bei den (seltenen) Einsätzen in der zweiten Mannschaft hat der gelernte Einzelhandelskaufmann sein Asthma-Spray an der Seitenlinie liegen. Er kann die Uhr stellen: Zehn Minuten nach dem Anpfiff kommt der große Anfall. Kosch probiert vieles aus, um sein Asthma in den Griff zu bekommen. Nichts hilft nachhaltig. Die Wende kommt im Frühjahr 1999. Kosch kurt drei Wochen in Todtmoos. "Dort habe ich viel über die Krankheit gelernt. Aufklärung ist wichtig, nicht nur über die Ursache der Beschwerden, sondern auch über richtige Atemtechniken und den korrekten Einsatz von Medikamenten." Koschs Fehler bis dato: Bei einem Anfall wird er kurzatmig, begründet durch Panik. Statt dessen gilt - vereinfacht ausgedrückt - die Maxime: Langsam bei zusammengepressten Lippen ausatmen, und durch die Nase einatmen, wodurch die Luft erwärmt wird und bereits vorgefiltert wird. Denn kalte und trockene Luft sind Feinde der Asthmatiker.Richtige Atemtechnik kompensiert kleine Anfälle

Vorbeugende Medikation, die außerdem im Lauf der Jahre wirksamer geworden ist, gepaart mit dem Wissen um Signale des Körpers und die passende Reaktion lassen Kosch heute recht bedenkenlos die Laufschuhe schnüren. Um abzunehmen, hat Kosch nach der Schwarzwald-Kur mit Joggen begonnen. 102 Kilo wog er, heute sind es 82. Kosch beweist: Sport und Asthma schließen sich nicht aus. Natürlich gibt es die Feststellung, dass körperliche Belastung einen Asthma-Anfall auslöst. Aber: Neue Untersuchungen belegen auch, dass sich ein guter Trainingszustand positiv auf solch ein Anstrengungs-Asthma auswirkt. Ausdauersport mit gleichmäßiger Belastung und regelmäßiges Training verbessern die Lungenfunktion, und so steigt auch beim Asthma-Kranken die Reizschwelle für einen Anfall. Dennoch: Kosch begreift das Laufen nicht als Therapie. Er will sich lediglich fithalten. Kosch steigert im Lauf der Jahre sein wöchentliches Lauf-Pensum - allerdings nicht, ohne die Angst vor Anfällen zu verlieren. Am 14. Oktober 2001 bestreitet Kosch seinen ersten Marathon in München. Das Asthma-Spray in der Hosentasche muss nicht zum Einsatz kommen. Atemtechniken helfen ihm, kleine Anfälle ohne den Griff zum Spray zu überstehen. Dennoch ist der kleine Helfer noch immer ständiger Begleiter. Kosch: "Das ist auch ein bisschen Kopfsache. Es dient der Sicherheit." Zwei- bis dreimal läuft der 34-Jährige pro Woche, in der Vorbereitung auf Marathons vier bis fünfmal. Faustregeln, nach denen Asthmatiker eine Pulsfrequenz von 60 bis 70 Prozent der maximalen Herzfrequenz nicht überschreiten sollen, kennt Kosch zwar, doch er kontrolliert sich nicht mit einer Pulsuhr. Kosch kennt seinen Körper heute besser denn je. Und Erinnerungen an seine Schulzeit erscheinen im heute wie die Reise in eine längst vergessene Zeit.

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