Mädchen zum Verlieben

TRIER. Der Jugendclub des Trierer Theaters, seit der neuen Intendanz unter der Leitung von Theaterpädagogin Sylvia Martin, probt für das Stück "Mädchen in Uniform". Die vielschichtige und dramatische Geschichte rund um eine Liebe im Mädcheninternat, geschrieben im Jahr 1930 von Christa Winslohe, hat am Freitag, 27. Mai, um 20 Uhr Premiere.

Eng aneinander geschmiegt stehen sie da, die jungen Mädchen aus dem Stift für höhere Töchter. An ihre Klassenkameradinnen kuschelt sich auch die 14-jährige Manuela von Meinhardis. Sie ist nach dem Tod ihrer Mutter noch nicht lange am Internat, fühlt sich verloren zwischen Regeln und Hierarchien. Doch es gibt einen Lichtblick: die junge Lehrerin Fräulein von Bernburg. Wenn sie mit Manuela spricht, leuchten die Augen des Mädchens, und sie ist drauf und dran, sich in sie zu verlieben. Probe im Jugendclub des Trierer Theaters: Im Foyer entsteht die Welt eines Mädcheninternats mit Schokoladenverbot, strengen Erziehern und "Freilauf" in Reih und Glied. Die jungen Schauspieler, bis auf vier Ausnahmen alle tatsächlich Mädchen, scheinen in dieser Welt aufzugehen. Bei den Proben der ersten drei Szenen gibt es kaum Aussetzer, und mit wenigen Requisiten wird eine Atmosphäre gezeigt, die beklemmt ist, aber gleichzeitig neugierig macht. Sylvia Martin folgt Alexander Etzel-Ragusa

Den Jugendclub leitet nach Alexander Etzel-Ragusa die Theaterpädagogin und Dramaturgin Sylvia Martin. Sie hatte den Jugendlichen zwei Themen für die Aufführungen des Jugendclubs zur Auswahl gegeben. "Die 20 Mädchen konnten mit dem ersten Vorschlag, ,Herr der Fliegen', wenig anfangen. Ich wollte, dass das Stück sie wirklich interessiert", betont Martin. Die Situation einer Schule zu Beginn des 20. Jahrhunderts sei schon interessant, dazu komme noch der brisante Inhalt: Mädchen verliebt sich in Lehrerin. In einer Verfilmung mit Lilly Palmer und Romy Schneider im Jahr 1958 wird das Liebesverhältnis nur angedeutet. Nicht so in der Bearbeitung von Sylvia Martin. Die Mädchen benennen die Gefühle, und das Ende ist ebenfalls skandalöser als im Film. "Meine Jugendclub-Teilnehmer sollen sich Gedanken zu den Personen machen, sollen sich vorstellen, was sie für Hobbies haben, was für Tiere sie sein könnten, sich ganz in ihre Rollen hineinfühlen", erläutert Sylvia Martin ihr Konzept. Der Spaß stehe im Vordergrund. "Jeder soll seine Möglichkeiten entwickeln, egal, wie begabt er ist." Geprobt wird seit Januar, zu Beginn war das einmal in der Woche. Jetzt, in der Endphase, gibt es natürlich viele Einzelproben, und auch mit dem ganzen Ensemble wird drei bis vier Mal in der Woche geprobt. Mit der Leitung von Sylvia Martin hat sich einiges geändert im Jugendclub. "Wir machen viel mehr Improvisation", sagt die 16-jährige Yvonne Griesinger, die seit drei Jahren im Jugendclub dabei ist und Manuelas hartherzige Tante spielt. "Früher haben wir oft bis in die Nacht geprobt", ergänzt Philippe Bilel Hadhri, der eine Schneiderin spielt.Viel Stress, aber sehr viel Spaß

"Und: Der Altersdurchschnitt ist gesunken. Ich war mit 19 zu Beginn eine der jüngsten, heute bin ich mit 22 eine der Ältesten", sagt Sonja Kappel, die im Stück eine französische Gouvernante gibt. Esther Agricola, die mit ihren 14 Jahren genauso alt ist wie die Heldin Manuela, die sie spielt, fasst zusammen: "Auch, wenn ich viel Stress mit den Proben neben der Schule habe: Es macht sehr viel Spaß." Premiere: Freitag, 27. Mai, 20 Uhr, im Theater Trier. Weitere Vorstellungen in der Tuchfabrik: Samstag, 28. Mai, 20 Uhr, Dienstag, 31. Mai, 20 Uhr, Samstag, 4. Juni, 20 Uhr, Sonntag, 5. Juni, 20 Uhr. Kartentelefon: 0651/718-1818.

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