Männerdomäne fest in Frauenhand

Berlin/Trier · Des einen Leid, des anderen Freud: Weil die deutschen Eishockey-Männer den Zug Richtung Olympia verpasst haben, rücken die für Sotschi qualifizierten Frauen ins Blickfeld. Die Triererin Kathrin Fring, mehrfache deutsche Meisterin mit den Eisladies Berlin, hofft auf einen positiven Effekt - doch sie bleibt skeptisch.

 Während sie die Qualifikation geschafft haben, müssen die Männer zusehen: Die beiden deutschen Eishockey-Nationalspielerinnen Manuela Anwander (links) und Julia Zorn präsentieren das Trikot für Olympia 2014. Foto: dpa

Während sie die Qualifikation geschafft haben, müssen die Männer zusehen: Die beiden deutschen Eishockey-Nationalspielerinnen Manuela Anwander (links) und Julia Zorn präsentieren das Trikot für Olympia 2014. Foto: dpa

Berlin/Trier. Solch eine Aufmerksamkeit gab es für das deutsche Fraueneishockey schon lange nicht mehr. Nationaltorhüterin Viona Harrer war in der Fernsehsendung TV Total zu Gast. Beim Bundesligisten Eisladies Berlin hatten sich zudem das ZDF und die Bildzeitung zu Besuchen angekündigt.TV-Olympia-Check


"Wäre auch die deutsche Männermannschaft nach Sotschi gefahren, wäre uns nicht so viel Öffentlichkeit zuteil geworden. So profitieren wir unheimlich vom Ausrutscher der Herren", sagt Kathrin Fring. Die 28-Jährige ist nicht in Sotschi mit dabei. Dafür freut sich die in Trier geborene Verteidigerin der Eisladies für zwei Mitspielerinnen, die ihren Traum leben können: "Olympia ist für uns Eishockeyspielerinnen das Nonplusultra. Bei uns gibt es keine Profis. Sich mit den weltbesten Spielerinnen messen zu können, ist großartig."
Etwas gewöhnungsbedürftig ist der Modus. Es gibt zwei Vorrundengruppen mit je vier Teams - doch alle acht Mannschaften ziehen auf jedem Fall ins Viertelfinale ein. Es geht in den ersten Partien also nur um eine gute Ausgangsposition. Dabei sind in der Gruppe A die vier besten Nationen zusammengefasst (Kanada, USA, Finnland, Schweiz). Die vom Papier her schlechteren Mannschaften bilden die Gruppe B.
Die deutschen Frauen treffen bei den Schwächeren auf Schweden, Gastgeber Russland und Japan. "Die deutsche Mannschaft kann als Zweiter in die K.o-Runde einziehen. Japan ist auf jeden Fall schlagbar. Schweden dürfte in dieser Gruppe das stärkste Team stellen. Ich bin gespannt, ob Russland seinen Heimvorteil nutzen kann", sagt Fring.
Die Frauen in Russland spielen nach Auskunft der Triererin genauso wie ihre deutschen Kolleginnen vor kleinem Publikum. Bei den Russen werde aber viel mehr Geld in die Damenclubs gepumpt: "Sie haben teilweise einen zehn Mal höheren Etat."
Sportlich habe das deutsche Fraueneishockey in den vergangenen fünf Jahren dennoch einen großen Schritt nach vorne gemacht. Fring traut dem Nationalteam in Sotschi Rang fünf oder sechs zu. "Um eine Medaille wird sie aber nicht kämpfen können." Dazu seien die Topnationen in allen Belangen weit weg. Frings Prognose: "Gold wird - wie immer - zwischen den USA und Kanada ausgespielt. Dort ist einfach die professionellste Arbeit möglich."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort