Reis und deutsche Braukunst: Das Kultbier aus Laos

Vientiane (dpa) · In Laos in Südostasien wird ein ganz besonderes Bier gebraut: BeerLao gilt als das beste Südostasiens. Kein Wunder: Der Braumeister hat seine Kunst in Deutschland gelernt.

Ein Getränk, das auf der hinteren Zunge einen besonderen Kitzel verursacht, das frisch und würzig schmeckt und den Trinker schnell nach mehr dürsten lässt: BeerLao heißt das Gesöff, das unter Eingeweihten Kultstatus hat. „Es ist das beste Bier Südostasiens“, sagt der deutsche Botschafter in Vientiane, Peter Wienand, überzeugt. Als gebürtiger Dortmunder versteht er einiges von Bier. „Prickelnder als das, was ich kenne, einmaliger Geschmack“, sagt Matthias Bergmann aus Düsseldorf, der im Sommer mit einem Freund durch Laos gereist ist. Das Geheimnis des Erfolgs von BeerLao sind Reis und deutsche Braukunst.

Wenn Sitthixay Ketthavong durch die hochmoderne Brauerei vor den Toren der laotischen Hauptstadt Vientiane führt, schwingt Stolz in seiner Stimme mit. „Wir haben nur die besten Anlagen im Einsatz“, sagt er. Aus Deutschland: Hard- und Software für die Steuerung der Anlage, Abfüllmaschinen, Kessel.

Das „deutscheste“ am BeerLao ist allerdings der Braumeister selbst. Sitthixay war 1989 als Austauschstudent zwischen den sozialistischen Bruderländern Laos und DDR nach Dresden gekommen und ließ sich dort zum Lebensmittelingenieur ausbilden. Er spricht fließend Deutsch. 2004 kehrte er nach Deutschland zurück und machte an der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin seinen Braumeister. Heute ist er Produktionsleiter der Brauerei, die rund 150 Mitarbeiter beschäftigt.

BeerLao begann 1973 als französischer Betrieb mit einer Produktion von rund drei Millionen Litern. Zwei Jahre später kamen die kommunistische Machtübernahme und die Verstaatlichung. Die Produktion stieg stetig, 2005 kam Carlsberg aus Dänemark als 50prozentiger Partner an Bord. Heute liegt die Produktion bei 220 Millionen Litern, Tendenz: Umsatzwachstum von zehn Prozent im Jahr. Das liegt zum einen am 99-prozentigen Marktanteil zu Hause, genährt auch durch begeisterte Touristen. Und am wachsenden Export, wenn auch langsam. Laos hat keine Küsten, der Transport ist teuer, sagt Sitthixay.

„Weiß einer vielleicht, ob man hier in Deutschland BeerLao bekommen kann und wenn ja wo?“ - wie der Nutzer Hanta fahnden viele Laos-Reisende nach der Rückkehr nach Deutschland in Internetforen nach dem Bier. Der seit 22 Jahren in Deutschland lebende Laote Soulath Schmidt hilft „Leuten, die das Bier nach einem Laos-Besuch noch im Blut haben“, die Sehnsucht zu stillen. Für einen stolzen Preis: 1,30 Euro kosten 0,33 Liter. Mehr als 50 000 Flaschen hat er 2009 abgesetzt. 2010 war schwieriger, der Preis sei ein Problem, räumt er ein. „Zu besonderen Anlässen kann man sich das vielleicht mal gönnen, um in Erinnerungen an den Urlaub zu schwelgen“, meint Hanta.

Sitthixay beginnt den Arbeitsalltag meist mit einer Bierprobe, um 09.00 Uhr morgens. Chemiker testen und prüfen das Gebräu rund um die Uhr, „aber es geht nichts über den menschlichen Test“, wie er sagt. Meist hat er nichts auszusetzen. „Der einmalige Laos-Geschmack ist unser ganzer Stolz“ heißt das Motto der Brauerei. Und das Geheimnis dieses Geschmacks ist der Reis, ist Sitthixay überzeugt.

„Während in Deutschland 70 Prozent Malz und 30 Prozent Gerste verwendet wird, nehmen wir 30 Prozent Reis“, sagt er. Der Reis wird zerkleinert und gekocht, das Malz eingemaischt, und beides dann gemischt. „In Deutschland wäre Reis nach dem Reinheitsgebot verboten“, sagt Sitthixay. Genau das aber produziere den einmaligen Geschmack. Er gießt sich ein BeerLao ein, prüft erst Farbe und Krone, nimmt einen Schluck, spült ihn im Mund, schluckt - und lächelt.

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