Der Stern des Wirtschaftswunderlands

Trier · Ein Auto hatte seinerzeit einen ähnlichen Effekt wie zwei Jahre später der Triumph von Sepp Herbergers grandioser Fußball-Elf in Bern. Der Mercedes-Benz 300 zeigte 1952: Die Deutschen (und ihre Autos) sind wieder wer. So feiert der Wagen, der auch als Aden auer-Mercedes in die Geschichte einging, nun seinen 60. Geburtstag.

 Foto: Mercedes-Benz

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Trier. In den 1930er Jahren galten die großen Limousinen aus dem Hause Mercedes-Benz als angemessene Fahrzeuge für gekrönte Häupter und Staatsoberhäupter. Kein Konvoi durch Spaliere begeisterter, Fähnchen schwenkender Menschen, ohne mächtige Karossen mit großvolumigen Triebwerken aus dem Schwabenland. Bis der Zweite Weltkrieg kam.Doch schon bei der ersten Internationalen Automobilausstellung der Nachkriegszeit im Jahr 1951 präsentierten die Stuttgarter Autobauer ein Fahrzeug, das an die Tradition dieser pompösen Monumente auf Rädern erinnerte. Als dann zur Markteinführung ein Jahr später der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer den Mercedes-Benz 300 als Staats limousine wählte, war dies die Basis für weltweite Anerkennung und wirtschaftliche Erfolge. Der 5,19 Meter lange Sechszylinder-Riese mit Stern war immer in den langen Staatskarossen Aden auers in den drei Weiterentwicklungen als 300b, 300c und 300d zu finden. Erst zu Adenauers Abdankung präsentierte die Marke mit dem Stern den Typ 600 als Nachfolger und neuen großen Mercedes.Da seinerzeit im aufblühenden Wirtschaftswunder-Deutschland Sozialneid noch ein unbekanntes Wort war, fühlten sich auch zahlreiche Industriemagnaten zu einem standesgemäßen fahrbaren Untersatz hingezogen. Wenngleich auch in weniger pompöser und vielleicht eher etwas sport licherer Form. Das war dann die Geburtsstunde der Modelle 300 S Coupé, Cabriolet und Roadster. Beim Pariser Salon 1951 debütiert der 300 S als Coupé und Cabriolet. Teuerstes Auto seiner Zeit

Produktionsbeginn des 4,73 Meter langen 300 S in allen drei Varianten zum Preis von jeweils 34 500 Mark war ein Jahr später. Mit dieser stolzen Summe war der 300 S damals das teuerste Auto aus deutscher Produktion. Die Edelsportler lieferten 150 PS und ähnelten den Vorkriegs-Supersportwagen vom Typ 540 K. Noch mehr Leistung produzierte ab 1955 die modellgepflegte 300-Sc-Reihe mit einem 175 PS starken Benzin- Direkteinspritzer. Der Einsatz des zunächst nur 115 PS starken 3.0-Sechszylinders war auch an den Vorgaben einer international gültigen Hubraumgrenze im Motorsport orientiert. Daher bildete er die Basis für die Triebwerks entwicklung des legendären Flügeltürers 300 SL. Neben den pompösen Staats limousinen waren es vor allem die herrlichen offenen und kurzen 300er, die den 1950er Jahren ein Bild exklusiver Mobilität schufen, das dennoch von der gesamten Bevölkerung mitgetragen wurde. Als es mit der Einführung der Modellreihe 600 im Jahr 1963 dem 300 an den Kragen ging, war dies gleichzeitig das Ende eines Stücks deutscher Ingenieurskunst in einer Zeit des Aufbruchs und des Wieder eintritts in die Völkergemeinschaft, das seinesgleichen suchte. Extra

ausgewählte Neuwagenpreise 1952: BMW 501 15 150 Mark Opel Kapitän 9600 Mark Ford Taunus 12 M 7350 Mark Renault 4 CV 5650 Mark VW Käfer Standard 4400 Mark mws

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