Die Türgriffe versinken im Blech

Schwalbach · Der Velar ist das vierte Geländewagen-Modell von Range Rover. Er ähnelt dem kleineren Evoque, ist aber einen Tick schärfer gezeichnet.

 Der Velar ist das vierte Modell des britischen Geländewagen-Spezialisten Range Rover. Auf Wunsch ist eine Luftfederung erhältlich. Fotos: Land Rover

Der Velar ist das vierte Modell des britischen Geländewagen-Spezialisten Range Rover. Auf Wunsch ist eine Luftfederung erhältlich. Fotos: Land Rover

 Fast alle Funktionen werden im Velar über die beiden Bildschirme bedient.

Fast alle Funktionen werden im Velar über die beiden Bildschirme bedient.

Schwalbach Überbordende Kraft und Geländegängigkeit sind seit jeher die Kennzeichen eines Range Rover. Zu dem namengebenden Klassiker, derzeit in vierter Generation auf dem Markt, gesellte sich 2011 der Baby-Range Evoque mit einer Länge von 4,36 Metern. Als Dritter im Bunde kam vor vier Jahren der Range Rover Sport hinzu. Er ist etwas kürzer und beweglicher als der mittlerweile auf fünf Meter Außenlänge gewachsene Ur-Vater.
Land Rover, die Mutter von Range Rover, hat jedoch entschieden: Einer geht noch. So kommt jetzt ein weiteres Modell auf den Markt: der Velar. Als der indische Tata-Konzern 2008 die kränkelnden Marken Jaguar und Land Rover von Ford übernahm, war deren Fortbestand keineswegs gesichert.
Doch neue Chefs aus Deutschland - Ralf Speth (Vorstandsvorsitzender), Wolfgang Epple (Entwicklungschef) und Wolfgang Stadler (Produktionschef), alle ehemalige BMW-Manager - haben die beiden Marken wieder in die Erfolgsspur gebracht.
Der neue Velar, der im britischen Solihull bei Birmingham gebaut wird, ist zwischen Evoque und Range Rover Sport angesiedelt. Der 4,80 Meter lange Mittelklasse-Geländegänger ist technisch eng mit seinem Vetter Jaguar F-Pace verwandt. Zu den Konkurrenten gehören unter anderen Jeep Grand Cherokee, Mercedes-Benz GLE und Porsche Macan.
Wer den Velar zum ersten Mal zu Gesicht bekommt, könnte ihn für einen gestreckten Evoque halten, vor allem wegen seiner ansteigenden Gürtellinie samt schmaler hinterer Seitenfenster. Erst bei näherem Hinschauen fallen seine noch flacher gezogenen Scheinwerfer und die wuchtigere Linienführung von Bug und Heck auf. Er wirkt dadurch angriffslustiger als der Evoque. Bemerkenswert sind die versenkbaren Türgriffe. Dadurch erscheinen die Türen makellos glatt.
Auch im Innenraum stößt man auf einen geradlinigen Chic. Der nach dem Start des Motors ausfahrende Drehschalter für die Automatik-Stufen wirkt edel. Er ist mittlerweile ein typisches Detail in allen Range-Rover-Modellen. Weiterhin bestechen im Cockpit zwei nagelneue, hochauflösende 10,2-Zoll-Bildschirme in der Mittelkonsole.
"Anstatt mit einer Menge von Schaltern die Augen zu verwirren, wollen wir ihnen klare Flächen als Ruhepunkte geben", erläutert Mark Butler, Chef des Innenraumdesigns. Habe man sich in die Menüführung eingearbeitet, fühle man sich "so entspannt wie daheim auf dem Sofa", wie es Butler ausdrückt.
Am oberen Bildschirm kann man durch Wischen oder mittels Drehring die Funktionen Navigation, Medien und Telefon in Gang setzen. Der untere berührungsempfindliche Bildschirm ist für die Klimatisierung und die Einstellungen des Allradsystems zuständig.
Vorn ist der Sitzkomfort untadelig, hinten gibt es trotz des abfallenden Daches erstaunlich viel Kopffreiheit. Nur die Beinfreiheit lässt im Fond etwas zu wünschen übrig - trotz des ordentlichen Radstandes von 2,87 Metern. Die Lehnen des Gestühls in der zweiten Reihe lassen sich problemlos entriegeln. Klappt man sie um, fasst der Gepäckraum mit dann leicht nach vorn ansteigendem Boden bis zu 1731 Liter. Ansonsten kann man 673 Liter verstauen.
Wie alle Range Rover überzeugt der Velar im Gelände: Kommt er nicht durch, kommt keiner durch. Das Terrain Response genannte Allradsystem verfügt über fünf Fahrdynamikregelungen für unterschiedliche Wegstrecken und Wetterbedingungen. Um alles aus dem Velar herauskitzeln zu können, gibt es auf Wunsch eine Luftfederung, welche die Bodenfreiheit auf 25 Zentimeter und die Wattiefe auf 65 Zentimeter vergrößert.
Als Assistenzsysteme sind die üblichen Helfer in dieser Klasse zu haben: Toter-Winkel- und Spurhalte-Warner, Notfall-Bremsassistent, Verkehrszeichenerkennung mit Tempobegrenzer, Stauassistent und Kamerasystem für 360-Grad-Sicht sowie Scheinwerfer mit automatischer Abblendfunktion.
Sechs Motoren stehen zur Auswahl. Drei Diesel: 2.0 mit 180 PS/132 kW, 2.0 mit 240 PS/177 kW und 3.0 V6 mit 300 PS/221 kW, und drei Benziner: 2.0 mit 250 PS/184 kW, 2.0 mit 300 PS/221 kW und 3.0 V6 mit 380 PS/280 kW. Für erste Testfahrten standen der stärkste Diesel und der stärkste Benziner zur Verfügung. Mit ihrer bärigen Leistungsentfaltung zeigten sie sich über jeglichen Zweifel erhaben. Die Kraftübertragung übernimmt bei allen Aggregaten eine ZF-Achtstufen-Automatik. Ein elektrifizierter Antriebsstrang ist bei diesem sehr auf Modernität bedachten Gefährt noch Zukunftsmusik. Der Velar steht zu Preisen ab 56 400 Euro bei den Händlern.

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