Ein Auto zum Zusammenklappen

Trier/Paris · Die Parkplatzsuche ist vor allem in Ballungsräumen und Millionenstädten ein Problem der besonderen Art. Wie man es mit einem Fahrzeug der besonderen Art lösen konnte, machte ein findiger Franzose im Paris der Nachkriegszeit vor.

 Innovatives Gefährt aus den 1950er Jahren: Der Reyonnah ist klappbar. Foto: The Birmingham News/Chris Tutor

Innovatives Gefährt aus den 1950er Jahren: Der Reyonnah ist klappbar. Foto: The Birmingham News/Chris Tutor

Trier/Paris. Stellen Sie sich einmal vor, Sie können Ihren Golf, Astra, Focus - oder welches Fahrzeug auch immer - auf Haustürbreite zusammenklappen und ihn des Nachts der Einfachheit halber im Hausgang abstellen. Geht nicht? Von wegen. Im Paris der frühen 1950er Jahre brachte ein Konstrukteur namens Robert Hannoyer einen Tandem-Zweisitzer auf den Markt, der dem legendären Messerschmitt Kabinenroller ähnelte. Das Fahrzeug war wie dieser ebenfalls mit einer Kunststoff-Kuppel ausgestattet. Zwei Personen konnten darin hintereinander Platz nehmen. So sie sich denn erst einmal von oben hineingezwängt hatten.
Auch der Name des knatternden Kleinstmobils verriet das Gespür seines Schöpfers für das Außergewöhnliche: Der Name des Fahrzeugs ist nämlich auch der Nachname seines Erfinders, jedoch rückwärts gelesen. Monsieur Hannoyer besaß eine kleine Autowerkstatt in Paris und war offenbar ein findiges Kerlchen. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs trug er die Idee für ein Auto zum Zusammenfalten mit sich herum. Einen Prototyp soll es bereits 1947 gegeben haben.
Beim Pariser Autosalon des Jahres 1950 stellte Hannoyer dann eine Art Fahrzeugkörper (Torpedo) mit zusammenklappbarer Vorderachse vor. Damals allerdings noch ohne den späteren Karosserie-Aufbau in Form einer nach links wegschwenkenden Kuppel. Ein Jahr später war es dann so weit. Die Idee hatte in Form eines Mikro-Autos Gestalt angenommen und war fahrbereit.
Was das Unikum von Messerschmitts Kultfahrzeug unterschied, war eine bis dato in der Geschichte des Automobilbaus unerreichte Konstruktion: Seine Vorderachse konnte rückwärts wendend zusammengeklappt werden. Dergestalt verkleinerte sich natürlich die Spur. Die Gesamtbreite des nur 2,90 Meter langen und 200 Kilogramm schweren schrulligen Fortbewegungsmittels von ursprünglich 1,32 Metern betrug dann nur noch 75 Zentimeter. Die Folge: Der Reyonnah ließ sich problemlos in jeden Hauseingang schieben.
Dieses Konstruktionsprinzip war mitnichten ein Zufall. Die Bauvorschriften von Paris ließen nämlich nur eine bestimmte Ausdehnung der Hofeinfahrten in der Millionenstadt zu. Diese waren für den Reyonnah im zusammengeklappten Zustand allerdings kein Hindernis mehr.
Für den Antrieb des Tandemgeräts sorgte ein im Heck untergebrachter Einzylinder-Motor. Dieses Aggregat von Ydral oder AMC mit unterschiedlichem Hubraum übertrug seine Kraft von gerade einmal 8,5 PS ausschließlich auf das rechte Hinterrad der Schmalspur. Munter drauflos knatternd erreichte der kleine Franzose eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h. So etwas wie einen Kofferraum oder irgendeine Vorrichtung, mit der sich Gegenstände des täglichen Bedarfs verstauen ließen, gab es nicht.

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