"Fahre Prinz, und du bist König"

Trier/Wolsfeld · In der Region hat er vor allem bei Bergrennen immer noch viele Freunde: Der Urahn und Vorgänger des Audi TT. Vor 40 Jahren lief er zum letzten Mal vom Band und war schon damals ein Klassiker. Vor allem, weil er ein besonderes Merkmal hatte: seine hoch gestellte Heckklappe. Die Rede ist vom NSU TTS.

 Sein Markenzeichen ist die hochgestellte Heckklappe: Bei Bergrennen in der Region ist der kleine NSU Prinz 1000 TTS aus den 1960er Jahren noch immer eine Attraktion. TV-Foto: Jürgen C. Braun

Sein Markenzeichen ist die hochgestellte Heckklappe: Bei Bergrennen in der Region ist der kleine NSU Prinz 1000 TTS aus den 1960er Jahren noch immer eine Attraktion. TV-Foto: Jürgen C. Braun

Trier/Wolsfeld. In jedem Jahr, wenn bei den Bergrennen in Trier und Wolsfeld in der Eifel die wilde Kurvenhatz ansteht, sind die kleinen Rennsemmeln als Kurvenräuber und Porsche-Killer ein audiovisuelles Erlebnis. Die lakritzbunten Zwerge aber können süchtig machen. Nicht nur heute bei Slalom- oder Bergveranstaltungen, sondern schon vor einem halben Jahrhundert auf der Straße.
Der NSU Prinz 1000 TTS, im alltäglichen Sprachgebrauch auch NSU TTS genannt, war die sportlichste Variante des TT. Zwar war er eigentlich für den Einsatz bei Motorsportveranstaltungen konzipiert, dennoch konnte er auch auf der Straße gefahren werden. Zu erkennen war der TTS an seiner aufgestellten Heckklappe.
Da der hochgezüchtete Vier zylinder-Heckmotor mit der üblichen Ölkühlung nicht mehr zurechtkam und infolgedessen zu überhitzen drohte, wurde die Klappe über dem Motor während der Fahrt geöffnet. Das tauschte die warme Luft während der Fahrt auf natürlichem Wege aus. Ein Prinzip, das auch die italienische Rennsport-Manufaktur Abarth mit ihren Heckmotor-Flitzern lange Zeit präferierte.
Der giftige TTS war ein seltenes Bild auf der Straße. Er wurde 1967 bis 1972 nur insgesamt 2402 Mal gebaut. NSU war in den Nachkriegsjahren der weltweit größte Motorradhersteller, ging aber bereits Ende der 1950er Jahre dazu über, sich mit dem Bau kompakter und dennoch familientauglicher Kleinwagen zu beschäftigen. Die Konstrukteure setzten seinerzeit bevorzugt auf das Konzept eines Heckmotors. Mit derlei Fahrzeugen wurde im Nachkriegs-Deutschland das Wirtschaftswunder unter Ludwig Erhard angekurbelt.
Die ersten kleinen NSU-Baureihen (Prinz I bis Prinz III) wurden noch von Zweizylinder-Triebwerken mit bis zu 30 Pferdestärken angetrieben. Der 1967 eingeführte TTS brachte es schon auf 70 PS und auf einen auffäl ligen Ölkühler unter der vorderen Stoßstange. Der NSU-Werbeslogan war schon damals so innovativ wie die sportlichen Kompaktautos: "Fahre Prinz, und du bist König".
1969 wurde NSU durch die Fusion mit Audi zu einer VW-Tochter und firmierte fortan als Audi-NSU. Während der TTS als Vorzeigeobjekt noch auf den Rennstrecken triumphierte, wurden in dem neuen Unternehmen die Synergieeffekte gebündelt. Das Ergebnis: 1974 lief in Ingolstadt der erste Audi 50 vom Band. Ein Jahr darauf feierte der erste VW Polo Premiere. Der NSU TTS, dessen Zeit 1972 abgelaufen war, kann in der Region nach dem Ende des Trierer Bergrennens noch beim Wolsfelder Bergrennen an Pfingsten bestaunt werden.

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