Hinterbänkler gibt's hier nicht

Trier · Eines der aufgrund seiner Sitz konstruktion auffälligsten Sportcoupés, die im ´20. Jahrhundert gebaut wurden, kam aus Frankreich. Den Matra Bagheera, eine ultraflache Flunder, zeichneten drei Front sitze aus. Und da, wo normalerweise die Fond-Passagiere Platz nehmen, saß der Motor. Eine lange Lebensdauer war dem Fahrzeug jedoch nicht vergönnt.

Trier. Stilecht beim größten Langstreckenrennen der Welt, den 24 Stunden von Le Mans, wurde der damals als Stil-Ikone geltende Sportwagen Matra Bagheera im Jahr 1973 präsentiert. Klappscheinwerfer, wie sie vor allem auf dem US-amerikanischen Markt in Mode waren, dazu das neuartige Sitzkonzept und der Mittelmotor, der für eine äußerst effektive Straßenlage sorgte: Sie machten den flotten, heck getriebenen Franzosen mit seiner auffallend kantigen Karosse schnell zum Ausnahme-Athleten.
Die Firma Matra war unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg in Romorantin-Lanthenay bei Orléans unter dem Namen Mécanique Aviation Traction gegründet worden. Zunächst hatte sie sich auf den Flugzeugbereich spezialisiert und ging Anfang der 1970er Jahre eine Kooperation mit dem Unternehmen Simca ein, das damals zum US-Konzern Chrysler gehörte. Daher auch der Herstellername Matra-Simca. Die ungewöhnliche Fahrzeug bezeichnung Bagheera war literarischer Natur: Bagheera hieß der Panther im "Dschungelbuch".
Karosserie nicht alltagstauglich


Hierzulande machte sich der Bagheera leider einen zweifel haften Namen als Fehlerteufel. Das war in erster Linie der Karosserie geschuldet, die komplett aus Kunststoff bestand und mit einem darunterliegenden Stahlgerippe verklebt war. So innovativ das auch sein mochte, alltagstauglich war es nicht: Etliche Bagheera faulten unter ihrer Plastikhaut munter vor sich hin. Das führte zu Klagen der Besitzer über mit Wasser vollgesogene Sitze (die übrigens eine Plüschoberfläche hatten) nach Fahrten in heftigem Regen. So erfuhr der Bagheera eine traurige Berühmtheit als ständiger Kandidat für den Anti-Preis Silberne Zitrone, den der ADAC vergab.
So visionär die Form des kantigen Sportwagens auch war, beim Antrieb blieb der Erbauer konventionell und zahm. Der vor der Hinterachse eingebaute Motor aus dem Hause Simca stemmte 84 PS auf die Kurbelwelle. Das verhalf dem Bagheera immerhin zu einer Höchstgeschwindigkeit von 185 km/h. Richtig fertig wurde das Auto, von dem es verschiedene Serien gab, eigentlich nie. Daran herumgewerkelt wurde immer mal wieder. Modeschöpfer André Courrèges etwa verpasste dem Wagen weißen Lack, weiße Ledersitze und ein spezielles Kofferset für Madame. Mon Dieu!
Ende der 1970er Jahre verkaufte Chrysler Simca an den PSA-Konzern (Peugeot, Citroën). Fortan hieß der Flitzer Talbot Matra Bagheera. Doch 1980 kam das frühe Ende: Nach etwas mehr als 47 000 Exem plaren wurde die Produktion eingestellt. Auch seinem Nachfolger Murena erging es nicht viel besser. Schon vier Jahre später wurde er wieder eingestampft, weil Matra eine Zusammenarbeit mit Renault begann und der Murena als interne Konkurrenz zur Alpine-Baureihe angesehen wurde.

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