Revolution auf Rädern

Trier/Berlin · Die noch in den Kinderschuhen steckende Automobilindustrie hätte 1921 ein Fahrzeug revolutionieren können, das in Berlin Weltpremiere feierte: Das Produkt des Auto- und Flugzeugkonstrukteurs Edmund Rumpler (1872 - 1940) aus Wien ist als Tropfenwagen in die Geschichte eingegangen.

Trier/Berlin. Zu Beginn der 1920er Jahre steckte die Entwicklung des Automobils in vielfältiger Hinsicht noch in der Experimentierphase. Das galt auch für das Aussehen der motor betriebenen Mobile, die oft mehr Droschken ähnelten. Der Begriff stromlinienförmig wurde seinerzeit ausschließlich im Flugzeugbau angewandt. Bis 1921 Edmund Rumpler in Berlin ein Fahrzeug vorstellte, das nicht nur das Design, sondern auch die An ordnung des Antriebskonzepts auf einen Schlag verändern sollte.
Rumpler betrieb in der Hauptstadt ein Konstruktionsbüro, aus dessen Schule dieses Fahrzeug mit der tropfenförmigen Front stammte. Zwar waren damals die Geschwindigkeiten der Autos noch nicht so hoch, dass sie darauf eine Auswirkung hatte. Aber der Wagen war dadurch auf den damals meist unasphaltierten Straßen viel weniger eine Staubschleuder als andere.
Es gab eine geschlossene und eine offene Variante, wobei die Passagiere jeweils komfortabel zwischen den beiden Achsen Platz nahmen. Davor saß mittig in der Stirn der Karosserie der Fahrer.
Vor der Hinterachse lag ein Sechszylindermotor, dessen Konzeption fächerartig verlief: dreimal zwei Zylinder in W-Form (60-Grad-Winkel). So verfügte der Rumpler Tropfenwagen gleichzeitig auch über den weltweit ersten Mittelmotor.
Später wurde versucht, nachträglich den Luftwiderstands beiwert dieses Fahrzeugs zu ermitteln. Heraus kamen erstaun liche 0,28. Ebenso neu war die Verwendung gebogenen Glases für die Frontscheibe.
Im Archiv der Zeitschrift Klassik Revue findet sich ein zeitgenössisches Zitat eines Experten, der festhielt, dass "die Ansicht von der Unmöglichkeit der Weiterentwicklung des Kraft wagens durch diese Konstruktion widerlegt wird."
Wie so oft galt aber auch in diesem Fall der Prophet nichts im eigenen Land. Etwa 100 Exemplare des 17 000 Reichsmark teuren Autos wurden bis 1925 aus geliefert. Doch der unruhig arbeitende Sechszylindermotor war ein Schluckspecht, der sich mehr als 20 Liter auf 100 Kilometer genehmigte. Auch die Tatsache, dass ein Vierzylinder mit moderatem Verbrauch folgte, machte den Weg für die Serie nicht frei. Zudem fehlte ein Kofferraum. Zwar schob Rumpler eine verlängerte Version mit einem Gepäckfach im Heck über dem Motor nach. Doch es half alles nichts: Das skurrile Auto setzte sich nicht durch.
Die meisten Exemplare fanden ein spektakuläres Ende: Sie gingen 1927 im Film "Metropolis" von Fritz Lang auf einem Scheiterhaufen in Flammen auf. Der letzte Wagen steht heute im Deutschen Museum in München.

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