Teuer, selten, einzigartig

Trier/Maranello · Gäbe es einen Preis für majes tätische Erscheinung und un vergleichliche Aura, dann müssten viele Fahrzeuge aus 125 Jahren Automobilgeschichte eigentlich die (Front-)Klappe halten. Dass der reinrassige Renner, um den es heute geht, der derzeit teuerste seiner Art weltweit sein dürfte, ist nur eine Randnotiz angesichts der Erhabenheit seiner Erscheinung: der Ferrari 250 GTO.

Trier/Maranello. Waren es nun 39 oder gar nur 36 Stück? Wie viele Exemplare des 250 GTO, einer sündhaft schönen mobilen Skulptur des Enzo Ferrari wirklich die Manufaktur im italienischen Maranello verlassen haben, darüber streiten sich die Gelehrten. Dass dieses Auto vor einem halben Jahrhundert nebenbei auch noch das eine oder andere Rennen gewonnen hat, kann die Begehrlichkeiten nach dieser Rarität mit ihren geradezu sinnlichen Rundungen im Blechkleid kaum mehr steigern. Wer heute Besitzer eines solchen Prachtstücks sein darf, der wird es kaum verkaufen wollen. Der Fall war das zum letzten Mal vor rund zehn Jahren. Dabei sollen 30 Millionen US-Dollar die Seiten gewechselt haben. Bestätigt wurde die Summe nie.
Was aber macht die unvergleichliche Aura dieses homo logierten - das heißt für Wett bewerbe zugelassenen - Renncoupés aus? Es können nicht nur die beeindruckenden technischen Daten sein: Ein Antriebsaggregat, das zwölf Zylinder und einen Hubraum von 2953 Kubikzentimetern sein eigen nennt. 305 PS Leistung und eine Höchstgeschwindigkeit von 270 km/h. Beeindruckend, sicherlich. Aber so etwas kriegen auch schreiende Ungetüme der Spezies Corvette & Co. auf die (Zylinderbank-)Reihe.
Ein Ferrari 250 GTO dagegen ist in seiner Gesamtheit eine einzigartige Sinfonie. Eine Komposition des Wohlklangs aus Leistung, Erscheinung und dennoch kaum wahrnehmbarer Alltagspräsenz.
Chefdesigner und damit Schöpfer der prachtvollen barocken Formen des Ferrari 250 GTO war ein gewisser Giotto Bizzarrini. In der zu Beginn der 1960er Jahre neu geschaffenen GT-Weltmeisterschaft fuhr sein roter Renner mit dem Zwölfzylinder-Herz der Konkurrenz um ganze Sekunden davon.
Rasant zur roten Königin


Es folgten Seriensiege, Markenweltmeisterschaften und der schnelle Weg zur "regina rossa", der roten Königin. Italienischen Quellen zufolge soll der im Leerlauf leise vor sich hin blubbernde Zwölfzylinder nur 36-mal gebaut worden sein. Hinzu kamen drei Äquivalente mit einem Vierlitermotor. Die hießen dann konsequenterweise 330 GTO, weil die Zahl in der Typenbezeichnung den Hubraum eines einzelnen Zylinders angibt.
Damit man mit diesem Prachtexemplar Rennen fahren konnte, mussten laut WM-Reglement übrigens 100 Exemplare gefertigt werden. Infolgedessen griff Ferrari zu einem nicht ganz sauberen Trick. Der 250 GTO wurde in den Werksbüchern als Weiterentwicklung des bereits bekannten und erfolgreichen 250 GT SWB erklärt. Der Welt automobilverband FIA schloss sich dieser Beweisführung der Italiener an, ließ den Neuen zu, der erst 250 GT hieß. Erst nach dem Segen vom Verband kam schließlich das O - für "omologato", also Homologation - hinzu.
Dem Meisterwerk des Maestro stand nun auf dem Weg zum Mythos und in den Olymp der Kunst des Automobilbaus nichts mehr im Weg.

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