Tödliches Duell mit dem Sandmännchen

Trier · Plötzliches Einnicken am Steuer nach langer Fahrt, der sogenannte Sekundenschlaf, kann schnell zur tödlichen Falle werden. Der TV gibt Tipps, um vorzubeugen, und wirft einen Blick auf technische Assistenzsysteme.

Trier. Die einen verdienen ihr Geld damit, dass sie als Fernfahrer möglichst weite Strecken am Stück im Auto sitzen. Die anderen wollen sich nur - meist mit Familie - auf den Weg in einen entspannten Urlaub machen und dabei keine Zeit verlieren. Das Risiko tragen beide: Übermüdung am Steuer, Kampf gegen das sprichwörtliche Sandmännchen. Ein Duell, das Hunderte Male gut geht und doch ein einziges Mal nur schiefgehen muss, um in einer Katastrophe zu enden. Experten raten dringend dazu, auf längeren Strecken regelmäßige Pausen einzuplanen, um so eventuellen Konzentrationsschwächen und damit dem gefährlichen Sekundenschlaf vorzubeugen.
Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) hat ermittelt, dass jeder vierte Unfall mit Todesfolge auf Autobahnen Folge des Sekundenschlafs ist. Das sind mehr Tote, als Alkohol am Steuer bei weiten Fahrten hervorruft.
Viele moderne Fahrzeuge sind mittlerweile mit Fahrer-Assistenzsystemen ausgerüstet. Darunter auch solche, die sich den Kampf gegen aufkommende Müdigkeit auf die Fahne geschrieben haben. Müdigkeitswarner stehen bei vielen Herstellern auf der Liste gehobener Sicherheitsausstattung. Nicht nur in der sogenannten Premium-Klasse von Mercedes-Benz, Audi oder BMW sind diese Geräte zu ordern. Der sogenannte Attention Assist wurde zum ersten Mal in Daimlers neuer E-Klasse angeboten.
Auch Ford stellt im neuen Focus, einem Fahrzeug der kompakten Mittelklasse, gegen Aufpreis ein System zur Verfügung. Es erkennt eine ungewöhnliche Fahrweise und warnt daraufhin optisch und akustisch. Eine Frontkamera überwacht dabei permanent Fahrweise und Abstand zu den Fahrbahnmarkierungen. Die Systeme arbeiten in der Regel einwandfrei. Doch wo Technik eingesetzt wird, können auch Tücken im Betriebssystem auftreten. Diese Auflistung erhebt im Übrigen keinen Anspruch auf Vollständigkeit aller Autohersteller, die solche unterstützenden Systeme anbieten.
Dem Erfindergeist sind bei der Weiterentwicklung kaum Grenzen gesetzt: Forscher vom Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT in Ilme nau (Thüringen) haben ein Assistenzsystem entwickelt, das die Augenbewegungen des Fahrers beobachtet und ihn rechtzeitig vor dem Einnicken warnt. Die Besonderheit des sogenannten Eye-Trackers ist, dass er sich nach Angaben des Instituts mühelos in jedes Auto einbauen lassen soll. Da der Eye-Tracker über mindestens zwei Kameras verfügt, die drei dimensional aufzeichnen, erkennt er die räumliche Lage der Pupille und die Blickrichtung. Stellen die Kameramodule fest, dass das Auge etwa länger als eine Sekunde geschlossen ist - die Zeit lässt sich variabel einstellen - wird Alarm ausgelöst.
Ungeachtet elektronischer Heinzelmännchen aber gelten menschliche Vorsorge und umsichtiges Handeln immer noch als das Beste. Der DVR empfiehlt daher, alle zwei Stunden eine Pause von etwa 20 Minuten einzulegen. Ein kurzer Tankstopp mit einem schnellen Kaffee zwischendurch reiche zur Regeneration nicht aus, sagen Experten des Verkehrssicherheitsrats. Bei einer Pause sollte man aus dem Fahrzeug aussteigen und sich mit etwas Bewegung an der frischen Luft für die Weiterfahrt fitmachen. Schließlich soll das Ziel körperlich unbeschadet erreicht werden.

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