Vettel und das Schumacher-Erbe

Sebastian Vettel ist zwar das "Baby Schumi”-Image nach seinen beeindruckenden Erfolgen längst los, wird er es aber schaffen Michael Schumacher als den besten Formel-1-Fahrer aller Zeiten abzulösen?

 Sebastian Vettel zeigt sich beim Großen Preis von Italien nach dem Rennen mit einer Ferrari-Fahne als glücklicher Zweiter. Foto: Daniel Dal Zennaro

Sebastian Vettel zeigt sich beim Großen Preis von Italien nach dem Rennen mit einer Ferrari-Fahne als glücklicher Zweiter. Foto: Daniel Dal Zennaro

Vergleiche unausweichlichWährend seiner gesamten Formel-1-Karriere verfolgen den viermaligen Weltmeister aus Heppenheim die Vergleiche mit seinem Freund und Landsmann. Diese werden jetzt nach dem Wechsel zu Ferrari natürlich auch noch stärker bemüht. Viele deutsche Fans und die Medien stellen sich die Frage, ob es der 28-jährige Vettel schaffen wird, den statistisch gesehen größten Formel-1 Fahrer aller Zeit einzuholen. Angesichts der jüngsten Erfolge des jetzigen Ferrari-Fahrers sind solche Spekulationen natürlich berechtigt. Wenn man sich aber Vettels Ausgangslage genauer ansieht, ist dies dennoch eher nicht zu erwarten.

Anfänge Beide Fahrer kamen in sehr jungen Jahren in den Formel-1-Zirkus. Während Schumacher 1991 als 22- jähriger beim Grand Prix von Belgien sein Formel-1 Debüt feierte, war Vettel bei seinem ersten Rennen fast drei Jahre jünger. Entsprechend konnte er auch seine erste Poleposition, seinen ersten Grand-Prix-Sieg, sowie auch seinen ersten Weltmeistertitel in deutlich jüngeren Jahren als Michael Schumacher feiern.

Mit 28 Jahren und vier Weltmeister-Titeln scheint es also bei oberflächlicher Betrachtung nur eine Frage der Zeit, bis die bislang unerreichten sieben Titel des Kerpener PS-Gottes von Vettel eingeholt werden.

Wechsel zu Ferrari unter unterschiedlichen VorzeichenTrotz der vielen gemeinsamen Parallelen der zwei Asse gibt es aber einige entscheidende Unterschiede, die das Eintreten derartiger Erwartungen eher unwahrscheinlich erscheinen lassen.
Der Wechsel zu Ferrari, den beide im Alter von 27 Jahre über die Bühne brachten, steht nämlich unter gänzlich unterschiedlichen Vorzeichen.
Schumis Erfolg bei Ferrari war die Krönung eines gut durchgeplanten und mit viel Geduld umgesetzten Top-Down-Ansatzes der 2000 zum ersten Weltmeistertitel seit 1979 führte und dem danach noch vier weitere Titel folgen sollten.

Vor seiner Ankunft waren mit Montezemolo und Jean Todt zwei Motorsport-Koryphäen zu Ferrari geholt worden, zu denen sich seine alten Team-Benetton-Kollegen - Technik-Genie Ross Brawn, sowie Rory Byrne gesellen sollten. Damit wurde Ferrari zu einem wahren "Dream Team" und gleichzeitig zum Siegen verdammt.

Ob das aktuelle Team bei Ferrari - Marchionne, Arrivabene, Allison und Resta - Vettel eine ähnlich stabile Plattform werden bieten können, ist in einer immer schnelllebigeren Motorsportszene mehr als fraglich.

Nicht vergleichbare KonkurrenzsituationWesentlich schwerer sollte aber die geänderte Konkurrenzsituation wiegen.
Fernando Alonso, Kimi Raikkonen, Jensen Button, Nico Roseberg und besonders der beste britische Pilot aller Zeiten, Lewis Hamilton haben eine andere Qualität, als die Fahrer, mit denen es Schumacher zu tun hatte. Sie werden es Vettel ungleich schwerer machen, weitere Titel einzuheimsen.

Im Vergleich dazu waren die Konkurrenten Schumachers zwar talentierte Rennfahrer, aber bei weitem keine Ausnahmeerscheinungen. Womit es nach den Abschieden von Nelson Piquet, Alan Prost, Ayrton Senna und Nigel Mansel wenig ernsthafte Gegenwehr für den überragenden Schumacher gab.

Ob es Vettel schaffen wird in den nächsten Jahren sein großes Idol nachzuahmen, steht noch in den Sternen. Gewiss ist aber, dass er mit einer Rückeroberung des langersehnten Weltmeistertitels für Ferrari zu einer Legende bei den Tifosi der Scuderia aufsteigen würde.

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