Außenwände nachträglich dämmen: Die Materialien im Überblick

München (dpa/tmn) · Die allermeisten Fassaden in Deutschland werden mit einem Stoff gedämmt, den wir eigentlich als Styropor kennen: Polystyrol. Mit großem Abstand folgen Steinwolle und nachwachsende Rohstoffe für die Außendämmung. Warum sind diese Materialiengruppen so beliebt?

 Mineralwolle wie Steinwolle wird aus Rohstoffen wie Dolomit, Scherben und Sand sowie Eisenoxid und Zement hergestellt. Geschmolzen und dann zerfasert lässt sich das Material zu Matten für die Fassadendämmung verarbeiten. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert

Mineralwolle wie Steinwolle wird aus Rohstoffen wie Dolomit, Scherben und Sand sowie Eisenoxid und Zement hergestellt. Geschmolzen und dann zerfasert lässt sich das Material zu Matten für die Fassadendämmung verarbeiten. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert

Ein Haus kann über die Außenwände viel Wärme verlieren. Das kostet nicht nur Geld, sondern auch Ressourcen. Dagegen hilft eine Decke aus Dämmstoff. Polystyrol liegt trotz seiner viel diskutierten Brandgefahr weit vorn.

Werner Eicke-Hennig von der Hessischen Energiespar-Aktion geht von 85 Prozent Marktanteil bei der Außendämmung aus. Gefolgt von Mineralwolle wie Steinwolle und nachwachsenden Rohstoffen wie Holzfasern. Was können diese Stoffe?

Was ist der Vorteil von Polystyrol?

Das umgangssprachlich als Styropor bekannte Polystyrol ist derzeit das günstigste Material zur Außendämmung. Es weist laut Industrieverband Hartschaum mit 0,032 bis 0,040 Watt pro Meter und Kelvin (W/mK) gute Wärmeleitzahlen auf. Hier gilt grundsätzlich: Je niedriger der Wert, desto besser ist die Wärmedämmwirkung eines Stoffs. Ein Vorteil von Polystyrol ist seine leichte Verarbeitung: „Man kann die Platten mit einem Heißdraht einfach ohne Rückstände schneiden“, erklärt Ulrich Krenn vom Verein Qualitätsgedämmt. Bei ausreichender Wartung und Pflege halten die so gedämmten Fassaden mindestens 30 bis 40 Jahre. Danach lässt sich die Fassade aber mit einer neuen, dünneren Dämmschicht aufdoppeln.

Warum wird der Dämmstoff auch kritisiert?

Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) aus Polystyrol gelten zwar als grundsätzlich sicher, in Einzelfällen können sie aber in Brand geraten. Für Neubauten gibt es daher besondere Vorschriften, für Bestandsbauten hat die Bauministerkonferenz Empfehlungen gemacht. Auf diese weist der Verband Privater Bauherren hin. Hausbesitzer sollten ihre Fassaden intakt halten. Denn der beste Brandschutz ist eine Putzschicht über ihm ohne Risse und Löcher. „Die Anzahl der Brände hat sich durch Polystyrol nicht erhöht“, sagt Eicke-Hennig. Der Dämmstoff sei seit 1952 auf dem deutschen Markt und habe sich in Studien bewährt.

Steinwolle ist eine beliebte Alternative? Was sind die Vorteile?

Dieser Dämmstoff hat laut dem Forschungsinstitut für Wärmeschutz (FIW) eine niedrige Wärmeleitfähigkeit von 0,032 bis 0,048 Watt pro Meter und Kelvin. „Steinwolle hält bei einem Brand länger stand als Polystyrol“, nennt Krenn einen Vorteil.

Wie gut machen sich Holzfaserplatten zur Dämmung?

„Sie sind offenporig und wirken sich zusätzlich günstig auf den Schallschutz aus“, erklärt Tobias Wiegand, Geschäftsführer im Verband Holzfaser Dämmstoffe . Als Dämmmaterial weisen sie eine gute Wärmeleitfähigkeit von 0,040 bis 0,055 Watt pro Meter und Kelvin auf. Ein großer Vorteil ist die Langlebigkeit. Mit mindestens 50 Jahre könne man rechnen, so Wiegand.

Wie kommen die Platten an die Außenwand?

„Technologisch ist die Dämmung der Außenfassade nicht schwierig, da die gängigen Wärmedämmverbund-Systeme (WDVS) aufeinander abgestimmt sind“, erklärt FIW-Geschäftsführer Prof. Andreas Holm. Dämmstoffplatten werden bei dieser Variante außen auf das bestehende Mauerwerk oder den Putz geklebt, gedübelt und mit einer Armierungsschicht sowie einem Sichtputz versehen. Die Alternative ist die Vorhangfassade, eine Holzkonstruktion vor der Wand. In diese kommen Dämmstoffe wie Steinwolle, erklärt Eike-Hennig. Der Vorteil: Die Fassade ist hinterlüftet, wodurch Feuchtigkeit entweichen kann. Hier kann die Art der Trägerschicht nach Belieben gestaltet werden. Das Haus kann also auch Holzschindeln oder Schiefer tragen.

Service:

Die Verbraucherzentrale hat drei Broschüren zum Thema Wärmedämmung aktualisiert und bietet diese einzeln oder im Paket zum kostenlosen Download an.

Jeder Dämmstoff für die Fassade ist anders. Der eine wird dünner an die Wände gepackt, der andere muss dicker sein. Das ist nicht nur abhängig vom Material, sondern auch von dessen Produktform. So kommt es etwa darauf an, ob eine Matte, Platte oder Schüttung verwendet wird.

Wie dick die isolierende Schicht sein muss, um gute Ergebnisse zu erzielen, erfahren Hausbesitzer mit Blick auf den Lambda-Wert zur Wärmeleitfähigkeit. Je kleiner der Wert ist, desto besser ist die Wärmedämmung, erklärt die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Das bedeutet auch: Je höher der Wert ist, desto dicker muss die Dämmschicht sein. Der Wert der gebräuchlichen Materialien liegt den Angaben zufolge zwischen 0,025 und 0,040 Watt pro Meter und Kelvin (W/mK).

 Die Fasern flexibler Holzfaserplatten werden mit Wasserdampf erhitzt, so dass miteinander verkleben. So lassen sie sich zur Fassadendämmung nutzen. Foto: Andrea Warnecke

Die Fasern flexibler Holzfaserplatten werden mit Wasserdampf erhitzt, so dass miteinander verkleben. So lassen sie sich zur Fassadendämmung nutzen. Foto: Andrea Warnecke

 Außenwände in Deutschland erhalten vornehmlich Platten aus Polystyrol. Bekannt ist das Material als Styropor. Foto: Kai Remmers

Außenwände in Deutschland erhalten vornehmlich Platten aus Polystyrol. Bekannt ist das Material als Styropor. Foto: Kai Remmers

Ein zweiter wichtiger Wert ist der Wärmedurchgangskoeffizient. Er ist auch als U-Wert bekannt. Mit ihm wird die Wärmedurchlässigkeit angegeben, wie der Verbraucherzentrale Bundesverband erläutert. Beziffert wird so, wie viel Wärme in einer bestimmten Zeitspanne bei einem Kelvin Temperaturunterschied zwischen innen und außen durch einen Quadratmeter der Fläche der Gebäudehülle fließt. Betrachtet wird hier nicht nur der Dämmstoff allein, sondern die Schicht im Zusammenspiel mit dem Mauerwerk und dem Putz. Auch hier gilt: Je kleiner der U-Wert, desto geringer ist der Verlust von Heizenergie.

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