Baumwolle verschlingt Unmengen an Wasser: Bio-Ware kaum besser

Berlin (dpa/tmn) · Rund 6,4 Milliarden Kubikmeter Wasser braucht die Baumwolle, die in einem Jahr in Deutschland gekauft wird - zum Beispiel als Jeans, T-Shirts oder Handtücher. Das belastet die Umwelt. Bio-Ware ist keine echte Alternative, aber bestimmte Labels.

 Die Baumwolle, die in einem Jahr in Deutschland gekauft wird, braucht mehr Wasser als Waschen, Kochen, Baden zusammen. Foto: Sebastiao Moreira

Die Baumwolle, die in einem Jahr in Deutschland gekauft wird, braucht mehr Wasser als Waschen, Kochen, Baden zusammen. Foto: Sebastiao Moreira

Die Herstellung von Baumwolle für Produkte in Deutschland verschlingt Unmengen an Wasser. Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden errechnete für das Jahr 2010 einen Wasserverbrauch von rund 6,4 Milliarden Kubikmeter. Die Menge sei mehr als doppelt so groß wie diejenige, die die privaten Haushalte im gleichen Zeitraum zum Waschen, Kochen und Baden verbraucht hätten, teilte das Bundesamt am Dienstag (11. Juni) mit.

Beim Kauf können Kunden derzeit kaum nachvollziehen, wie hoch der Wasserverbrauch bei Baumwollprodukten ist. Auch Bio-Baumwolle zu kaufen, ist keine echte Alternative, wie Saphir Robert von der Verbraucher Initiative in Berlin erläutert. „Hier wird verstärkt auf einen geringen Einsatz von Pestiziden geachtet“, sagt die Expertin für Nachhaltigkeit. „Die Frage ist aber, ob die Felder einfach überschwemmt werden oder ob gezielt gewässert wird - etwa mit der Tröpfchenbewässerung.“

Generell können Verbraucher sich dem Naturschutz zuliebe an Labels mit Umweltkriterien für die Produktion halten, erklärt Robert. „Hier gibt es noch viel zu tun, aber es ist auf jeden Fall eine Möglichkeit.“ Die Expertin empfiehlt etwa das Label „IVN zertifiziert Naturtextil Best“ oder den „Global Organic Textile Standard“ (GOTS). Sie sehen zum Beispiel vor, das verwendete Fasern aus ökologischer Landwirtschaft stammen oder in der Produktion keine bedenklichen Chemikalien verwendet werden. Alternativen sind das Fairtrade-Siegel oder das firmeneigene Label „Green Cotton“ . Fairtrade achtet eigenen Angaben zufolge auf einen bewussteren Wassereinsatz bei der Produktion.

„Schwierig wird für den Verbraucher aber sein, Kleidung aus Bio-Baumwolle im normalen Handel zu finden“, erläutert Robert. Zwar legten größere Ketten immer mal wieder einzelne Öko-Kollektionen auf, aber weit verbreitet seien diese bisher nicht. Im Internet können Kunden gezielter suchen. „Und dort gibt es auch größere Shops für Kleidung, die unter sozial- und umweltverträglichen Bedingungen hergestellt wurden.“

Die Statistiker rechneten den Wasserbedarf für alle Produktionsschritte der Baumwolle zusammen - vom Anbau über die Weiterverarbeitung bis zum Endprodukt. Das allermeiste Wasser werde zum Bewässern der Felder gebraucht - etwa in der Türkei oder Usbekistan. Dieses Bewässerungswasser habe 2010 einen Anteil von fast 73 Prozent am gesamten Wassereinsatz der in Deutschland gekauften Baumwollprodukte gehabt.

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