Bei Schlüsseldiensten auf Extrakosten achten

Hamburg (dpa) · Wer ohne Schlüssel vor der eigenen Haustür steht, fühlt sich nicht nur hilflos. Er ist es oft auch - und muss dann auf den Schlüsseldienst vertrauen. Nicht immer geht das gut. Schwarze Schafe lassen sich für ihre Arbeit mehr bezahlen, als ihnen zusteht.

 Ärgerlich: Wenn der Schlüssel von innen steckt und der Schlüsseldienst kommen muss, kann das schnell teuer werden. Foto: Kai Remmers

Ärgerlich: Wenn der Schlüssel von innen steckt und der Schlüsseldienst kommen muss, kann das schnell teuer werden. Foto: Kai Remmers

Manche Schlüsseldienste nutzen die Hilflosigkeit ihrer Kunden gehörig aus. Das Öffnen einer Tür kann dann mehrere hundert Euro kosten. Wie viel zusammenkommt, sei vorher meist schwer zu durchschauen, sagt Julia Rehberg von der Verbraucherzentrale Hamburg. Denn über die Gesamtpreise werden die Kunden oft im Unklaren gelassen. Vor allem Zusatzkosten, etwa für die Anfahrt oder Zuschläge am Wochenende, würden häufig nicht erwähnt. Und wer vor verschlossener Haustür steht, frage oft nicht nach.

So viel Zeit sollte aber sein. Rehberg empfiehlt, bei mehreren Anbietern nachzufragen und Preise zu vergleichen. Oft sind die ersten Minuten, nachdem die Tür zugefallen ist, entscheidend: Wer dann ohne nachzudenken irgendeinen Schlüsseldienst anruft, macht schon den ersten Fehler. Also Ruhe bewahren, beim Nachbarn klingeln und bei dem ins Branchenbuch schauen - und nicht unbedingt die Nummer wählen, die dort als Erstes steht.

Denn ein Problem besteht darin, dass sich nicht ohne weiteres erkennen lässt, woher der Monteur anreist: „Gerade am Wochenende landet man unter Umständen in einem Callcenter, das dann einen Monteur losschickt. Man glaubt, das sei jemand aus der näheren Umgebung, dabei kommt der sonst woher“, warnt die Verbraucherschützerin. Schon das könne den Preis nach oben treiben - wenn für die Anreise nach Zeitaufwand bezahlt werden muss.

Richtig teuer wird es, wenn die Tür auch noch am Wochenende zugefallen ist: „Dann sind 100 Prozent Aufschlag üblich“, sagt Rehberg - und auch rechtlich nicht zu beanstanden. „Höher darf der Aufschlag aber nicht sein. 500 Prozent sind ganz sicher Wucher.“ Häufig verlangten Schlüsseldienste für einen Einsatz nach 17.00 Uhr einen Spätzuschlag von 50 und dann ab 22.00 Uhr einen Nachtzuschlag von 100 Prozent.

Die Kosten hängen außerdem vom Arbeitsaufwand ab: Wenn sich die Tür problemlos in wenigen Minuten öffnen lässt und das Schloss nicht ausgetauscht werden muss, seien Kosten von 75 bis 100 Euro realistisch, sagte Rehberg - inklusive Anfahrt. Und entsprechend doppelt so viel am späten Abend oder Wochenende. Ist der Arbeitsaufwand deutlich größer, wird es entsprechend teurer: Viele Schlüsseldienste verlangten für ihre Dienstleistungen keine pauschale Bezahlung, sondern rechneten nach der Arbeitsdauer ab.

„Man sollte sich vorher danach erkundigen“, empfiehlt Rehberg, „und sich auch erklären lassen, wie viel da zusammenkommen kann.“ Oder noch besser: Man vereinbart einen Festpreis. „Dann wissen Sie ganz genau, was auf Sie zukommt.“

„Wir hatten den Fall, dass ein Schlüsseldienst gut 500 Euro verlangt hat, der Gutachter hinterher aber nur 200 für gerechtfertigt hielt“, erzählt Rehberg. Wenn die Preise total überzogen seien, bestehe durchaus Aussicht, rechtlich erfolgreich dagegen vorzugehen. Einfacher haben es diejenigen, die nicht sofort die volle Summe bezahlt haben: „Man könnte zum Beispiel 100 Euro anzahlen und den Rest später begleichen, wenn die Forderung überprüft und für berechtigt befunden wurde.“ Oft drängten die Schlüsseldienstmitarbeiter aber darauf, ihr Geld gleich zu bekommen.

Wenn am Wochenende die Kosten erkennbar auf mehrere hundert Euro hinauslaufen würden, sei möglicherweise eine Nacht im Hotel die billigere Alternative. Und damit man gar nicht erst in die Verlegenheit kommt, mit bloßen Händen vor verschlossenen Türen zu stehen, rät Rehberg, einen Schlüssel bei den Nachbarn zu deponieren.

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