Das alte läuft noch: Wann neues Haushaltsgerät sinnvoll ist

Berlin (dpa/tmn) · Vielleicht hat die Werbung der Hersteller Einfluss: Immer häufiger werden noch funktionstüchtige Haushaltsgeräte weggeworfen und gegen neue - bessere und effizientere - Modelle ausgetauscht. Lohnt sich diese Investition wirklich?

 Weniger Stromverbrauch, effizienteres Arbeiten: Hersteller werben damit, dass Haushaltsgeräte immer besser werden. Doch nicht immer lohnt sich der Austausch. Foto: Florian Schuh

Weniger Stromverbrauch, effizienteres Arbeiten: Hersteller werben damit, dass Haushaltsgeräte immer besser werden. Doch nicht immer lohnt sich der Austausch. Foto: Florian Schuh

Immer mehr Menschen neigen dazu, Haushaltsgeräte gegen bessere Modelle auszutauschen, obwohl die alten noch funktionieren. Das geht aus einer Untersuchung des Umweltbundesamtes hervor.

Aber ist der Austausch von Kühlschrank und Co. wirklich sinnvoll? Und wenn, sollte man dann in die höchsten Energieeffizienzklassen investieren - also in Geräte, die oft teurer sind? Einige Tipps im Überblick:

Kühlschrank: Grundsätzlich lohnt sich der Austausch eines 10 bis 15 Jahre alten Gerätes durch ein Gerät der Klasse A+++ nach Ansicht des Öko-Instituts in Berlin schon allein aus Umweltgründen. Der Energieverbrauch, der zur Herstellung des neuen Modells benötigt wird, amortisiert sich innerhalb von 0,7 bis 2,5 Jahren durch die Einsparungen beim Stromverbrauch im Betrieb. Und Sparfüchse profitieren auch: Die Anschaffungskosten kompensieren sich rasch, man muss aber natürlich erst mal den Kaufpreis investieren können.

Wenn schon, dann sollte man in Modelle mit höheren Effizienzklassen investieren, empfehlen die Experten. Denn die Spitzengeräte der aktuellen Klasse A+++ verbrauchen weniger als die Hälfte der Energie als die schlechtesten Geräte innerhalb der Klasse A+. Das ist inzwischen auch die schlechteste Kategorie für neue Kühlschränke auf dem Markt. Bei Ware im Handel, die mit den tieferen Klassen bis D gekennzeichnet ist, handelt es sich noch um alte Lagerware.

Kauftipp: Wer möglichst wenig Betriebskosten haben möchte, sollte auf stromfressende Funktionen verzichten. Das ist etwa die viel gepriesene No-Frost-Funktion oder die Null-Grad-Zone. Denn Geräte damit verbrauchen mehr Energie als ein Gerät der gleichen Energieklasse ohne diese Extras.

Waschmaschine: Eine durchschnittliche Maschine hält sich ungefähr für 1840 Waschgänge. Das entspricht etwa einem Zeitraum von 9 bis 15 Jahren. Ob sich der vorzeitige Austausch lohnt, ist hier jedoch eine sehr individuelle Sache, abhängig auch von der Art der Waschgänge und ihrer Häufigkeit. Das lässt sich etwa mit dem Online-Tool des Forums Waschen ausrechnen ( dpaq.de/LaXR9 - www.forum-waschen.de ).

Kauftipp: Man sollte auf die Schleuderwirkungsklasse achten, rät die HEA - Fachgemeinschaft für effiziente Energieanwendung. Möglich sind die Klassen A bis G. Je schlechter diese ist, desto feuchter ist die Wäsche nach dem Schleudern - und umso teurer wird der Durchlauf im Wäschetrockner.

Wäschetrockner: 10 bis 15 Jahre halten die Geräte in der Regel. Ein früherer Austausch gegen ein effizienteres Modell kann etwa bei einem elektrisch betriebenen Ablufttrockner der Energieeffizienzklasse C sinnvoll sein, erklären die Experten des Öko-Instituts. Und bei einem alten Kondensationstrockner ohne Wärmepumpe lohne sich der Neukauf umso eher, je häufiger er läuft und je schlechter die Waschmaschine schleudert. Denn je mehr Feuchtigkeit in der Wäsche bleibt, umso mehr muss der Trockner arbeiten.

Kauftipp: Hier ist nach Ansicht der Experten des Öko-Instituts beim Austausch die Anschaffung eines teureren Wäschetrockners der Klasse A+++ oder A++ sinnvoll. Denn die effizientesten Modelle haben eine Wärmepumpe, die Wärme aus der feuchten Luft zurückgewinnt und wieder zum Aufheizen verwendet. Das lässt bis zu 50 Prozent Strom einsparen. Für einen konventionellen Kondensationstrockner ist derzeit auch maximal die Klasse B möglich.

Geschirrspüler: Sie halten sich in der Regel 12 Jahre bei angenommenen 280 Spülgängen pro Jahr. Ob sich der Austausch schon früher lohnt, muss abhängig von Nutzungsverhalten individuell berechnet werden. Das Forum Waschen bietet auch hierzu online einen Verbrauchsrechner mit Vergleichswerten an ( dpaq.de/i4cpF - www.forum-waschen.de ).

Kauftipp: Verbraucher müssen wissen: Es dürfen nur noch Modelle mit der Gesamtklasse A+++ bis D in den Handel kommen. Aber auf dem Etikett wird auch über die Trocknungswirkung informiert - und zwar in Extra-Klassen von A bis G.

Die Lebensdauer der in Deutschland genutzten Haushaltsgeräte nimmt ab. Das liegt laut einer Untersuchung des Umweltbundesamtes zum einen daran, dass die Geräte schneller kaputtgehen. Zum anderen tendieren immer mehr Menschen dazu, ein noch funktionstüchtiges Gerät wegzuwerfen, um sich ein besseres Modell zuzulegen.

Wie aus der vorgestellten Studie hervorgeht, benutzten Verbraucher neu gekaufte Waschmaschinen, Geschirrspüler, Kühlschränke, Trockner und Herde im Jahr 2004 noch im Schnitt 13,5 Jahre. Bis 2012/2013 nahm die Nutzungsdauer auf 12,5 Jahre ab.

Kritisch ist aus Sicht des Umweltbundesamtes, dass der Anteil an defekten Großgeräten, die nach weniger als fünf Jahren ausgetauscht werden mussten, von 3,5 Prozent auf 8,3 Prozent stieg.

Doch es liegt auch am Konsumverhalten - vor allem wenn es um Mode, Handys oder Unterhaltungselektronik geht. Im Jahr 2012 nutzten Erstbesitzer ihre TV-Flachbildschirme im Schnitt 5,6 Jahre, bevor sie sich ein neues Gerät kauften. In den meisten Fällen wurde der Bildschirm nicht wegen eines Defektes ersetzt. Laut Umweltbundesamt tauschten die Besitzer 60 Prozent ihre Flachbildschirme aus, obwohl sie noch funktionierten.

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